Das große Schwabl-Interview: "Haching gegen Sechzig? Das Derby zum Anfassen"
- VON OLIVER GRISS, ULI WAGNER UND BERND FEIL (MIS)
- 26.09.2018 13:08
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Was ist dann passiert?
Nach dem positiven WM-Bescheid 2000 hat Wildmoser den Schulterschluss mit dem FC Bayern gemacht. Ich habe gewusst: Jetzt kann ich meine Stadionpläne, die mir einen sechsstelligen D-Mark-Betrag gekostet haben, in die Schublade legen - und da liegen sie nachwievor. Mittlerweile werde ich oft gefragt, ob ich die Pläne wieder rausholen kann. Aber ich bin ehrlich: Ich habe andere Dinge zu tun. Also nochmal: Das war kein Luftschloss.
Und wie sind Sie dann in Unterhaching gelandet?
Eigentlich war’s ein Zufall, weil ich mit dem Fußball abgeschlossen hatte. Mein Sohn Markus war 11 Jahre alt. Wir waren bei einem Hallenturnier, da hat Holzkirchen gegen Haching gespielt. Hinterher wollten die Trainer ihn haben - und dann habe ich ihn immer nach Unterhaching gefahren. Und dann kam ich nicht mehr aus. Aber dass ich bei der Spielvereinigung Präsident werde, stand nie auf meiner Lebensplanungsliste. Vielleicht musste es so kommen.
Mittlerweile fällt Ihr Name immer öfter bei 1860. Werner Lorant sagt: “Der Schwabl hat nur einen Fehler, er ist beim falschen Verein Präsident.” Wie denken Sie darüber?
Grundsätzlich habe ich die Einstellung: Man sollte fair mit Partnern umgehen, deswegen habe ich dem TSV 1860 mehr Karten als üblich gegeben. Ich wurde auch immer wieder konfrontiert von Leuten, die sagten: “Mach doch mal was bei 1860.” Es hat sich aber nie ergeben. Ich muss aber klar sagen: Ich habe in Unterhaching schon meine Welt gefunden, weil ich schalten und walten kann, wie ich will, im Sinne der Sache. Ich habe keine 28 Aufsichtsratsitzungen und das ist schon eher meins. Ich bin eine Führungsperson, die mit dem Schädel voran marschiert, die sich auch Watschn abholt, aber ich habe keine Lust, jedes Thema 100.000mal zu diskutieren - und deswegen passt Haching schon ideal zu mir.
Ist es also ausgeschlossen, dass Sie jemals zu 1860 zurückkehren?
Ich habe im Leben gelernt, nie zu sagen: Zu 100 Prozent Nein! Stand heute kann ich zu 99 Prozent sagen, dass ich meinen Weg in Unterhaching durchziehe. Aber das eine Prozent würde ich nie ausschließen. Man weiß ja nicht, was in Unterhaching passiert. Mein Ziel ist es jedenfalls, aus Haching einen soliden Zweitligisten mit einer tollen Nachwuchsarbeit zu machen - und dann ist alles gut.
Wie sehen Sie eigentlich aktuell die Stadion-Diskussion bei 1860?
Ich kann eigentlich wenig dazu sagen, was ich aber sagen kann: Als ich 2000 die Pläne hatte, das Grünwalder Stadion umzubauen, wäre es einfach gewesen. Aber heute, 18 Jahre später, das Stadion nach meinen Plänen umzubauen - das geht, glaube ich, nicht. Da muss man schon genauer in die Materie einsteigen.
Nach dem Zwangsabstieg übernahm Robert Reisinger das Kommando beim TSV 1860: Wie haben Sie ihn kennengelernt?
Ich kann über seine Arbeit kein Urteil abgeben. Ich will auch nicht, dass ein Dritter meine Arbeit, obwohl er keinen Einblick hat, bewertet. Ich kann nur sagen: Wenn ich mit Reisinger gesprochen habe, dann war das ein völlig offenes und gradliniges Visier. Er hat ganz klar Stellung bezogen zu diversen Themen. Das gefällt mir. Wir haben einen guten Austausch, wenn er hier oder dort Karten braucht. Mehr kann ich nicht sagen. Auch mit Michael Scharold läuft der Kontakt auf einer vernünftigen Ebene ab. So stelle ich mir das vor, dabei bleibe ich. Das heißt aber nicht, dass wir im Fußball nicht Vollgas geben, sonst könnten wir gleich in den Streichelzoo gehen.
Dass 1860 wieder zurück im Profifußball ist, hat auch viel mit Daniel Bierofka zu tun: Wie sehen Sie seine Rolle?
Daniel war für den Verein zur richtigen Zeit an der richtigen Stelle. Er ist der Typ, der sich reinbeißt und den Erfolg mit aller Macht will. Ich glaube nicht, dass 1860 ohne Bierofka jetzt sportlich da stehen würde, wo sie stehen. Wir haben erst im zweiten Jahr die Regionalliga dominiert - und Daniel hat das ein Jahr früher geschafft. Mit 1860. Da steckt was dahinter. Umso mehr freue ich mich auf das Derby: Ich stehe zwischen den beiden Verrückten Daniel Bierofka und Claus Schromm - da wünsche ich uns allen viel Spass (lacht).
Welche fußballerische Qualität steckt in 1860, welche in Haching?
Ich sehe 1860 als einen der Geheimfavoriten auf den Aufstieg - und ich hoffe, dass wir zwischen Platz 8 und 12 landen. Wir wollen in den nächsten zwei bis drei Jahren angreifen, der Anspruch von 1860 sollte sein, schon früher die Zweite Liga ins Visier zu nehmen.
Wie kommen Sie in der Dritten Liga, die als Pleiteliga bekannt ist, finanziell über die Runden.
Wir haben eine gute Jugendarbeit und haben unser Top-Talent nach Salzburg verkauft. Dieser Transfer hat uns ein Plus in der Bilanz gebracht. Dadurch haben wir Luft zum Atmen, obwohl wir aus dem operativen Geschäft jedes Jahr in der Dritten Liga 1,5 Millionen Euro draufzahlen. Außerdem geht es ja nicht nur darum, sich sportlich gut aufzustellen, wir wollen auch in der Infrastruktur weiterkommen.
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