Bierofkas kluger Schachzug
- VON OLIVER GRISS
- 10.02.2019 19:07
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VON OLIVER GRISS
Der TSV 1860 hat beim 1:1 gegen den KFC Uerdingen, dem selbsternannten Aufstiegskandidaten, über 96 Minuten überzeugt - und das nicht nur in kämpferischer Hinsicht, sondern vor allem auch in punkto Taktik.
Warum hat’s diesmal so gut funktioniert? Daniel Bierofka hat wieder auf das System (4-4-2) zurückgegriffen, mit dem die Löwen zu Saisonbeginn für positives Aufsehen gesorgt hatten. Eine gute Entscheidung von Daniel Bierofka, sich im Überlebenskampf vom Modell mit nur einem nominellen Stürmer zu verabschieden und mehr Risiko zu gehen: Hinten waren die Sechziger stabil wie lange nicht, vorne kamen sie gegen die Millionen-Truppe aus Krefeld zu einigen guten Torchancen - und was viele Kritiker freuen wird: Das hat in dieser dreckigen Dritten Liga seit langem wieder nach Fußball ausgesehen. Die Mannschaft war top eingestellt.
Auch ein cleverer Schachzug des Trainers: Efkan Bekiroglu auf die Sechs zu stellen. Auch wenn der Deutsch-Türke mit einem vermeidbaren Ballverlust in des Gegners Hälfte das 0:1 einleitete, machte der Ex-Augsburger wohl sein bislang bestes Spiel für den TSV 1860. Immer wieder ließ Bekiroglu in Duisburg aufblitzen, dass er mit der Kugel umgehen kann. Wenn er weiter an seiner Fitness und Handlungsschnelligkeit arbeitet, wird er den Durchbruch schaffen. Eine positive Erscheinung war auf dem Platz aber auch Felix Weber. Der Kapitän war am Samstag der Fels in der Brandung - und traf vorne zum verdienten 1:1-Ausgleich. Kann er diese Form halten, wird Bierofka nicht an ihm vorbeikommen.
Ein Sonderlob hat aber auch Sascha Mölders verdient: Was der 33-Jährige dieses Mal gelaufen ist, wie er die Bälle festgemacht hat, ist aller Ehren wert. Darauf gilt es aufzubauen, denn seine Leidenschaft und Erfahrung braucht 1860 im Abstiegskampf. Alles muss dem Mannschaftserfolg untergeordnet werden, damit der Verein mit solchen Albträumen wie im Sommer 2017 nicht mehr konfrontiert wird.
Natürlich will Bierofka für die Zukunft variabel bleiben und unberechenbar sein - doch eines ist klar: Für die nächsten Wochen scheint das 4-4-2-System für das derzeit vorhandende Spielermaterial am besten zu passen.