Der Fall Matmour: Konstruierter Skandal
- VON ALEX AUGUSTIN
- 03.03.2017 21:05
- 258 Kommentare
VON ALEX AUGUSTIN
Das Wichtigste zuerst: Karim Matmour (31) hat sich bei Sechzig nichts Nennenswertes zu Schulden kommen lassen. Er hat sich nicht mit Jugendlichen in der Münchner Innenstadt geprügelt, er hat auch nicht mit fleischgefüllten Teigtaschen um sich geworfen. Man kann dem Algerier also nicht wirklich etwas vorwerfen. Sein sportliches Engagement bei den Löwen war spätestens seit der Entlassung von Kosta Runjaic, zu dessen Lieblingsspielern er zählte, zum Scheitern verurteilt. Mit Vitor Pereiras grundlegender Systemumstellung ist Matmours Rolle nicht mehr gefragt. Man könnte etwas pathetisch sagen: Die Löwen und Matmour haben sich (nach zugegeben ziemlich kurzer Zeit) einfach auseinander gelebt - ein ganz normaler Vorgang, nicht nur im Fußball. Und doch droht die Angelegenheit nun in einen Rosenkrieg auszuarten.
Zu einem solchen gehören immer zwei Seiten. Der Verein hat den 31-Jährigen in die zweite Mannschaft versetzt. Rein sportlich ist das nachvollziehbar, die Umstände bleiben aber etwas nebulös. Für einen gestandenen Profi wie Matmour ist das ein Schlag ins Gesicht, für Boulevardmedien hingegen ein gefundenes Fressen. Sie schlachteten die Posse um Matmour bereitwillig aus. Am Donnerstag schrieb die Bild: „Matmour von 1860 vergessen!“. Der Verein habe ihm die Trainingszeiten der U21 nicht mitgeteilt. Oh, der Arme! Die “Bild” wittert Schikane. Dabei liegt es doch eigentlich in der Verantwortung eines jeden Arbeitnehmers, und auch Profi-Fußballer sind das, sich nach längerer Abwesenheit über seine Arbeitszeiten zu informieren. Daran ist nichts außergewöhnlich und schon gar nicht böswillig. Selbst in der Hammelliga erkundigt sich der Spieler über die jeweiligen Termine - und nicht der Verein ist in der Pflicht, dies seinem Kicker nach ausgestandener Krankheit mitzuteilen.
Dass der Verein auf Anfragen zu diesem Thema auf „eine interne Angelegenheit“ verweist, ist nur professionell. So wird einem Thema, das nur aufgebauscht wird, um Unruhe in den Verein zu bringen, schnell der Ofen ausgemacht. Der Boulevard reagiert verschnupft, ist empört über die Härte, die der Verein ihm gegenüber zeigt. Als Journalist sollte man sich in solchen Angelegenheiten eigentlich solidarisch mit seinen Kollegen zeigen. Wenn aber laufend Themen, die wie die Causa Matmour nicht einmal zum Skandälchen taugen, unnötig aufgebauscht werden, nur um ganz offensichtlich dem Verein eins auszuwischen, dann fällt das doch eher schwer.
Alex Augustin ist Gast-Kommentator bei dieblaue24. Der 22-Jährige volontiert zurzeit bei der Passauer Neuen Presse. Der Niederbayer aus Viechtach ist Löwe seit frühester Kindheit, hat die Leidenschaft von seinem Vater geerbt.
Zwischen 00:00 Uhr und 06:00 Uhr können keine Kommentare verfasst werden!