Kult-Löwe Werner Lorant hat zuletzt angemahnt, dass er sich vom TSV 1860 vergessen fühlt. Lebt der Verein seine Tradition nur auf dem Papier?

Genau so ist es! Um die Alten wurde sich bei 1860 noch nie gekümmert. Da fehlt einfach die Klasse. Was man aus dem Verein machen könnte, ist unglaublich: Die Fans, die Tradition, die Stadt. Es gibt leider keine Visionen im Verein.

Wenn Sie die Jahrhundert-Elf des TSV 1860 zusammenbasteln dürften, welche Nicht-Meister-Löwen würden von Ihnen nominiert werden?

Jens Jeremies, Peter Nowak mit Sicherheit auch. Nowak wäre halt mein Ersatz gewesen (lacht). Auch Thomas Hässler wäre in seiner guten Zeit ein Kandidat gewesen. Martin Max hätte bei uns dagegen keine Chance gehabt. Schauen Sie: Unsere untrainierte Meister-Mannschaft hat 1977 im Abschiedsspiel von Radi die aktuelle Bundesliga-Mannschaft mit 4:1 besiegte. Das war eine Blamage! Wenn wir nicht ausgewechselt hätten, wären noch zwei, drei Tore mehr gefallen. Ich war damals schon 39, also ein Rentner (lacht). Wir waren eine außergewöhnliche Mannschaft.

Radi ist der größte Löwe

Wer ist der größte Löwe aller Zeiten?

Da gibts keine zwei Meinungen: Der Radi ist der größte Löwe! Er war der beste Torwart der Welt - und der erste Entertainer der Bundesliga. Er konnte alle begeistern. Vom fünfjährigen Knirps bis zur 90-jährigen Oma. Er ist ein Phänomen.

Interessiert Sie 1860 nun in der Dritten Liga wieder mehr als noch in der Regionalliga?

Auf jeden Fall! Seit 1860 in die Dritte Liga aufgestiegen ist und Haching sich gut etabliert hat, glaube ich, dass die Konkurrenz jetzt das Geschäft belebt. Ich kann mich an meine Zeit erinnern: Bayern und 1860 haben vor der Einführung der Bundesliga keine Rolle gespielt, aber dann haben sich beide so hochgehangelt, dass 1860 in der Oberliga Erster und Bayern Dritter wurde. Und das sehe ich jetzt in der Dritten Liga auch, weil ich nicht glaube, dass 1860 am Saisonende hinter Haching stehen will - und die Hachinger wollen die Sechziger nicht vorbei lassen. Deswegen bin ich überzeugt, dass beide Mannchaften bis zum Schluss ganz vorne dabei sind. Sportlich ist 1860 mit Günther Gorenzel und Daniel Bierofka sehr gut aufgestellt, aber das Gesamtkonstrukt funktioniert nur über eine gut funktionierende Vereinsführung…