VON OLIVER GRISS UND ULI WAGNER (FOTO)

Nein, so eine schwierige Ausgangsposition hatte der TSV 1860 in den letzten Jahren noch nie. Immerhin: Präsidium, Geschäftsführung und sportliche Kommandobrücke sind sich dieses Mal einig. Es geht in dieser Drittliga-Saison nur um ein Ziel, und das nur, weil sich beide Gesellschafter nicht auf einen gemeinsamen kurz-, mittel- und langfristigen Plan verständigen können: Den Klassenerhalt. Wer nur ansatzweise von der Zweiten Liga träumt, hat auf die Realität leider einen verklärten Blick. Wir haben den aktuellen Löwen-Kader auf Herz und Nieren geprüft - die db24-Analyse:

Das Tor: Auf dieser Position hat der Löwe keine Sorgen: Marco Hiller, der aufgrund der monatelangen Verletzungspause von Hendrik Bonmann, wieder zur Nummer 1 aufstieg, wird sich erneut ein Duell mit dem Ex-Dortmunder liefern. Was man in den ersten Trainingstagen beobachten konnte: Bonmann will unbedingt zurück in den Kasten. Er sprüht vor Freude und Eifer. Fällt einer der beiden aus, würde Tom Kretzschmar (ohne Regionalliga- und Drittliga-Einsatz) nachrücken.

Die Viererkette: Weil Mister X für die Abwehrzentrale noch nicht verpflichtet ist (es soll ein zweitliga-erfahrener Verteidiger sein), ist Trainer Bierofka gerade dabei, Rechtsverteidiger Herbert Paul als zentralen Abwehrspieler umzuschulen. Daneben verteidigt Kapitän Felix Weber. Die Außenpositionen nehmen derzeit Eric Weeger (rechts) und Phillipp Steinhart (links) ein. In der Hinterhand hätte Bierofka die drittliga-unerfahrenen Leon Klassen, Marco Raimando Metzger und Niklas Lang. Das 17-jährige Abwehr-Talent spielte in der abgelaufenen Saison noch in der Bayernliga (2. Liga). Er wird übrigens von Ex-Löwen-Geschäftsführer Gerhard Poschner vertreten. Um sicher in die Saison zu gehen, bräuchte 1860 nach dem Ausfall von Semi Belkahia (Kreuzbandriss) in diesem Bereich eigentlich zwei Neuzugänge. Ein Kandidat bleibt Aaron Berzel, der sich in der Warteschleife befindet.

Das Mittelfeld: Nach dem Ausfall von Leistungsträger Quirin Moll (Comback-Termin ist Oktober) ist für Trainer Bierofka improvisieren angesagt: Würde morgen Saisonstart sein, würden vermutlich Rückkehrer Simon Seferings und Daniel Wein die beiden Sechser spielen. Die Außenbahnen würden von Nico Karger (links) und Benny Kindsvater (links) belegt werden. Die Schaltzentrale hat Efkan Bekiroglu inne. Die Reservebank für diesen Mannschaftsteil? Dennis Dressel, Kristian Böhnlein, Marius Willsch und Fabian Greilinger. Eine weitere erfahrene Verstärkung fürs Mittelfeld würde 1860 gut tun.

Der Angriff: Der ehemalige Bundesliga-Torjäger Sascha Mölders ist der größte Hoffnungsträger - mit 34 Jahren! Beim Laktattest wurde er noch geschont. Markus Ziereis ist Mölders’ Backup - seine Bilanz in der Vorsaison: Null Tore. Ob ihm der Durchbruch in der Dritten Liga endlich gelingt? Es wäre dem sympathischen Oberpfälzer zu wünschen. Eine weitere Alternative ist Noel Niemann, der wegen einer Kreuzband-OP Monate lang weg vom Fenster war. Eigentlich müssten die Löwen im Sturm, auch wegen der Verletzung von Stefan Lex, zweimal nachlegen. Doch dem Verein sind finanziell die Hände gebunden. Bestenfalls ist ein Leihgeschäft möglich. Vorstellbar ist, nachdem einige Wunschkandidaten schon wieder abgesprungen sind, dass man Prince Owusu wieder ausleiht. Aber der will erst einmal abwarten, wie sich die Situation bei Arminia Bielefeld gestaltet…

Die db24-Prognose: Wer den TSV 1860 im letzten Saison-Drittel in der Dritten Liga verfolgt hat, weiß: Die Mannschaft musste sich zum Klassenerhalt quälen. Deswegen wird es in dieser Saison, auch weil die Euphorie aufgrund der vogelwilden Machtspiele im Verein komplett verflogen ist, ein bitterböser Kampf. Mit viel Glück wird man - Stand jetzt - Platz 16 erreichen. Aber dazu muss alles Glück der Welt auf der Seite der Löwen sein.

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