VON OLIVER GRISS UND ULI WAGNER (FOTO)

Hasan Ismaik wird sich bei seiner Entscheidung etwas gedacht haben, seine Ämter beim TSV 1860 abzugeben. Der Löwen-Investor ist nicht nur als Aufsichtsratschef zurückgetreten, sondern hat sich auch aus dem Beirat verabschiedet. An seinem Status als Mehrheitsgesellschafter der Löwen ändert sich freilich nichts. “Nach langer Überlegung habe ich beschlossen, dass es aufgrund der Entfernung und meiner andauernden beruflichen Belastung besser ist, diese wichtigen Ämter beim TSV 1860 mit Personen zu besetzen, die nicht nur die Kultur, sondern auch den Verein sehr gut verstehen und vor Ort ohne große Vorlaufzeit wichtige Entscheidungen treffen können”, erklärte Ismaik am Dienstagabend auf seiner Facebookseite.

Ismaiks Teilrückzug ist ein cleverer Schachzug, neben seinem Bruder Yahya Ex-Präsident Peter Cassalette und MAN-Betriebsratschef Saki Stimoniaris die Verantwortung in München zu übertragen. Ismaik will mit seinem Rückzug vor allem für eine Deeskalation sorgen. “Es ist an der Zeit, dass man nicht mehr übereinander spricht, sondern endlich das Miteinander sucht”, fordert Ismaik: “Die derzeitige Blockadehaltung zerstört die Zukunft unseres geliebten Vereins. Einer positiven Zukunft steht nun hoffentlich nichts mehr im Weg.”

Die Vereinsseite wird sich in Zukunft nicht mehr öffentlich beschweren können, dass Ismaik nicht zu greifen sei. Stimonaris wird nicht nur als Aufsichtsrat, sondern auch als Sprecher von Hasan Ismaik fungieren. Zu einer Stellungnahme war Stimoniaris aber noch nicht bereit. Taktisch mit Sicherheit nicht verkehrt.

Klar ist: Nachdem in den letzten Jahren sehr viel Geld verbrannt wurde, wollen Stimoniaris und Cassalette vor allem 1860 kontrollieren. Vor allem aber auch Geschäftsführer Michael Scharold, den der Verein mit 50+1 durchgesetzt hat. Auch die boshafte E-Mail von Verwaltungsratschef Dr. Markus Drees (“Nadelstiche gegen Hasan Ismaik”) könnte für die Vereinsseite noch unangenehme Folgen haben, vor allem deshalb, weil die Mail aufzeigt, mit welcher Energie der Klub die Zusammenarbeit mit dem Investor “pflegt”. Dass sich der Verein von Drees’ Aussagen nicht distanziert, ist entlarvend. Die Löwen planen als “Gegenmaßnahme” nun offenbar, den umstrittenen Ex-Geschäftsführer Anthony Power zu “durchleuchten”.

Laut “SZ” wollen Verein und Ismaik offenbar nach dem Vorbild Hannover 96 die Satzung ändern: Der Aufsichtsrat soll mehr Macht bekommen, u.a. auch die Budgethoheit haben. Dafür sollen künftig Zahlungen der KGaA an den e.V. für den Leistungs-Nachwuchsfußball wegfallen, die Jugendteams der Löwen bleiben dafür aber im e.V. Es könnten harte Zeiten auf die Nachwuchsarbeit des TSV 1860 zukommen…