MARC VON SICHERER UND BERND FEIL (FOTO)

Mehrheitsgeselschafter Hasan Ismaik (43) wird deutlich: „1860 ist ein Verein mit vielen Strömungen und leider negativer Energie“, sagte der jordanische Millionär, der 2011 beim Münchner Fußball-Drittligisten als Geldgeber eingestiegen ist, in einem Interview mit der „Passauer Neuen Presse“ (Mittwochsausgabe). Vor neun Jahren war er mit der Vision angetreten, den ehemaligen Bundesligisten und Deutschen Meister von 1966 zurück in die Erste Liga zu führen. „Vielleicht war ich zu euphorisch, ohne die Strukturen des Klubs zu kennen. Vielleicht wollte ich zu schnell zu viel, aber ich hatte eigentlich nur eines im Kopf: Diesen Verein wieder dorthin zu führen, wo er eigentlich hingehört – in die Bundesliga!“, sagte Ismaik. Aufgegeben habe er den Traum aber noch nicht: „Wenn alle im Verein zusammenhalten würden, könnten wir eine Lawine lostreten!“

Insgesamt rund 70 Millionen Euro hat der 43-Jährige, der mit Öl und Immobilien reich wurde, bereits in den Verein investiert. Weitere Zahlungen schließt er nicht aus, stellt dafür aber Bedingungen: „Generell bin ich immer bereit, zu helfen, aber: Der Verein muss sich endlich zukunftsfähig aufstellen, mit der klaren Absicht, neben sportlichem Erfolg anzustreben, auch den Klub in schwarze Zahlen zu bringen. 1860 ist so eine große Marke, aber leider wird diese nicht gepflegt und aufpoliert.“ Ismaik hofft auf die baldige Aufhebung von 50+1: „Für den deutschen Fußball wäre der Fall von 50+1 ein großer Wettbewerbsvorteil.“

Zudem bestätigte der Investor im Gespräch mit der „Passauer Neuen Presse“, dass er den einstigen Geschäftsführer Robert Schäfer an die Grünwalder Straße zurückholen wolle: „Ich habe Robert Schäfer schon wieder seit einiger Zeit im Hinterkopf. Ich halte ihn für einen fähigen Geschäftsführer, dem ich zutraue, dass er sich nicht manipulieren lässt, sondern immer den Erfolg von 1860 im Vordergrund sieht.“ Zuletzt war Schäfer, der als Verfechter von 50+1 gilt, bei Dynamo Dresden und Fortuna Düsseldorf tätig. Dem im Sommer scheidenden 1860-Geschäftsführer Michael Scharold stellte Ismaik ein schlechtes Zeugnis aus: „Michael ist ein sehr guter Buchhalter, aber eben kein Geschäftsführer für 1860. Ich denke, er selbst hat das auch eingesehen. Als Geschäftsführer von 1860 brauchst du ein Netzwerk, musst ein Menschenfänger sein, ein Motivator.“

Dass der TSV 1860 München seine Zukunft in einem zweitligatauglich ausgebauten Grünwalder Stadion sieht, versteht Ismaik nicht: „Es gibt eine Machbarkeitsstudie für das Grünwalder Stadion, die besagt, dass das Stadion auf 18.105 Plätze ausgebaut werden kann. Ich hatte dies anfangs für einen Scherz gehalten“, sagte er. Dass der Verein mit diesem Vorschlag einverstanden sei, habe ihn schockiert: „Was passiert, wenn 1860 plötzlich ans Tor zur Bundesliga anklopft? Will man dann den Fans verkaufen: Sorry, wir können nicht aufsteigen, weil wir kein erstliga-taugliches Stadion haben. Ich verstehe den Eigensinn dieser Leute nicht“, sagte er mit Blick auf das Präsidium des Vereins, mit dem er sich seit dem Abstieg der Löwen aus der 2. Bundesliga 2017 im Streit befindet.