VON OLIVER GRISS UND RENATE FEIL (FOTO)

Nein, das war kein normales Fußballspiel, sondern ein Ereignis über das man beim TSV 1860 mit Sicherheit noch lange sprechen wird. Früh lag der Löwe mit 0:2 in Rückstand, dann 2:2, 3:2, plötzlich die kalte Dusche zum 3:3 - und in der Nachspielzeit hält der kurz zuvor eingewechselte Angreifer Prince Owusu nach einer Lex-Ecke seinen Kopf hin und der Ball zappelt zum 4:3-Triumph über den Chemnitzer FC im Netz. “Diese Dramaturgie kann man sich nicht ausmalen”, erklärte Trainer Michael Köllner, “wenn man das weiß, kommt man gar nicht ins Stadion, weil das herzinfarktgefährdend ist. Das war eine Willensleistung.” Sechzig wunderbar. Auch Hassan Ismaik jubilierte und schrieb auf seinem Facebook-Kanal: “Ihr habt mich sehr glücklich gemacht.”

Das mit 15.000 Zuschauern ausverkaufte Grünwalder Stadion glich mit dem Schlusspfiff einem Tollhaus, was es seit dem Zwangsabstieg 2017 viel zu selten war. Köllner weiß aber: Ohne die famose Unterstützung der eigenen Fans hätte man dieses irre Drittliga-Spiel womöglich nicht umgebogen. “Das Entscheidende war”, sagte Köllner am Sonntag, “dass die Fans gegen Chemnitz ein richtig gutes Gespür gehabt haben. Die Fans haben uns zum Sieg gepeitscht. Das war am Samstag eine ganz besondere Stimmung, die sich dann mit dem 4:3 entladen hat.” Deswegen ging Köllner nach dem Schlußpfiff auf den Rasen und verneigte sich vor der Westkurve, der Herzkammer der Fans. “Da muss man den Fans ein großes Lob zollen, ein Kompliment machen - da kann man sich auch mal verneigen”, so Köllner.

Für die nächsten Wochen, die möglicherweise darüber entscheiden, ob der TSV 1860 nochmal an die Aufstiegsplätze hinschnuppern kann, wünscht sich Köllner die bedingungslose Unterstützung der Anhängerschaft: “Ich hoffe, dass uns die Fans in der Zukunft - wie gegen Chemnitz oder Braunschweig - helfen. In den anderen Heimspielen gab’s sicherlich Steigerungsbedarf. Aber so wie sich die Mannschaft steigert, werden auch die Fans zur Höchstform auflaufen.” Und weil plötzlich sogar die direkten Aufstiegsplätze (nur fünf Punkte auf Platz 1) wieder in Reichweite sind, ist den Starkstrom-Löwen alles zuzutrauen. Die Löwen haben Bock, die Serie von 13 Spielen ohne Niederlage weiter auszubauen - das ist immer mehr sichtbar. Torjäger Sascha Mölders, der am Wochenende sein 13. Saisontor erzielte, meinte: “Wir haben richtig Bock. Die Serie ist richtig gut. Wir dürfen uns aber jetzt nicht ausruhen.”