Das große Schwabl-Interview: "Haching gegen Sechzig? Das Derby zum Anfassen"
- VON OLIVER GRISS, ULI WAGNER UND BERND FEIL (MIS)
- 26.09.2018 13:08
- 94 Kommentare
Wie sehen Sie die viel diskutierte Thematik “Kommerz im Fußball”?
Der Fußball wird immer mehr zum Kommerzsport - und ich sage ganz deutlich: Man sollte die Bodenhaftung nicht verlieren. Die Schere zwischen Amateurfußball und bezahlten Fußball geht immer mehr auseinander. Das halte ich für sehr gefährlich. Ich prangere einen Systemfehler im deutschen Fußball an. Es kann nicht sein, dass das Ehrenamt im Amateurfußball darum kämpfen muss, Bälle zu bekommen und oben weiß man nicht mehr: Wohin mit dem vielen Geld? Wenn man die Basis verliert und nicht wertschätzt, dann sollten die Alarmglocken läuten. Oben werden 1,5 Milliarden Euro verteilt, dann sollte auch 5 Prozent für die Dritte Liga und die Regionalligen übrig sein. Wenn nicht, dann weiß ich nicht, ob das alles noch gesund ist. Ich warne alle: Der Schuss wird irgendwann nach hinten losgehen. Es muss wieder mehr in den deutschen Nachwuchs investiert werden - alles andere hat keinen Sinn.
Im November kommt’s bei der Spielvereinigung zur Ausgliederung vom e.V. in eine Kapitalgesellschaft. Wie wichtig wird das sein?
Das ist für uns der entscheidende Schritt. Das heißt für uns aber nicht, dass wir zeitgleich einen Investor reinholen. Das machen wir auch nicht. Erst einmal müssen wir uns professionell für den bezahlten Fußball aufstellen - und das kann man nicht mit einem e.V. Der bezahlte Fußball geht bei uns los ab der U16 mit den Förderverträgen. Der bezahlte Fußball hat im e.V. nichts verloren. In Österreich darfst du nur mit einer Kapitalgesellschaft spielen - in Deutschland sind wir noch nicht so weit (schmunzelt). Wir lachen immer über die Österreicher, dabei sind die uns einen Schritt voraus. Deswegen sage ich auch ganz klar: Die 50+1-Regel soll fallen, dass es nur so scheppert. Jeder Verein soll selbst für sich entscheiden, ob er einen Investor will und braucht oder nicht.
1860 hat im Jahr 2011 60 Prozent an Hasan Ismaik verkauft…
Das war wahrscheinlich zu dem Zeitpunkt die richtige Entscheidung - man kann jetzt nicht sagen: Jetzt haben wir ein Problem mit dem Investor! Nein! Wo waren denn die anderen, wo es bei 1860 gebrannt hat? Es hat sich kein bayerischer und auch kein deutscher Unternehmer gefunden, der diesen Traditionsverein retten wollte. Jetzt müssen sich beide Seiten arrangieren.
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