Unternehmer Thomas Angerer sponsert als Löwenfreund seit fünf Jahren mit seiner Firma den TSV 1860. Nach dem Doppel-Abstieg war auch er sehr enttäuscht -  jetzt kritisiert der 45-Jährige in einem Schreiben, das zum Nachdenken zwingt, den Verein samt dessen Strukturen. 

Diese Bilder vom 30. Mai 2017 werde ich mein Leben lang nicht vergessen. Das 2:0 für Jahn Regensburg ist gefallen. Innerhalb von Sekunden fingen Kinder und auch Erwachsene an zu weinen. Ich schnappe mir meinen 8-jährigen Sohn und gehe zur Esplanade hoch, um ihn zu trösten. Dort sind wir nicht die Einzigen. Fans liegen sich in den Armen. Trauern. Leiden. Der Abstieg aus der Zweiten Liga ist besiegelt.

Ich dachte nur, warum haben wir Fans das verdient? Schon wieder!

Seit fünf Jahren unterstützen wir den TSV 1860 als Löwenfreund. Wir selbst unterstützen auch viele Sponsoren unserer Löwen: Sechzger Energie, Meindl, Ensinger, Xenofit, ThinkBlue, Rilano, Uhlsport, erima, Derbystar und Macron. Selbst haben wir aus der Sponsorenfamilie keine Kunden. Ist aber kein Wunder, es gibt ja keinen bei den Löwen, der sich nachhaltig darum gekümmert hätte, Sponsoren zu fördern und zu fordern. Außer Ex-Präsident Peter Cassalette, der hin und wieder an unserem Businesstisch vorbei geschaut hat, hatte keiner von den 1860-Funktionären einen Plan, wie man sich gegenüber Sponsoren verhält. Einzig Cassalette hatte diese Etiquette. Vor der vergangenen Saison haben wir für “die Bayerische” unseren Stammplatz im Businessbereich abgeben „dürfen“ - ein Danke haben wir vom Hauptsponsor nie gehört.

Wir haben unser Sponsoring nicht deshalb gemacht, damit uns auf die Schulter geklopft wird. Uns ging es immer darum, mit unseren bescheidenen Mitteln, dem für uns großartigsten Fußballverein Deutschlands zu helfen. Seit über 40 Jahren bin ich Löwe, meine komplette Familie ist blau, meine drei Jungs und meine kleine Tochter. Die beiden “Großen” sind mittlerweile in der Kurve, bei den besten Fans der Welt. Die besten zehn Jahre meines Lebens hab ich im Grünwalder Stadion verbracht. Mitten drin. Direkt unter der Anzeigentafel. Jedes Spiel.

Jetzt sind wir also in der viertklassigen Regionalliga angekommen. Statt Berlin, Düsseldorf oder Hamburg geht’s in Zukunft gegen Buchbach, Unterföhring oder Garching.  Das Herz blutet noch immer. Seit Wochen hören wir unterschiedlichste Aussagen von unterschiedlichsten Personen. Und ich muss jeden Tag mehr den Kopf schütteln. Was läuft in unserem geliebten Verein verkehrt, dass Typen wie Markus Drees, Roman Beer und Robert Reisinger die Macht in unserem TSV übernehmen konnten? Von langer Hand geplant - mit nur einem Ziel: Den Investor zu stoppen und zurück in die Ruine Grünwalder zu gehen.

Als Mensch und Unternehmer bin ich extrem enttäuscht, wie unser Investor seit Jahren behandelt wird. Sicher, Hasan Ismaik hat einiges falsch gemacht. Anthony Power mit seinem Auftretet ist indiskutabel, das portugiesische Trainerteam war eine Fehlbesetzung und Ismaiks Berater, auf die er reingefallen ist, hatten sicher nur eigene Interessen. Für diese Fehlentscheidungen ist er selbst verantwortlich. Den Preis muss er selbst zahlen. Aber meint den irgendjemand, dass er dieses Geld absichtlich verbrannt hat? Er wollte nur Gutes für unseren Verein erreichen. Oder denkt wirklich jemand, Ismaik hat das Geld böswillig investiert? 70 Millionen Euro?

Warum hat er dann nicht weitergemacht? Die Erklärung ist doch ganz einfach. Wenn jemand ununterbrochen attackiert und angegriffen wird, wenn jemand weiß, dass er von der „eigenen Mannschaft“ hintergangen wird (Vizepräsidenten, die innerhalb von wenigen Wochen eine 180-Grad-Wendung hinlegen) dann muss man, um Leute aufzuwecken, ein Zeichen setzen.

