VON OLIVER GRISS UND ULI WAGNER (FOTO)

Wie demokratisch ist der TSV 1860?

Diese Frage bewegt viele Mitglieder. Auch MAN-Betriebsratsboss Saki Stimoniaris, der sich für das Präsidenten-Amt an der Grünwalder Straße beworben hat, aber wohl wenig Erfolgschancen hat, vom Verwaltungsrat für diesen Posten vorgeschlagen zu werden. “Dass wir uns richtig verstehen: Ich stehe zur Satzung”, erklärte der 47-Jährige beim db24-Stammtisch, “aber ich würde mir wünschen, wenn der Verwaltungsrat zwei oder drei Kandidaten vorschlagen würde - die Mitglieder sollen dann entscheiden, was das Beste für Sechzig ist. Die Mitglieder können die Satzung ändern. Ich sage: Zur Demokratie gehört auch, wenn man zwei verschiedene Kurse hat, dass man auch zwei Kandidaten vorschlagen sollte. Wenn die Mitglieder sagen: ‘Nein, das wollen wir nicht!’ - dann ist das in Ordnung.”

Seit wann hat der TSV 1860 überhaupt eine Satzung, die nicht mehr als einen Kandidaten zulässt? Der Rückblick: Am 28. Januar 2016 wurde auf der Mitgliederversammlung in der Heide Volm in Planegg ein Satzungsänderungsvorschlag (mehr Kandidaten für die Präsidentensuche) abgelehnt - die notwendige Zwei-Drittel-Mehrheit wurde nicht erreicht. 263 wahlberechtigte Löwen waren damals gekommen, um neue Wege zu gehen. 54 Stimmen fehlten am Ende.

Interessant: Robert Reisinger, heutiger Präsident und damaliger Verwaltungsrat, stimmte für eine echte Demokratie: “Ich bin für die Satzungsänderung. Ich glaube, dass der Kandidat, der vom Verwaltungsrat vorgeschlagen wird, sich auch auf einer Mitgliederversammlung durchsetzen würde.” Auch Sascha Königsberg setzte sich für mehrere Kandidaten ein: “Das, was einem Präsidenten nach der Wahl passiert, kann seinem Ruf noch mehr schaden als eine verlorene Wahl.”

Dagegen war Verwaltungsrat Robert von Bennigsen, der seit Jahren eine ganz zentrale Rolle im Präsidenten-Casting spielt, schon damals gegen eine Korrektur des Systems: “Ich bin gegen eine Satzungsänderung - weil ich das Auswahlverfahren für gut befinde. Die Auswahl ist keine einfache Auswahl. Ego-Kandidaten gibt es genug. Aber wirkliche Kandidaten sind rar. Wir wollen keine Egomanen. Ich bin auch ein Verfechter der direkten Demokratie. Ich bin nicht gegen mehrere Kandidaten in der Wahl - aber stellt sie doch dem Auswahlverfahren des Verwaltungsrats. Ich schließe aus, dass es nach unserem Auswahlverfahren Kandidaten gibt, die mit Investoren klüngeln.”

Und Fußball-Abteilungsleiter Roman Beer meinte seinerzeit: “Ich bin für die Beibehaltung der aktuellen Satzung - und gegen die aktualisierte Fassung. Für mich war Gerhard Mayrhofer auch ein guter Präsident.”

Wer stellt für die Mitgliederversammlung im Sommer den Antrag auf eine Satzungsänderung bezüglich der Präsidenten-Wahl? Logisch: Auf die anstehende Präsidenten-Wahl würde sie, falls eine Satzungsänderung von der MV gewünscht wird, keinen Einfluss mehr nehmen…