VON OLIVER GRISS UND BERND FEIL (MIS)

Laut “Sport Bild” hat DFB-Vize Dr. Rainer Koch im Streit um eine Regionalliga-Reform einen Kompromissvorschlag: eine zweigleisige 3. Liga. „Wäre die 3. Liga zweigleisig, hätten wir eine echte pyramidale Ligenstruktur und mit der Bildung der dann fünf oder sogar sechs Regionalligen überhaupt keine Probleme.”

Am Dienstagabend nahm der Poinger auf seinem Facebook-Kanal dazu Stellung - seine Antwort im Wortlaut:

Gerade überschlagen sich mal wieder die Agenturen. Angeblich will ich die 3. Liga revolutionieren, angeblich plädiere ich für eine zweigleisige 3. Liga. Mal sehen, was ich in den nächsten Stunden noch alles in den Medien so fordern werde… Tatsächlich habe ich gegenüber der Sportbild im Wortlaut das folgende Statement zur Regionalligareform abgegeben. Möge jeder selbst einfach nachlesen, was ich gesagt habe. Festhalten und hervorheben möchte ich folgenden Satz: “ich selbst und die bayerischen Vereine würden einer Verschmelzung der Regionalliga Bayern mit den Vereinen aus Thüringen und/oder Sachsen gerne zustimmen, wir sind in Bayern im übrigen mit allen (!) 15 vorgeschlagenen Modellen einverstanden.” Forderungen zur 3. Liga finden sich in meinem Statement nicht.

Es kann keine Rede davon sein, dass die Regionalligareform gescheitert ist. Ganz im Gegenteil: die vom DFB-Bundestag eingesetzte, aus Vertretern der Vereine der fünf Regionalligen, der fünf Regionalverbände und der Vereine der 3. Liga bestehende Arbeitsgruppe ist unter Vorsitz von DFB-Vizepräsident Peter Frymuth ohne Gegenstimme (!) einen entscheidenden Schritt vorangekommen! Wie bei jedem Kuchen, der in vier Kuchenstücke zerteilt werden soll, bedarf es zweier Schnitte. Auf den ersten Schnitt hat sich die Arbeitsgruppe mit Blick auf eine anteilig in etwa gleiche Anzahl an Mannschaften nunmehr einvernehmlich verständigt: Aus den Gebieten Nordrhein-Westfalens, des Südwestens, sowie Baden-Württembergs und Hessens sollen zwei Ligen gebildet werden, das gleiche gilt für die Gebiete des Nordens, des Nordostens und Bayerns. Beide Bereiche stellten bislang drei Teilnehmer an der Relegation, sollen zukünftig jeweils zwei Aufsteiger erhalten.
Die Entscheidung über den genauen Zuschnitt der in den beiden Bereichen zu bildenden jeweils zwei Regionalligen soll nunmehr im nächsten Schritt gesondert für jeden der beiden Bereiche in den jeweiligen Regional- und Landesverbänden gemeinsam mit den in deren Gebieten beheimateten und von der Neuregelung betroffenen Drittliga- und Regionalligavereinen getroffen werden.

Kein einziges der 15 in der AG vorgestellten 4-Ligenmodelle entspricht den vom DFB-Bundestag vorgegebenen Kriterien und darüber hinaus ist auch kein einziges der 15 konkret zur Diskussion vorgestellten Modelle auch nur von mehr als drei der 12 AG-Mitglieder für geeignet und umsetzbar erachtet worden. Im Ergebnis bedeutet das, dass aus den Gebieten der bisherigen Regionalligen West und Südwest und aus den Gebieten der bisherigen drei Regionalligen Nord, Nordost und Bayern nunmehr im zweiten Schritt jeweils zwei Ligen zu bilden sind. Ob das sportlich sinnvoll und wirtschaftlich machbar und umsetzbar ist muss nunmehr in den jeweiligen Regionen untersucht werden.

Ich will ausdrücklich festhalten: ich selbst und die bayerischen Vereine würden einer Verschmelzung der Regionalliga Bayern mit den Vereinen aus Thüringen und/oder Sachsen gerne zustimmen, wir sind in Bayern im übrigen mit allen (!) 15 vorgeschlagenen Modellen einverstanden. Wir werden uns aber in Bayern (und die Kollegen im Norden auch nicht) keinesfalls gegen den Willen des Nordostens stellen und wir sind auch gegen einen entsprechenden Mehrheitsbeschluss, der die Regionalliga Nordost aufteilen würde. Nachteilig betroffen wären bei einer 4-Ligen Lösung in erster Linie die Vereine des Nordostens. Ein Verein aus Cottbus dürfte dann nämlich zukünftig nicht mehr nach Dresden, Leipzig oder Erfurt fahren, sondern müsste stattdessen nach Hamburg und Flensburg. Und Vereine aus Erfurt, Leipzig oder Dresden dürften nicht mehr nach Halle, Berlin oder Cottbus, müssten stattdessen nach Memmingen und Passau. Wenn die Drittligisten und Regionalligavereine aus Ostdeutschland das so wollen, sind alle anderen sofort einverstanden. Wenn sie es aber nicht wollen, müssen sie das klar sagen und gegebenenfalls einen anderen Vorschlag machen. Genau das muss jetzt im nächsten Schritt besprochen werden.

Und im Westen und im Südwesten Deutschlands sollte sich die Erkenntnis durchsetzen, dass die Probleme in den Flächengebieten des Nordens, Ostens und Südostens Deutschlands mit den extrem großen Entfernungen zwischen den Spielorten zu tun haben und diese nur deshalb bestehen, weil die Dritte Liga eingleisig ist und eine dreigleisige Regionalliga wirtschaftlich ruinös wäre. Die hatten wir nämlich schon und sie aus gutem Grund abgeschafft. Wäre die 3. Liga zweigleisig hätten wir eine echte pyramidale Ligenstruktur und mit der Bildung der dann fünf oder sogar sechs Regionalligen überhaupt keine Probleme.