1860-Idol Winkler kandidiert für den Verwaltungsrat: "Wenn ich mich dem Kommerz verschließe, dann..."
- VON OLIVER GRISS UND BERND FEIL (Foto)
- 17.07.2018 12:24
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VON OLIVER GRISS UND BERND FEIL (FOTO)
Am Dienstagmorgen war 1860-Idol Bernhard Winkler mal wieder an der Grünwalder Straße - zum traditionellen Weißwurst-Frühstück im Löwen-Stüberl mit ehemaligen Bayern- und Löwen-Profis. Der 52-jährige frühere Torjäger kandidiert für das “Team Profifußball” und ist auf der Liste von 31 Löwen der prominenteste Name. Das db24-Interview:
dieblaue24: Herr Winkler, warum haben Sie sich als Verwaltungsratskandidat aufstellen lassen?
BERNHARD WINKLER: Ich will aktiv mithelfen, dass 1860 wieder dauerhaft erfolgreich ist.
Sie kennen den TSV 1860 aus nächster Nähe: Können Sie uns aus Sicht eines ehemaligen Fußball-Profis erklären, warum der Verein seit Jahren so gespalten und erfolglos ist?
Die Spaltung resultiert aus anhaltender sportlicher Talfahrt, die personellen Fehlbesetzungen geschuldet ist.
Was sich auch immer wieder viele Fans fragen: Warum kann der TSV 1860 keine Ehemaligen sinnvoll in die Vereinsarbeit integrieren? Problemfelder würde es eigentlich genügend geben.
Ein ehemaliger Profi sollte so eingesetzt werden, damit seine Stärken und ein Nutzen für den Verein zum Tragen kommen. Ich denke, dass gerade in der aktuellen Situation, ein Bedarf gegeben ist.
Der Löwe wählt: Gehen Sie am Sonntag zur Mitgliederversammlung?
Teilnehmer: 2659
Warum hat’s bei Ihnen nicht mehr gepasst? Es heißt, dass Präsident Robert Reisinger Ihnen nach dem Zwangsabstieg 2017 gesagt hätte, dass Sie sich was Neues suchen und dann in zwei bis drei Jahren wieder zurückkehren sollen…
Ja genau, dies sagte mir Herr Reisinger bereits einige Tage nach dem schwarzen Freitag, obwohl er dafür ja eigentlich gar nicht zuständig war. Mir ist leider bis heute kein Grund für die Vertragsauflösung genannt worden.
Fauser? Ich bekam nie eine Antwort!
Können Sie uns die schwere Zeit schildern, als Sie sich in Ihrem eigenen Verein fremd vorgekommen sind und mehr oder weniger in der Geschäftsstelle ignoriert wurden?
Ich hatte es bei Herrn Fauser mit Vorschlägen versucht, aber ich bekam nie eine Antwort. So was ist für niemanden schön, aber sehr lehrreich!
Sie waren beim Abstieg 2017 als Teammanager direkt dabei: Was ist da alles schief gelaufen?
Im Nachhinein ist man natürlich immer schlauer, aber man konnte gewisse Richtungen schon erkennen. Es lief so ziemlich alles schief: Neues Trainerteam, das leider keinen Draht zur Mannschaft fand, ein neues Spielsystem, keine Hierarchie innerhalb des Teams und keine Leader. Das Resultat war der Abstieg.
Die Jugend-Arbeit leidet seit Jahren unter dem Kurs des Vereins: Was muss passieren, dass 1860 in Deutschland auf diesem Gebiet wieder wahrgenommen wird?
Dies wird nur besser, wenn unsere Profis mindestens in Liga 2 und unsere Jugend selbst wieder in den höchsten Spielklassen spielen, dann hat man bei den Eltern wieder bessere Argumente.
Was befähigt Sie für den 1860-Verwaltungsrat und warum kommt man an Ihnen nicht vorbei?
