Gutschein statt Entschädigung?
- VON OLIVER GRISS UND BERND FEIL (Foto)
- 08.04.2020 18:21
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VON OLIVER GRISS UND BERND FEIL (FOTO)
Sollte es für den TSV 1860 zu Geisterspielen in der Dritten Liga kommen, was passiert dann mit den bereits gelösten Eintritts- bzw. Dauerkarten?
Wer vor dem 8. März 2020 ein Ticket für mittlerweile abgesagte oder verschobene Fußballspiele, Konzerte, Messen, Festivals, Sport-Events, Theater-Aufführungen, Lesungen oder Shows gekauft hat, erhält nicht mehr zwingend sein Geld zurück. Stattdessen dürfen die Ausrichter auch einen Gutschein ausstellen, der bis zum 31. Dezember 2021 eingelöst werden muss. Das geht aus einem heute beschlossenen Gesetz der Bundesregierung hervor. Diese sogenannte „Gutscheinlösung“ muss noch vom Bundestag verabschiedet werden, was durch die Unions-/SPD-Mehrheit allerdings als Formsache gilt. Die Löwen-Bosse hoffen sowieso auf die Solidarität der Fans, dass sie keine Forderungen stellen und so der Klub überleben kann.
Erst wenn der Kunde den Gutschein bis Ende 2021 nicht eingelöst hat, muss der Ticketpreis vom Veranstalter erstattet werden – also irgendwann Anfang 2022. Was natürlich nur dann greift, wenn das Unternehmen bis dahin nicht den Geschäftsbetrieb eingestellt hat. In Ausnahmefällen sollen Härtefallklauseln greifen – etwa dann, wenn der Kunde nachweisen kann, dass die Inanspruchnahme des Gutscheins aufgrund seiner „persönlichen Situation“ nicht zumutbar ist.
Dem Ticket-Käufer dürfen durch den Gutschein keine Mehrkosten entstehen. Eine Beschränkung auf die Nachholveranstaltung der abgesagten Veranstaltung ist unzulässig: Der Kunde hat also die Wahl, ob er weiterhin den selben Künstler sehen will oder sich für eine andere Veranstaltung desselben Anbieters entscheidet. Der Gutschein-Wert muss dem Ticketpreis inklusive Vorverkaufsgebühren entsprechen.
Mit dem Gesetz will die Bundesregierung kleine wie große Veranstalter schützen, die in besonderem Maße unter den Absagen von Kultur-, Freizeit- und Sport-Veranstaltungen leiden. Wenn Millionen von Tickets erstattet werden müssen, könnten die fälligen Rückerstattungen zu einer Pleite-Welle im deutschen Fußball führen.
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