VON OLIVER GRISS UND BERND FEIL (MIS)

Der TSV 1860 ist der etwas andere Verein in Fußball-Deutschland: 72 treue Fans haben die Reise ins Trainingslager nach Oliva (Costa Blanca) mitgemacht. Der 66-jährige Horst Staimer (früher Sprecher der S-Bahn München) sorgt seit Jahren dafür, dass die Reisegruppe mit einem eigenen Journal namens “Löwen-Fanpost”) versorgt ist. Auch in diesem Jahr hat er wieder interessante Themen in seinem Heft - vor allem zum Grünwalder Stadion - aufgeschrieben. Mit Günther Schwarz, der bis zum 31. Dezember Sportamtsleiter der Stadt München war, sprach Staimer über:

die Belastung des Grünwalders: “Es ist richtig, dass der SV Türk Gücü München angefragt hat, im Falle des Aufstiegs im Grünwalder zu spielen. Dann wird es problematisch. 1860 hat derzeit aufgrund der höheren Liga den Vorrang. Aber wenn jetzt auch noch ein weitere Drittliga-Mannschaft dazu kommt (die Bayern-Amateure werden wohl Meister, d. Red.) und ein Regionalligist, dann wird es nicht nur eng, sondern wir bekommen auch ein Problem mit den Anwohnern.”

den Frust der Anwohner: “Wir haben regelmäßig nach jedem Spiel von 1860 Anfragen und Beschwerden. Bei uns laufen die Telefone alle auf. Beschwerden gibt es über Lärm, Dreck, Wildpinkler, und Falschparker. Ich verstehe die Anwohner, aber es gibt zurzeit keine Alternative. Über eines müssen wir uns aber im Klaren sein, wir dürfen den Bogen nicht überspannen. Ein weiterer Ausbau führt zu Protesten der Anwohner und der Stadtviertelpolitik. Es gibt jetzt schon Anträge aus der Bürgerversammlung. Die Folge daraus ist nicht abzusehen.”

die Machbarkeitsstudie: “Diese Untersuchung sollte ergeben, was ist wirklich möglich, ohne dass der Bestandschutz verloren geht. Das Schlimmste wäre ein Neubau, der an dieser Stelle undenkbar ist. Als Beispiel: Bei einer Zuschauerzahl von 20.000 müssten 2000 Parkplätze nachgewiesen werden. Das ist im ganzen Viertel nicht möglich. Ich denke, dass es durchaus möglich ist, in der Westkurve noch mehr Besucher unterzubringen. Aber wir müssen aufpassen, dass wir dann die genehmigten Grenzen nicht überschreiten.”

die Pläne des Klubs, einen VIP-Bereich auf der Gegengeraden zu schaffen: “Wir wurden noch nicht eingebunden und haben das aus der Presse erfahren. Ob das umgesetzt werden kann, lässt sich noch nicht beantworten. Notwendig wird ein solcher Bereich, wenn überhaupt ein Gedanke an eine Zweitliga-Lizenz gefasst wird.”

eine elektronische Anzeigentafel: “Zunächst muss ich sagen, dass die alte Anzeigentafel in der Westkurve Kult ist und einfach zum Stadion gehört. Aber wir haben in der letzten Baungenehmigung auch eine elektronische Tafel in der Ostkurve beantragt und genehmigt bekommen. 1860 ist jetzt am Zug.”

die Anforderungen für die Zweite Liga: “Wir haben natürlich mit der DFL schon Kontakt aufgenommen und eine Zweitliga-Tauglichkeit prüfen lassen. Aktuell kann in diesem Stadion kein Zweitligafußball durchgeführt werden. Was wird bemängelt? Die Kamerapositionen entsprechen nicht den Vorschriften. Für die großen Übertragungswagen steht kein Platz zur Verfügung. Der VIP-Bereich mit den angesprochenen Parkplätzen fehlt komplett. Die Flutlichtanlage muss ertüchtigt werden. Natürlich kann die DFL eine Ausnahmegenehmigung erteilen. Das ist dann wohl nur für eine Saison.”

Vermarktung im Stadion: “Durch die beengten Verhältnisse im Stadion ist die Werbung nicht so möglich wie in der Allianz Arena. Die Stadt ist aber 1860 sehr großzügig entgegengekommen. Wenn der Verein eine temporäre Werbung aufstellt, dann kann 60 den Erlös zu 100 Prozent einkalkulieren. Bei den Speisen und Getränken ist das anders. Da gibt es einen Brauereivertrag.”

die Rollstuhlfahrer-Plätze: “Wir haben die Stellplätze für die Rollis erhöht. Leider geht es momentan baulich nicht, einen überdachten Platz anzubieten. Wenn mit der Machbarkeitsstudie die Möglichkeit einer Teileinhausung erklärt wird, können wir sicherlich auch den Rollstuhlfahrern einen besseren Platz anbieten.”