1860-Talentförderung? Schnelles Umdenken muss her!
- VON OLIVER GRISS
- 30.10.2018 16:06
- 217 Kommentare
VON OLIVER GRISS
Der freiwillige Rückzug von Helmut Luksch als U19-Trainer zeigt (dieblaue24 berichtete exklusiv), dass es im Nachwuchsbereich des TSV 1860, dem einstigen Vorzeigemodell im deutschen Fußball, gewaltig knistert. Die U19 steht nach dem 4:4 in Regensburg schwer unter Druck, das Ziel Wiederaufstieg Bundesliga schon vor Weihnachten aus den Augen zu verlieren. Auch die U17 musste in der Bayernliga einen Rückschlag verkraften: Nach dem 3:3 gegen den FC Augsburg II ist die Tabellenführung in der Bayernliga erstmal futsch. Auch in den jüngeren Jahrgängen kommt die Arbeit nicht mehr an das Niveau früherer Tage heran - auch weil das Geld und selbstredend die Talente fehlen. Der Verein kann sich kaum noch Vollzeittrainer leisten, die Eltern müssen das Hobby ihrer Kinder mittlerweile mitfinanzieren und Fahrservice ist nicht - und das bei einem Klub, der mit über 23.000 Mitgliedern zu den größten Sportvereinen in Deutschland zählt.
Hasan Ismaik hat auf der einen Seite desöfteren angeboten, die komplette Nachwuchsarbeit des TSV 1860 zu übernehmen. Auf der anderen Seite wollte der Verein im vergangenen Sommer die U19 wieder im e.V. haben. Anstatt gemeinsam mit voller Kraft den Problem-Cocktail anzugehen, wird der Ursprung ausgesessen.
Die Angst geht um an der Grünwalder Straße: Wie lange geht das noch gut? Wenn nicht bald etwas Gravierendes passiert, ist die Jugendförderung beim TSV 1860 ihren einst erstklassigen Ruf endgültig los. Dabei zeichnet genau das NLZ in der Vergangenheit verantwortlich, dass immer wieder 1860-Talente wie Julian Weigl, Felix Uduokhai oder Marius Wolf zu Bundesliga-Stars wurden und nicht selten dem Verein durch Transfererlöse auch die Spielgenehmigung gesichert haben. Deswegen braucht es bei den Löwen keine Eifersüchteleien zwischen KGaA und e.V., sondern ein schnelles Umdenken, um den weiteren Abwärtstrend zu stoppen. Der designierte Sport-Geschäftsführer Günther Gorenzel hat die Pläne in der Schublade.
Auffällig ist: Nach dem kläglichen WM-Aus werden in der Bundesliga die Prioritäten wieder verschoben. “Wir wollen Talente entwickeln und müssen dafür die Möglichkeiten bieten, sonst wird diese enorme Strahlkraft unserer Knappenschmiede verblassen. Das geht schneller, als man denkt, wenn man nichts, nicht genug oder an falschen Stellen investiert”, sagte beispielsweise Schalkes Sportvorstand Christian Heidel zuletzt gegenüber dem “kicker”. Es reiche “irgendwann nicht mehr zu sagen, dass Mesut Özil, Manuel Neuer, Benedikt Höwedes, Sead Kolasinac oder Leroy Sané unserer Knappenschmiede entsprungen sind - diese Zeiten liegen von Tag zu Tag länger zurück.” Und genau die Heidel-Denke würde auch den Löwen-Bossen nicht schaden. Vielleicht sollte man bei den Löwen wieder öfter an den eigenen Nachwuchs denken als an das Grünwalder Stadion.
Zwischen 00:00 Uhr und 06:00 Uhr können keine Kommentare verfasst werden!