Ich bin seit zehn Jahren Mitglied und habe 15 Jahre für diesen Club gearbeitet, davon neun Jahre als Spieler. Ich kenne 1860 also…
Sollten Sie gewählt werden, welche Themen wollen Sie unbedingt anschieben?
Ich will die Jugendförderung forcieren und mit vielen Gesprächen die Fanspaltung verringern.
Was ist, wenn das “Team Profifußball”, bei dem Sie der bekannteste Löwe sind, bei der Verwaltungsratswahl scheitert?
Aus Niederlagen lernt man immer was: dann macht man es beim nächsten Mal besser.
Würden Sie gewählt werden, welchen Kurs würden Sie im Umgang mit Mehrheitsgesellschafter Hasan Ismaik befürworten: Konfrontationskurs oder ein Miteinander auf Augenhöhe?
Ich würde versuchen einen gemeinsamen Weg zu finden, ein Gegeneinander wird nicht erfolgreich sein.
Erinnern Sie die Anfeindungen gegen Ismaik auch manchmal an die Zeit von Karl-Heinz Wildmoser? Er wurde im August 2000 am Höhepunkt der letzten 50 Jahre, beim Champions League-Qualispiel gegen Leeds, mit “Wildmoser raus”-Sprechchören empfangen…” Ist das nicht krank?
Man wird es nie schaffen, allen Fans gerecht zu werden. Aber mit sportlichen Erfolg, steigt natürlich auch die Erwartungshaltung. Man sollte nur, bevor man Lieder gegen einzelne Personen anstimmt, erst überlegen, was diese schon alles geleistet haben. Respekt hat jeder verdient.
Der Verwaltungsrat bestellt im Jahr 2019 den Präsidenten: Warum ist Robert Reisinger nicht der Richtige für dieses Amt?
Das Thema ist im Moment nicht aktuell, es geht um die Wahl des Verwaltungsrates.
Haben Sie nicht mal bei Haching-Boss Manni Schwabl angefragt, ob er sich diesen Posten bei 1860 vorstellen könnte?
Der Manni macht einen hervorragenden Job bei Unterhaching und er hatte bisher leider keine Zeit mit mir zu sprechen…
Was ging Ihnen durch den Kopf, als Reisinger nach dem Aufstiegsfinale auf dem Party-Bus “Scheiß FC Bayern” geschrien hat?
Emotionen kochen manchmal hoch, aber der FC Bayern ist nicht schuld an unserer aktuellen Situation. So eine Aktion ist peinlich.
Das Grünwalder Stadion ist seit 20 Jahren das große Streitthema im Verein: Ist es aus Ihrer Sicht realistisch, dass der Verein langfristig in Giesing wieder seine Heimat findet?
Dies gilt es kurzfristig zu klären: Es wäre super klasse, aber aus meiner persönlichen Sicht unrealistisch.
Die SPD-Stadtratsfraktion fordert einen Ausbau auf 18.600 Plätze - ein PR-Gag? Der Verein braucht Logen und Vermarktungsmöglichkeiten im Grünwalder Stadion, beides ist nicht gegeben…
Ich denke, 1860 benötigt ein Stadion für mindestens 30.000 Zuschauer, womit man wirklich Geld verdienen kann. Alles andere wird uns dauerhaft nicht nach vorne bringen.
Wie stehen Sie der 50+1-Regel gegenüber - und wie bewerten sie den Kommerz im Fußball generell?
Die Regel gibt es und wird deshalb auch respektiert. Wichtig ist nur das „Wie“, wenn ich sie anwende. Wenn ich mich dem Kommerz verschließe, dann gibt es aus meiner Sicht keine Chance, dauerhaft im Profifußball eine gute Rolle zu spielen.
Was ist Ihnen lieber: 1860 als sympathischer Stadtteilverein oder erfolgreicher Erstligist?
Ich habe 1860 als sympathischen Verein zum Anfassen kennengelernt. Dies war aber nicht hinderlich, ein erfolgreicher Erstligist zu werden und für eine lange Zeit zu bleiben.
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