Das große Schwabl-Interview: "Haching gegen Sechzig? Das Derby zum Anfassen"
- VON OLIVER GRISS, ULI WAGNER UND BERND FEIL (MIS)
- 26.09.2018 13:08
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VON OLIVER GRISS, ULI WAGNER UND BERND FEIL (MIS)
Haching gegen Sechzig - es ist das Duell der Extreme. Wir haben uns dazu mit Hachings Präsident Manni Schwabl (52) unterhalten. Der ehemalige Löwen-Kapitän, der von 1994 bis 1997 für den TSV 1860 kickte, hat dem Vorort-Klub mit seiner umtriebigen Art wieder ein neues Leben geschenkt. Das dreiseitige db24-Interview:
db24: Die Löwen kommen erstmals seit 12 Jahren wieder in den Sportpark zu einem Punktspiel: Herr Schwabl, wie groß ist die Vorfreude auf dieses Kräftemessen?
MANNI SCHWABL: Seit ich Präsident in Unterhaching bin, ist dieses Derby gegen 1860 für mich das Spiel der Spiele. Wir hatten auch schon Bayer Leverkusen im Pokal hier, aber Sechzig ist für uns das absolute Highlight. Dieses Derby toppt alles. Wenn man sieht, was im Vorfeld los ist, die Kartenwünsche, die Scharmützel mit den Löwen-Fans, die Frotzeleien am Stammtisch, dann ist das großartig. Das hat gefehlt. Wenn ich in München bin, werde ich immer auf dieses Derby angesprochen. Wenn man hinhört, dann geht die Tendenz wieder zum Fußball zum Anfassen. Die Nationalmannschaft ist nicht so aufgetreten, wie man sich das vorstellt. Die Summen in der Champions League sind irre. Haching gegen 1860, es ist das Derby zum Anfassen. Dieses Spiel passt komplett in die Zeit rein. Wir hätten noch 15.000 Karten verkaufen können. Wir freuen uns richtig auf dieses Spiel und hoffen, dass beide Fanlager trotz aller Rivalität friedlich bleiben.
Sechzig ist DIE Attraktion in der Dritten Liga und füllt aus Hachinger Sicht vor allem die Vereinskasse…
Unabhängig von den Einnahmen: Ich habe immer gesagt, wenn 1860 wieder aufsteigt, das steigert die ganze Aufmerksamkeit der Liga. Das ist nur positiv. Allein der Druck für uns, dass wir das Stadion umbauen müssen oder dürfen, das hat wahnsinnig viel Power gehabt. Es war unsere Verpflichtung, die Gegentribüne zu sanieren. Ich kann als Vorstand von Unterhaching nicht sagen: 1860 kommt und wir spielen vor 5000 Leuten, weil der Rest nicht frei ist. Die Tribüne war die letzten zwei Jahre gesperrt, die Gemeinde hatte den Umbau erst 2021 im Budget. Deswegen haben wir uns auf einen Deal geeinigt: Wir haben vereinbart, dass wir den Umbau auf eigene Kosten machen. Mit dem Derby gegen 1860 können wir einen großen Teil refinanzieren.
Blicken Sie als Präsident der SpVgg Unterhaching nicht etwas neidisch zum großen TSV 1860, weil die große Aufmerksamkeit freilich den Löwen gehört?
Ich habe ja mitbekommen, wo wir die Drittliga-Lizenz sportlich und wirtschaftlich bekommen haben - und 1860 nicht. Als der Zwangsabstieg der Löwen in die Regionalliga feststand, war es ein Irrsinn, wieviele Löwen-Fans aus ihren Löchern gekommen sind und sich klar zu ihrem Verein bekannt haben. Das war Wahnsinn und einmalig. Da sage ich ganz deutlich: Dieser Verein ist nicht kleinzukriegen. Andererseits: Wir haben andere Vorteile. Der größte ist, dass wir in Ruhe arbeiten können. Den sportlichen Teil kann ich mit Claus Schromm am runden Tisch in einem Vier-Augen-Gespräch abarbeiten. Und: Wir haben im Präsidium eine klare Meinung. Wir haben nur eine Meinung: Nachwuchs, Nachhaltigikeit und ohne Harakiri die nächsten Schritte anzugehen. Unser Nachteil ist, dass der TSV 1860 aufgrund der Fantradition eigentlich unschlagbar ist. Aber man kann nicht alles haben im Leben (lacht)…
Wollten Sie eigentlich immer Fußball-Funktionär in Unterhaching werden?
Ich gehe ein bisschen weiter zurück: Nach dem ereignisreichen Abgang mit der Saison-Abschlussfeier 1997 hatte ich ein Angebot aus Italien. Ich bin ehrlich: Für mich war das eine Flucht. Ich wollte dem ganzen Rummel aus dem Weg gehen, teilweise war im Löwen-Stüberl die Polizei, weil Fans gesagt haben, sie vergiften das Essen von Präsidiumsmitgliedern, weil sie den Kapitän verjagt haben. Dann haben wir uns auf eine Vertragsauflösung geeinigt. Beim Runterfliegen nach Italien habe ich gemerkt, dass das nicht meine Welt ist, sondern ich mich im bayerischen Raum sehe. Dann habe ich meine Karriere beendet und wollte eigentlich nichts mehr mit dem Fußball zu tun haben. Aber dann wurde ich noch einmal konfrontiert: Durch meine Firma, die auch im Stadionbereich mit Bestuhlung tätig war, habe ich Kontakt zu einem Architekten bekommen - und dann hat mich ein Sechzger-Fan angesprochen, der mir gesagt hat: “Mach doch mal eine Studie zum Ausbau des Sechzger-Stadions.” Das war 1999/2000. Und dann hatte ich wieder Berühungspunkte zu 1860. Und genau in dieser Zeit hat Deutschland die WM bekommen - und 1860 wollte dann gemeinsam mit dem FC Bayern ein Stadion bauen. Dann sind meine Pläne ins Leere gegangen.
Wir müssen mal einhaken. Ex-Präsident Karl-Heinz Wildmoser nannte die Schwabl-Pläne früher immmer nur “Schwabls Luftschloss”…
Meine Pläne hatten mit einem Luftschloss überhaupt nichts zu tun. Ich hatte andere Dinge zu tun, als eine Projektentwicklung zu machen, die von Haus aus ins Leere geht. Da müsste ich ja komplett bescheuert sein. Das Thema war, dass das Stadion zum damaligen Zeitpunkt aus meiner Sicht mit 32.600 Fans an dem Standort funktioniert hätte - mit einer Voraussetzung: Sechzig hätte sagen müssen: “Ja, wir machen das!” Das war die ganz klare Aussage von der Stadt München. Wenn Sechzig damals gesagt hätte, wir wollen dieses Projekt, dann würde dieses Stadion wahrscheinlich heute in Giesing stehen. Punkt! Da gibt’s keine zwei Meinungen. Nicht als Neubau, sondern als Umbau.
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