Leute, der Investor - mit sehr viel Geld, welches er auch in unseren Verein investiert hat und weiter investieren möchte - sitzt im selben Boot wie wir! Und es gibt Personen, die ununterbrochen versuchen, es kaputt zu machen. Sogar jetzt, wo sie das Geld nicht auftreiben, um unseren TSV zu retten, stellen sie sich immer noch quer, sonst hätte er doch schon lange unterschrieben.

Für mich immer noch ein Absurdum: Es gibt Leute in unserem Verein, die ja unbedingt für die 51 Prozent die Verantwortung haben wollen. Diese Personen stellen einen Investor an die Wand, der nur 49 Prozent der Anteile hat und eigentlich NICHT verantwortlich ist. Dazu wird der Investor auch noch ununterbrochen öffentlich attackiert, und das, obwohl er mit nur stimmberechtigte 49 Prozent der Anteile über 40 Millionen Euro in den Verein investiert hat, nur um unser Überleben zu sichern. Das heißt, wir schlagen die Hand ab, die uns füttert!? Was ist mit „wer zahlt, schafft an?“

Wo ist der Plan B?

Ich weiß, der Verein hätte Wünsche aus Abu Dhabi erfüllen müssen, die nicht DFL-Konform sind. Seit Ende Dezember kennt man Ismaiks Forderungen. Warum aber dann gesagt wird, “in der Kürze der Zeit war es nicht mehr möglich, auf die Forderungen Ismaiks einzugehen”, zeigt, dass nie ein Interesse da war, hier mit Herrn Ismaik zusammenzuarbeiten. Wenn man 1860 liebt, dann gibt es immer eine Lösung. Aber in unserem Verein gibt es Leute, die seit Jahren den TSV unterwandern. Ich frage mich, warum schaffen es andere Vereine an einem Strang zu ziehen, den DFL Statuten geschickt auszuweichen und wir nicht?
 
Normalerweise rückt man nach einer Niederlage zusammen. Alle! Macht einen Plan und kämpft für den sofortigen Wiederaufstieg. Aber das funktioniert bei uns nicht, weil wir Leute im eigenen Haus haben, denen es nicht nur um Sechzig geht. Sie sind die wahren Schuldigen am Absturz in die Regionalliga - wo sind ihre 51 Prozent der finanziellen Einlagen? Aktuell schaffen es diese Herren nicht einmal das nötige Geld aufzutreiben um die Regionalliga für uns sicher zu machen. Nicht mal das können sie, aber Herrn Ismaik ausboten wollen.

Noch ein Wort zu unserem Hauptsponsor. Ich kenne keinen Verein, bei dem der Hauptsponsor kurz nach seinen bittersten Stunden den Hauptinvestor anzählt. Und jetzt, wenn es wirklich stimmt, für ein Darlehen inkl. Verzinsung auch noch zwei Aufsichtsratsplätze verlangt. Ich hab mir mal die Zeit genommen und einige BusinessClubKollegen, die immer oder auch nur regelmäßig die teuren Karten gekauft haben, angesprochen. Mit keinem einzigen ist seit unserem Abstieg (!) bis jetzt gesprochen worden. Das sind alles Löwenfans, die aufgrund ihres Unternehmertums Geld haben und gerne geholfen hätten. Aber keiner wurde gefragt, KEINER! Nicht mal das bekommen sie hin, die Herren, die für all das verantwortlich sind. Auch unter diesen Firmen gibt es Leute, die gerne geholfen hätten oder für eine Verzinsung dem Verein Geld geben würden und wenn es leicht geht, dann auch mit einem Platz im Aufsichtsrat ;-).

In unserem Firmen-Logo steht „the people make the difference“. Der Slogan steht auch dafür, dass die Mitarbeiter in diesem Unternehmen Werte haben und auch Leben. Das hab ich mir auch oft von unseren Fans gedacht. Ein Löwe ist halt ein Löwe. Wir gehen durch dick und dünn. Ich hoffe alle Löwen-Mitglieder gehen zur Wahl, um deutlich zu machen, dass unsere Visionen nicht

„ … was wir können, ist Regionalliga …“,
„ … ist mir doch wurscht, ob der bleibt …“,
„ … dann soll er uns das Geld aber schenken …“ sind,

sondern die Werte „Dankbarkeit“ „Gemeinschaft“ und „Fairness“ wieder eine Bedeutung haben und hoffentlich bald alle wieder an einem Strang ziehen.

Unser TSV 1860 München und die tolle Arbeit von Biero und seinem Team soll eine wirkliche Zukunft haben, dafür müssen sich alle einsetzen.

ELIL
Thomas