Lassen Sie uns mal über sich reden: Sie sind erst 38. Wie schwer ist das Amt des Löwen-Trainers wirklich?

Das Gute ist, dass ich den Verein sehr gut kenne und mit ihm auch aufgewachsen bin. Ich kann das alles sehr gut einschätzen. Ich nehme nicht alles komplett ernst, was im Umfeld passiert. Ich kann auch die Kritik in den Zeitungen sehr gut wegstecken. Ich hatte nur Angst, wie die Mannschaft mit dem Druck umgeht. Bei 1860 hast du einen anderen Druck - egal in welcher Liga du spielst. Allein schon durch die Medienpräsenz. Ich mache den Journalisten keinen Vorwurf, sie brauchen Informationen. Ich kenne das ja noch aus der Bundesliga: Werner Lorant ist 1999/2000 mit 1860 Vierter geworden, plötzlich wurde von der Deutschen Meisterschaft gesprochen - und wenn wir uns für den UI-Cup qualifiziert haben, hätte es eigentlich Uefa-Pokal sein sollen. Die Erwartungshaltung bei 1860 ist schon von jeher immens hoch. Die Leute wollen immer mehr als man erreicht hat. Das ist einerseits gut, aber andererseits auch eine Belastung.

Wie können Sie dagegen steuern?

Das ist schwierig. Die Leute werden nicht ihre Meinung ändern. Ich muss versuchen, der Mannschaft das realistisch rüber zu kriegen. Meine Spieler sollen nicht so viel lesen, sie sollen sich auf das Wesentliche konzentrieren - auf die Trainingsarbeit auf dem Platz und auf das Spiel am Wochenende. Man darf sich von den äußeren Einflüssen nicht ablenken lassen - man muss eine gewisse innere Härte aufbauen. Man darf nicht alles in sich hineinfressen. Aber meine Jungs haben das schon ganz gut gemacht. Als der Welpenschutz weg war, musste ich sie streicheln - und als sie eine positive Serie starteten und den Himmel schon gesehen haben, musste ich sie wieder runterholen.

Von wem lernen Sie?

Die Erfahrung muss man selbst machen. Ich bin ja erst seit drei Jahren Trainer - mir kommt’s selber schon so vor, als wenn ich das schon zehn Jahre machen würde, nach allem, was bei 1860 in den letzten Jahren passiert ist. Gerade in dieser Phase habe ich mich extrem weiterentwickelt. Ich habe ja in den letzten Monaten nicht nur den Trainer gemacht, sondern war ja auch eine Art Sportdirektor. Ich habe sehr viel dazu gelernt - das prägt.

Ist 1860 das perfekte Ausbildungszentrum? Wir erinnern an Stefan Reuter, der an der Grünwalder Straße in die Lehre gegangen ist, um später in Augsburg zu den besten Sportchefs in Deutschland aufzusteigen…

Bei 1860 lernt man viel, weil man viele Facetten abdecken muss. Die Gespräche mit den Spielerberatern, die Medienarbeit - das ist alles extremer als in anderen Vereinen. Wir brauchen auch die Presse: Umso mehr wir vertreten sind, umso interessanter sind wir für Sponsoren und Fans. Man rumpelt auch mal mit den Medien aneinander, aber man darf nicht nachtragend sein. Es soll ein Geben und Nehmen sein.