VON OLIVER GRISS

Dass beim TSV 1860 weitgehend die Emotionen das Vereinsleben bestimmen, zeigt einmal mehr der Fall des wechselwilligen Torhüters Vitus Eicher. Weil der 26-Jährige den Zweitliga-Dino aufgrund seines derzeitigen Status als Nummer 3 sechs Monate vor Vertragsende in Richtung Heidenheim verlassen wollte, aber Geschäftsführer Anthony Power wenig überraschend eine angemessene Ablöse forderte, wurde die aberwitzige Posse schnell öffentlich. Mit welchem Sinn und Zweck? Vielleicht sollte die “Akte Eicher” einzig und allein Power schaden, der im Auftrag von Investor Hasan Ismaik die 1860-Finanzen kontrollieren soll und anders als seine Vorgänger Licht ins Dunkel bringen will.

Fakt ist: Die Transferzeit beginnt sowieso erst am 1. Januar und dauert bis zum 31. Januar - genau in dieser Phase hat der neue Trainer Vitor Pereira Zeit, sich selbst ein Bild von Eigengewächs Eicher zu machen und dann zu entscheiden, ob der Erdinger noch 1860-kompatibel ist oder sportlich durchs Raster fällt. Nichts anderes hatte Power übrigens auch in der offiziellen Presseerklärung des TSV 1860 gesagt, als er meinte: “Das letzte Wort bei Vitus Eicher wird unser neuer Trainer haben.”

Und dennoch war der Fall Eicher & Power das Überthema der letzten Tage bei 1860 - bis gestern, als Präsident Peter Cassalette dann doch noch vernünftigerweise einlenkte. “Wir haben uns angenähert und einen Weg gefunden, wie es weitergeht”, erklärte der ehemalige FTI-Manager gegenüber der “tz” und schob nach: “Der große Druck ist jetzt erst mal raus, es gibt wieder eine Basis. Ein Showdown hätte 1860 nichts gebracht, die Unruhe wäre noch größer geworden, als sie eh schon ist. Wir haben einen Kompromiss im Sinne des TSV 1860 gefunden.” Der Präsident ist wieder auf Schmusekurs, auch weil der Trainer “ihn überzeugt habe”.

Dabei hatte Cassalette noch am Montag gegenüber der “tz” erklärt: “Das Präsidium hat eine andere Meinung als der Geschäftsführer. Vitus hat nie über seine Situation gemotzt, er hat einen ganz tollen Charakter. Wir werden versuchen, in dieser Woche eine Lösung im Sinne des Vereins und des Spielers zu finden.” Wozu eigentlich die ganze Aufregung an der Grünwalder Straße?