Bodden im db24-Interview: "Die Krankheit habe ich mit mir selbst ausgemacht"
- VON OLIVER GRISS UND BERND FEIL (Foto)
- 24.12.2019 15:41
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VON OLIVER GRISS UND BERND FEIL (FOTO)
Früher war Olaf Bodden ein Baum von einem Mann. Furchteinflösend auf dem Platz. 25 Treffer in 67 Spielen für den TSV 1860 brachten ihn sogar in die Nähe der Nationalmannschaft. Doch 1997 erkrankte er am Pfeifferschen Drüsenfieber, von dem er sich bis heute nicht erholt hat. Der ehemalige Löwen-Stürmer ist an den Rollstuhl gefesselt, seine behinderten-gerechte Wohnung in Trudering (mit einem Christbaum geschmückt) verlässt er selten. Das db24-Interview mit Bodden - der erste Teil:
db24: Wie feiert Olaf Bodden Weihnachten?
OLAF BODDEN: Meine Tochter kommt. Freitag haben wir den Weihnachtsbaum aufgebaut und geschmückt. Dann gibt’s Bescherung und eine Gans mit Knödel zum Essen. Die andere Tochter ist leider in Thailand. Wir werden aber mit Facetime in Kontakt sein.
Sie wollten eigentlich nicht mehr über Ihre Krankkeit in der Öffentlichkeit sprechen: Aber denken Sie in diesen besinnlichen Momenten über ihre Krankheit nach?
Nein, eigentlich nicht, denn dadurch, dass ich zu 95 Prozent zu Hause bin und hier rumliege, hat man sowieso viel Zeit darüber nachzudenken. Die Krankheit habe ich mit mir selbst ausgemacht, dass es so ist, wie es ist. Ich habe es so hingenommen, dass ich beispielsweise nicht mehr in den Urlaub fliegen kann. Ich habe zwei Kinder - und bin froh, dass es ihnen gut geht.
Wie sieht ihr Alltag aus?
Ich versuche, dass ich relativ häufig Besuch bekomme. Dann schaue ich viel TV, lese, surfe im Internet. Der Alltag ist ziemlich langweilig, aber ich versuche, das Beste daraus zu machen.
Hoffen Sie noch auf die gesundheitliche Wende?
Es wird bei der Erkrankung mehr oder weniger nicht geforscht - nur ein bisschen in Amerika. Das ist so komplex, wenn man sieht wie ALS oder MS nahezu nicht erforscht werden. Deswegen gibt es, zumindest zu meinen Lebzeiten, keine Hoffnung mehr. Selbst wenn man genau wüsste, was der Mechanismus wäre, dann braucht man 10 bis 15 Jahre, um ein Medikament zu entwickeln. So kann man sein Leben nicht aufbauen. Das wäre in etwa so, wenn ich bettelarm wäre und in der nächsten Woche auf einen Lottogewinn hoffe.
Vor sieben Jahren nahmen Sie ein Medikament ein, dass für sie folgenschwer war.
Das hat mich in den Rollstuhl gebracht. Es hat das Gegenteil gemacht, von dem, was es eigentlich machen sollte. Die Sympthome einer 24-Stunden-Grippe sind zwar weniger geworden, dafür kann ich mich muskulär aber nicht mehr bewegen. Sobald ich mich bewege, bricht mein System so zusammen, auch kognitiv, dass ich nur noch in einem abgedunkelten Zimmer liegen und mich nicht mehr unterhalten kann. Dann kommen Magendarm-Probleme, Übelkeit, Frostattacken und Fieberschübe hinzu. Bewegung muss man vermeiden, weil der Körper sonst völlig streikt.
Haben Sie noch einen Lebenstraum?
Mein Traum war immer, dass ich bis 35 spielen kann. Aber ich musste mit 28 Jahren meine Karriere beenden. Ich wollte immer die Welt bereisen, das würde ich gerne immer noch. Aber das bleibt mir wohl leider verwehrt, weil bei mir nichts mehr zu retten ist und auch nichts in der Pipeline steht. Das wäre so, als wenn Stephen Hawking, der ALS-krank war, darauf gehofft hätte, wieder ein normales Leben führen zu dürfen.
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