VON OLIVER GRISS UND BERND FEIL (MIS)

Necat Aygün war Spieler und Sportchef beim TSV 1860. Ihm gehören hohe Sympathiewerte in der Fangemeinde. Er hat einen klaren Blick für die schwierige Situation an der Grünwalder Straße. Den Konsolidierungskurs von Präsident Robert Reisinger mit drei Millionen Euro (im Spieljahr 2020/2021 nur 2,5 Millionen Euro) hält er für falsch. “Damit kriegst du keine aufstiegsreife Mannschaft zusammen. Das ist für die Planung eine Katastrophe”, erklärte Aygün gegenüber der “AZ”: “Wenn du Spieler hast, mit denen du planst, die du weiterentwickeln kannst und die vor allem auch bleiben wollen, das ist ganz wichtig. Es ist das Schlimmste, was einem Trainer oder Sportdirektor passieren kann: Du baust dir eine Mannschaft auf und statt sie jetzt weiter zu entwickeln, kannst du zusehen, wie sie auseinandergerissen wird. Wenn man das jetzt so durchzieht, hat das auch Auswirkungen für das übernächste Jahr.”

Dass 1860 auch noch nicht mit seinen Leistungsträgern verlängert hat, sei ein falsches Signal für die Zukunft. “Viele Verträge hätten schon längst verlängert werden müssen”, erklärt der heute 39-jährige Aygün und ergänzt: “Das wollten Bierofka und Gorenzel ja auch tun, soweit ich weiß. Aber wenn dir jetzt die Hände gebunden sind, kriegst du auch in der kommenden Saison ein Riesen-Problem. Und zwar, weil dann viele Spieler ablösefrei wären und 1860 noch nicht einmal etwas für sie kassieren würde. Das Thema Ablösesummen ist ohnehin schon ein Problem, falls sie jetzt hoffen, Talente verkaufen zu können: Für einen Drittligaspieler ist es sehr, sehr schwer, eine hohe Ablöse zu generieren.”

Aygüns Wunsch: “Wenn man diese Mannschaft jetzt erhalten und punktuell verstärken würde – mit zwei, drei, vier Neuverpflichtungen, könnte sie es unter Biero weit bringen. Aber dazu musst du flüssig sein. Wenn der Geldhahn zugedreht wird, wird das zum Problem für den ganzen Verein.” Der Münchner wünscht sich einen Kompromiss der beiden Gesellschafter - damit der Sport nicht auf der Strecke bleibt.