VON OLIVER GRISS UND BERND FEIL (MIS)

Noch acht Tage bis zur Mitgliederversammlung am 30. Juni im Zenith: Wie entscheidet sich die große Löwenfamilie? Für den umstrittenen Kurs Reisinger oder doch für wichtiges Miteinander der Gesellschafter, was der Verein bräuchte, um wieder zur Ruhe zu kommen? Das Problem: Es gibt auf der MV keinen Gegenkandidaten für Reisinger. Der Verwaltungsrat beruft sich auf seine Satzung. Das Dilemma zwischen Verein und Mehrheitsgesellschafter Hasan Ismaik, beschreibt eine Reisinger-Aussage im exklusiven Interview mit dem “Reichenhaller Tagblatt” (Samstagsausgabe): “Wir wissen nicht, wo sich Ismaik aufhält. Wir haben keinen Kontakt.”

Was allerdings nicht stimmt: Vor wenigen Wochen stand die Vereinsseite mit dem Jordanier schriftlich in Kontakt, als diese mit Ismaik Gespräche um eine Kapitalerhöhung aufnehmen wollte. Ismaik schrieb zurück, der TSV 1860 solle doch bitte die Termine mit Saki Stimoniaris, dem Aufsichtsratsvorsitzenden der KGaA und Sprecher von HAM, koordinieren - das lehnte Reisinger aber ab. Der 55-jährige, der bei seinem Besuch in Bad Reichenhall laut Redakteur Hans-Joachim Bittner nicht alle Löwen-Fans überzeugen konnte, sprach mit dem Tagblatt über:

die Finanzprobleme: „Der Verein muss von Grund auf saniert werden…doch ich bin keiner, der eine Insolvenz anstrebt.”

seine Führungsrolle bei 1860: “Die Führung wäre gar nicht so aufreibend. Das Drumherum macht es ein bisschen schwierig. Man glaubt gar nicht, auf welche kruden Theorien die Leute so kommen können, vor allem verschwörende.”

seine sportliche Ziele für die nächsten zwei Jahre: “Realistisch sind wir in einem Jahr immer noch Drittligist. Der Aufstieg ist nur mit viel Glück ein Thema. Wir sind im Grunde in der Situation, erst mal wieder einen gesunden Grundstock aufbauen zu müssen. Wir sollten eine gesunde Basis finden, um überhaupt wieder angreifen zu können. Es gilt vor allem auch, ein wenig demütiger an die ganze Sache heranzugehen, das täte uns allen sicher gut. Dann können wir vielleicht in zwei drei Jahren wieder von höheren Zielen sprechen. Momentan gibt‘s nur ein sportliches Ziel: Klassenerhalt.”

die ständige Unruhe bei 1860: “Ich bin seit 1974 mit den Löwen verbunden. Ruhe habe ich in dieser langen Zeit noch nie erlebt. Das aktuelle Problem: Man kann aus einer riesigen Wiese voller Unkraut auch nicht an einem Tag eine herrlich blühende Blumenwiese zaubern.”

seinen “Einstieg” bei den Löwen: “Mein Vater war Fan und eng mit Manfred Wagner von den 66er-Meisterlöwen verbunden. Ich bin in Italien aufgewachsen. Als wir 1973 nach Deutschland zurückkamen hieß es, ich solle Fußball spielen. Und dafür kam nur ein Verein infrage. Bis 1982 habe ich dann bei den Löwen gespielt.”