VON OLIVER GRISS

Wenn der TSV 1860 im Januar 2017 in die Rückrunde startet, sollte der Verein eigentlich die Münchner Sportfotografen zum vierten Mal in dieser Saison an die Grünwalder Straße einladen, schließlich hat das aktuelle Mannschaftsfoto, das es im Fanshop zu kaufen gibt, nur noch Archivwert. Das Trainerteam wird neu sein (zu 90 Prozent mit dem Portugiesen Vitor Pereira) - ebenso werden auch einige neue Köpfe im Profikader hinzu kommen, um das Team zu korrigieren.

Aber auch in der Führungsebene herrscht ein Kommen und Gehen: Der anfangs hochgelobte Thomas Eichin ist nicht nur am Pulverfass 1860 und der falschen Kaderzusammenstellung gescheitert, sondern auch an sich selbst. Bereits sein Start in München-Giesing war äußerst kurios: Um bei den Löwen überhaupt anzufangen, erbat er sich vom Verein eine einmonatige Auszeit - und das genau in einer Phase, in der die Mannschaft auf Herz und Nieren überprüft werden sollte. Dass er die Zeit von der Bekanntgabe seines Einstiegs am 23. Juni bis zu seinem offiziellen Start am 1. August, “ehrenamtlich” - wie er sagt - gearbeitet und dabei auch den Großteil der Transfers abgewickelt hat, spielt keine Rolle. Spätestens bei diesem Wunsch nach Freizeit hätten bei Investor Hasan Ismaik und Präsident Peter Cassalette die Alarmglocken läuten müssen. Was bei anderen Bundesliga-Klubs wahrscheinlich ein No-Go ist, war bei 1860 möglich.

Nach 126 Tagen bekam “Ich-bin-noch-nicht-angekommen”-Eichin nun die rote Karte vom TSV 1860 gezeigt - aber das ist beileibe kein Rekord bei Münchens großer Liebe. Im Jahr 2010 ging Geschäftsführer Robert Niemann (Dr. Hollywood) nach nur 105 Tagen. Er war auch so ein Missverständnis bei den Löwen.

Nach den schlechten Erfahrungen der letzten Jahre sollte der Verein aber auch bei seinen Spielertransfers künftig ganz genau hinschauen: Zum einen, ob Spieler X den fitness-relevanten Belastungen des Zweitliga-Alltags überhaupt standhalten kann - und zum anderen, ob Spieler X in der Lage ist, die Mannschaft sportlich weiterzubringen oder doch nur dazu dient, damit Spielerberater sich die Taschen füllen. Vor allem in diesem Bereich besteht Verbesserungsbedarf.

Umso wichtiger ist jetzt, dass der TSV 1860 endlich mit Weitsicht agiert und sich nicht wieder von schönen Worten und Formulierungen bei diversen Einstellungsgeprächen blenden lässt, sondern jeden neuen Mitarbeiter vorher genau “durchleuchtet”, damit man nach kürzester Zeit nicht wieder - wie im Fall Eichin - sagen muss: Wir haben uns geirrt!