VON OLIVER GRISS UND BERND FEIL (FOTO)

1860-Mehrheitsgesellschafter Hasan Ismaik lässt die Erklärung des Präsidiums Reisinger (“Ismaik ist kein Diskriminierungsopfer”) nicht auf sich sitzen. Am Mittwochmorgen postete er folgendes Statement - darin bietet der Jordanier auch dem DFB eine Zusammenarbeit in dieser Causa an. Der Post von Ismaik im Wortlaut:

Liebe Löwen,

mit großem Bedauern habe ich die Stellungnahme des Präsidiums mit dem Titel #Hasan_Ismaik ist kein Diskriminierungsopfer“ gelesen. Dort heisst es, ich sei nur ein „vermeintlich Betroffener“ und letztlich hätte ich mir alles selbst zuzuschreiben. Hetzplakate und Schmählieder gegen mich - das Präsidium nennt diese verharmlosend „Kritik von Mitgliedern und Fans“ - seien nur Ausdruck dessen, dass meine wirtschaftlichen Entscheidungen, mein Verhalten und meine öffentlichen Einlassungen „nicht mehr vermittelbar waren“.

Ich hatte gehofft, dass wir uns bei allen Kontroversen wenigstens darauf verständigen können, dass Beleidigungen nicht akzeptabel sind. Weder „Hurensohn“ noch „Scheiss auf den Scheich“ sollte als nachvollziehbare Kritik (woran?) verharmlost werden. Wer das tut, ermutigt diese Kräfte noch, die dem Fußball schaden.

Ich wünsche niemandem, auch nicht den Mitgliedern des Präsidiums, dass ihr Kopf durchgestrichen ist und auf einer Fahne geschwenkt wird, denn das ist für mich die Vorstufe zum Fadenkreuz, wie es leider Dietmar Hopp seit Jahren in Deutschland erleben muss. Was muss erst passieren, damit diese Menschen aufwachen? Haben nicht gerade die Funktionäre der großen Fußballvereine eine gesellschaftliche Verantwortung, dem Hass entgegenzutreten?

Wie beurteilen Sie die neuen Aussagen von Präsident Robert Reisinger zu den Reaktionen von Investor Hasan Ismaik?

Umfrage endete am 17.03.2020 10:00 Uhr
Die Aussagen von Reisinger sind nicht haltbar!
53% (3077)
Wieder schießt Reisinger übers Ziel hinaus!
30% (1741)
Ich stehe hinter den Aussagen von Reisinger.
18% (1038)

Teilnehmer: 5856

DFB-Präsident #Fritz_Keller ist sich dieser Verantwortung offenbar bewusst. Er erklärte am Montag, dass für den DFB bei allem Verständnis für Kritik immer eine Grenze überschritten wird, wenn diese persönlich beleidigend oder gar menschenverachtend geäußert wird. Nach seiner Meinung müsse der Fußball gegen diese negative gesellschaftliche Entwicklung in diesem Land geschlossen vorangehen. Ich hätte mir gewünscht, das 1860-Präsidium hätte sich diesem Aufruf des DFB angeschlossen. Stattdessen wird alles verharmlost. Wie passt das zur Kampagne “VEREINenstattSpalten”?

Statt darüber zu diskutieren, ob „Scheiss auf den Scheich“ eine Diskriminierung ist oder nicht, hätte es dem Präsidium sicherlich gut zu Gesicht gestanden, einfach festzustellen, dass es jedenfalls eine Beleidigung ist, von der man sich in aller Klarheit distanziert. Es ist eine Sache darauf hinzuweisen, dass die Familie Ismaik Teil des TSV 1860 München sei, eine andere Sache ist es, sich klar gegen die Beleidigung eines „Familienmitglieds“ zu positionieren.

Die Aussagen von #Fritz_Keller und die Reaktionen der überwältigenden Mehrheit der Fußballgemeinde zeigen mir, dass gerade ein Umdenken stattfindet. Ich begrüße diesen Wandel sehr. Ich möchte Teil dieses Wandels sein und biete dem DFB meine Zusammenarbeit an. Und ich habe immer noch die Hoffnung, dass das Präsidium auch Teil dieses Wandels wird. Nicht nur mit Gesten, sondern mit Taten.