VON OLIVER GRISS UND JOACHIM SIELSKE (BONGARTS/GETTY IMAGES)

Kult-Löwe Werner Lorant (68) ist in großer Sorge um den TSV 1860. Im exklusiven dieblaue24-Interview bezieht die Trainerlegende aus Waging am See Stellung zu den Vorfällen im Verein.

Herr Lorant, Sie haben den Verein seinerzeit von den Niederungen der Bayernliga bis in die Champions League-Qualifikation geführt. Jetzt ist der TSV 1860 in die viertklassige Regionalliga Bayern abgestürzt. Wie fühlt sich das an?

WERNER LORANT: Was in diesem Verein passiert, ist eine einzige Katastrophe. Jetzt sind wir nicht in der Dritten Liga, sondern in der Regionalliga. Vierte Liga! Wie konnte das alles passieren? In der Relegation gegen Regensburg kamen 63.000 Fans in die Allianz Arena - und demnächst spielen die Löwen auf irgendwelchen Dörfern. Das darf alles nicht wahr sein. Was haben die Leute, die die Verantwortung für diesen Verein haben, gearbeitet? Ich sehe nur Schutt und Asche. Wenn ich vom Volk gewählt werde, dann habe ich eine große Verantwortung. Dieses Vertrauen haben diese Leute gnadenlos missbraucht. Ich habe dazu nur eine Meinung: Bleibt lieber zu Hause und lasst 1860 endlich in Ruhe!

Wen meinen Sie genau?

Ich werde bewusst keine Namen nennen. Die Leute, die ich meine, wissen das schon selbst, dass sie gemeint sind.

Wer trägt die Schuld für den Zwangsabstieg?

Alle sind verantwortlich! Der Investor, weil er übertariflich ausländische Spieler verpflichtet und sich von sogenannten Beratern verarschen hat lassen - und die e.V.-Seite, weil sie jahrelang zugeschaut und bis heute kein Konzept hat. Es war ja bequem, sich hinter Ismaik zu verstecken und alle zwei Wochen im VIP-Bereich bei Kaffee und Kuchen die große Fußball-Welt zu inhalieren. Der Verwaltungsrat ist bei 1860 das stärkste Organ im Verein - was haben diese Leute gemacht, um 1860 wirklich zu helfen? Ich sehe keinen Plan, sondern höre nur Blablabla. Hat da einer Fußball-Kompetenz? Nein! Wenn ich keine Ahnung habe, dann muss ich mir jemand für den Sport holen. Es ist charakterlos, jetzt mit dem Finger auf Ismaik zu zeigen und zu sagen: “Der war’s!”