VON OLIVER GRISS UND BERND FEIL (FOTO)

Robert Reisinger hat zuletzt gegenüber der “tz” verraten, dass der TSV 1860 trotz Corona seine Mitgliederversammlung für den 20. September in der Zenith-Halle weiter plant und mit einem Hygienekonzept auf 1200 bis 1300 Löwen hofft. Das dürfte jedoch genauso unrelastisch sein wie ein Löwen-Heimspiel am 18. September mit 5000 Fans im Grünwalder Stadion.

Bin überzeugt, dass die Entscheidungen der Mitgliederversammlungen die Mehrheitsverhältnisse widerspiegeln

Warum die Vereinsführung des TSV 1860 nicht einfach auf eine Online-Versammlung mit Entscheidungsgewalt umswitcht? Eine Nichtentlastung fürchtet Reisinger zumindest nicht, sagte er jetzt gegenüber der “SZ”: “Da hätte ich keine Angst. Ich bin überzeugt, dass die Entscheidungen der Mitgliederversammlungen die Mehrheitsverhältnisse widerspiegeln.” Für Reisinger seien eher finanzielle Aspekte die Gründe für sein defensives Verhalten. Was allerdings vom Karlsruher SC ganz leicht zu widerlegen ist: Die vergangene Präsidenten-Wahl kostete dem Zweitligisten rund 15.000 Euro. Wer die Preise für die Zenith-Halle kennt, weiß: Das hält sich dann in etwa die Waage.

Deutlicher wird 1860-Abteilungsleiter Roman Beer, der seit Jahren auf den Mitgliederversammlungen eine entscheidende Rolle spielt und zu den “Satzungsexperten” der Löwen gehört. Für Beer, von dem es heißt, dass er selbst gerne mal auf den Löwen-Thron steigen wollen würde, sei eine Online-Versammlung laut “SZ” eine “Briefwahl durch die Hintertür”. Er halte es für “kritisch, wenn man sich in einer Veranstaltung nicht mehr mit Argumenten auseinandersetzt”. Zu Hause sei die Gefahr groß, “dass die Mitglieder sagen: Ich höre mir doch keine stundenlangen Debatten an, sondern gebe einfach meine Stimme ab.” Zudem befürchtet Beer, dass die Wahlen von Mitgliedern hinterher juristisch angefochten werden kann. “Dann kommt wieder einer, der sagt, dass bei ihm das Internet zusammengebrochen ist.” Willkommen im Jahr 2020!