Bleibt bei Sechzig!
- VON OLIVER GRISS
- 01.07.2019 08:49
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VON OLIVER GRISS
Zunächst, auch das muss sein: Glückwunsch zur Wiederwahl, Robert Reisinger!
Dass der Unternehmensberater aus Kirchheim mit 64 Prozent im Amt bestätigt wurde, lag auch daran, dass die von “Pro1860” ideologisch-geführte Seite einfach besser organsiert ist - und die Freunde des Profifußballs ihr zweifelsohne großes Engagement in den sozialen Netzwerken nicht auf den Platz, beziehungsweise in den Saal bekommen. Und das ist das eigentlich Enttäuschende beim TSV 1860. Daniel Bierofka, der beste Löwen-Trainer seit dem unvergessenen Werner Lorant, dürfte sich ziemlich verlassen fühlen. Einerseits eine Veränderung fordern, aber dann die Mitgliederversammlung schwänzen: Badesee, Biergarten, Dorffest, Grillparty - alles ist wichtiger als 1860. Traurige Löwen-Welt!
Deswegen braucht sich auch keiner aus der Reisinger-Opposition zu wundern, dass der Traum vom großen Fußball mit Derbys gegen den FC Bayern nur in der Erinnerung weiterleben wird. Realistisch sind solche Erstliga-Duelle für die nächsten Jahre nicht. Dem TSV 1860 droht ein gnadenloser sportlicher wie wirtschaftlicher Existenzkampf, auch wenn Reisinger glaubt, dass “Bierofka wieder eine Mannschaft auf den Platz bringen wird, die uns Freude bereitet.”
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Schlimm ist, dass genau diesen Vereinsfunktionären vermutlich die Fußball-Expertise fehlt, um den ausgedünnten Löwen-Kader richtig bewerten zu können. Hinzu kommt, dass die benachbarten Klubs in der Stadt im Gegensatz zu 1860 derzeit ultra-kreativ sind: Haching geht an die Börse und verspricht sich davon 11 Millionen Euro. Regionalliga-Aufsteiger Türk Gücü München hat 20 (!) neue Spieler verpflichtet, um in die Dritte Liga aufzusteigen. Was dann passiert - und jetzt muss jeder Löwen-Fan ganz stark sein - will ich Ihnen nicht vorenthalten: Die Fluglinie “Turkish Airlines” will nach db24-Informationen beim aufstrebenden Verein dann Hauptsponsor werden. Was das für 1860 heißt, muss man Löwen mit Weitblick nicht erklären. Hauptsache, Giesing!
Jetzt dem Verein den Rücken zu kehren und die Mitgliedschaft zu kündigen, nur weil Reisinger als Präsident bestätigt wurde, ist der falsche Ansatz und wäre extrem kontraproduktiv. Damit schadet man nicht nur dem 1860-Nachwuchs (ihm kommen die Mitgliedsbeiträge zu gute), sondern man nimmt dem Verein auch selbst jegliche Möglichkeit, für organisierte Veränderungen zu sorgen. Es braucht eine starke Persönlichkeit, die das Heft das Handels in die Hand nimmt. Eine starke Opposition muss geplant sein - und die funktioniert nur mit einer Mitgliedschaft im Verein.
Unser Motto: Bleibt bei Sechzig! Noch ist nichts verloren.
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