Das db24-Interview mit dem Trainer: Bierofka erklärt seinen Pizza-Trick vor dem Chemnitz-Triumph
- VON OLIVER GRISS UND ULI WAGNER (Foto)
- 02.09.2019 15:28
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VON OLIVER GRISS UND ULI WAGNER (FOTO)
Der 1:0-Sieg in Chemnitz hat beim TSV 1860 für etwas Entspannung gesorgt. Es war der erste Auswärtssieg seit mehr als fünf Monaten. Das db24-Interview mit Trainer Daniel Bierofka.
db24: Herr Bierofka, war der Auswärtssieg in Chemnitz die Reaktion, die Sie sich nach dem 1:5-Waterloo in Magdeburg erwartet haben?
DANIEL BIEROFKA: Wir haben versucht, die Flucht nach vorne anzutreten. Wir haben hoch gepresst, das haben wir vor allem in der ersten Hälfte sehr gut gemacht. Wir haben den Gegner von unserem Tor weit weg gehalten. In der zweiten Hälfte sind uns dann ein wenig die Kräfte ausgegangen, aber trotzdem haben wir das Tor verteidigt, auch wenn wir noch zwei gute Chancen für Chemnitz zugelassen haben. Aber das 1:0-Siegtor von Leon Klassen - in seinem ersten Spiel von Beginn an - haben wir toll rausgespielt. Deswegen sind wir alle sehr froh.
In der Startelf standen mit Torschütze Klassen (19), Fabian Greilinger (18) und Dennis Dressel (20) drei Talente, die im letzten Jahr noch in der fünftklassigen Bayernliga im Einsatz waren…
Ich weiß nicht, wann 1860 zuletzt eine Flügelzange hatte mit einem Altersdurchschnitt von 18,5 Jahren. Klar war es ein bisschen ein Risiko, aber ich wollte Herz auf dem Platz haben. Die Jungs haben zwar Fehler gemacht, aber sie haben immer wieder nachgesetzt und großes Herz gezeigt.
Schön war der Sieg aber nicht anzusehen: Dürfte Ihnen aber egal sein, oder?
So ist es! In der Dritten Liga gibt’s keinen Schönheitspreis! Man sagt ja immer so schön: Dreckig 1:0 gewinnen - das haben wir in Chemnitz gemacht. Wichtig ist auch für meine Mannschaft, dass sie weiß, dass sie auch Auswärtsspiele wieder gewinnen kann. Das ist ganz wichtig.
Sie waren nach den 93 Minuten von Chemnitz komplett nass geschwitzt, obwohl Sie gar nicht auf dem Platz standen…
Das Spiel hat auch mir sehr viel Energie gekostet. Ich war heute als Trainer gefragt, ich wollte meine Mannschaft von draußen positiv unterstützen, ihnen meine Energie von draußen mitgeben. Der Durchschnittspuls bei mir dürfte bei 170/180 gelegen haben. Normalerweise bin ich sowieso sehr aktiv, aber heute war es noch einmal eine Nuance höher…
Zuletzt wurden Sie von Teilen der Fanszene im Internet massiv kritisiert.
Ehrlich? Das prallt an mir sowas von ab. Man muss nur schauen, mit welcher Mannschaft wir in Chemnitz gespielt haben. Dass sie Zeit braucht, das ist auch klar. Ich werde mit der Mannschaft hart arbeiten, mir ist zumindest klar, dass wir bis zum letzten Spieltag fighten müssen, um die Liga zu halten. Aber ich kann versprechen: Wir werden alles dafür tun. Was für mich entscheidend war: Die Mannschaft kann einstecken, aber auch wieder aufstehen.
Und Sie haben die Mannschaft nach dem 1:5 in Magdeburg mit dem Pizza-Trick wachgerüttelt…
(lacht): Ich habe am Mittwoch Pizzen ausgegeben. Wir hatten nach dem 1:5 Klartext gesprochen, zuvor habe ich mich vielleicht zu klar in der Öffentlichkeit ausgedrückt. Vielleicht war das auch zu hart. Und das mit den Pizzen war ein Zeichen von mir, dass ich in meine Mannschaft 100 Prozent Vertrauen habe und wir zusammen diesen steinigen Weg gehen werden.
Wie froh sind Sie über den Transfer von Prince Owusu?
Sehr froh! Wir haben versucht im Rahmen unserer Möglichkeiten etwas zu schnitzen. Wir haben sehr, sehr viele Absagen bekommen, weil sich Spieler zu anderen Vereinen bekannt haben. Das war jetzt nicht ganz so einfach, jemanden für uns zu finden, um im Budget zu bleiben. Das haben wir jetzt geschafft. Wir haben mit Ossi eine preisgünstige Lösung gefunden, die uns trotzdem helfen kann.
Hat 1860 an seiner Attraktivität eingebüßt, um richtig gute Spieler zu bekommen?
Anton Fink hätte schon eine gewisse Neigung gehabt, zu uns zu kommen. Aber es war finanziell nicht stemmbar. Das muss man dann einfach akzeptieren. Trotzdem haben wir mit Ossi eine gute Lösung gefunden. Er hat großes Potential, mit ihm muss man arbeiten. Und das werden wir in den nächsten Monaten tun.
Wird’s Abgänge geben?
Nein! Der Kader wird so jetzt zusammenbleiben. Ich brauche jeden Spieler. Das hat man in Chemnitz wieder gesehen. Ich brauche jeden Jungen - genauso wie Simon Seferings oder Kristian Böhnlein, der für die Mannschaft wahnsinnig wichtig ist. Ich will die Mannschaft nicht auseinanderreißen.