VON OLIVER GRISS UND ULI WAGNER (FOTO)

Stephan Salger, der Neuzugang des TSV 1860, saß im Löwenstüberl-Biergarten, als von db24 die Frage kam, wie er sich denn selbst als Fußballer einschätze würde. Die Antwort übernahm aber überraschenderweise derjenige, der Salger zu 1860 gelockt hat: Michael Köllner. Der Trainer rief auf seinem Radl sitzend rüber, um eine gewisse Lockerheit ins Gespräch reinzubringen: “Überragender Spieler! Für Sechzig der beste Neueinkauf aller Zeiten.” Die Gäste im Biergarten lachten.

Und wie sieht sich Salger, der ein angenehmer Zeitgenosse ist, selbst? Lächelnd antwortete er: “Ich bin jetzt nicht dieser harte Zweikämpfer, sondern eher einer, der weitblickend spielt. Ich versuche, die Sachen mit einer guten Tiefensicherung zu lösen, mit einer guten Antizipation. Ich glaube, dass ich ein Spiel ganz gut eröffnen kann und dem Löwen-Spiel gut tue.” Und Salger kommt mit guten Werten: Er ist insgesamt schon dreimal aufgestiegen. Zweimal in die Zweite Liga - und vor ein paar Wochen in die Bundesliga. Damit geht der Ex-Kölner als Aufstiegsexperte durch. “Ich kenne den Weg”, sagt er und ergänzt: “Ich sehe bei 1860 eine extrem hungrige und gewillte Mannschaft, die richtig Bock auf Fußball hat.”

Der 30-jährige Linksfuß ist als Innenverteidiger bei 1860 vorgesehen - und soll seine Rolle anders interpretieren als beispielsweise seine Vorgänger Felix Weber oder Aaron Berzel. Dass das Bielefelder Urgestein (acht Spielzeiten in Folge) bei den Löwen gelandet ist, war eine kurzfristige Geschichte. “Den ersten Kontakt gab’s vor zwei Wochen”, verriet Salger, der bis 2022 in München-Giesing unterschrieben hat. Dass er sich trotz gültigen Vertrags in Bielefeld dann für 1860 entschieden hat, lag am erfolgreichen Erstkontakt mit Trainer Michael Köllner. “Das ausschlaggebendste Argument war Köllners Nachricht, nach unserem Telefonat, wie er mich analysiert und charakterisiert hat”, erklärt Salger: “Damit konnte ich mich sehr gut identifizieren.” Den 30-Jährigen habe es imponiert, “wie sehr er mich schon kennen gelernt hatte.” Für ihn sei 1860 ein Klub mit großem Entwicklungspotential und “der Münchner Verein”. Erstmals konfrontiert wurde Salger mit 1860 in der 5. Klasse. “Mein Englischlehrer war Löwen-Fan - das habe ich nicht verstanden, wie einer aus dem Rheinland Löwen-Fan sein kann…”

Weil seine 1860-Premiere ausgerechnet auf das Pokalspiel gegen Eintracht Frankfurt (Samstag, 15.30 Uhr, db24-Ticker) fällt, kann Salger nicht garantieren, dass sein Einstand auch erfolgreich ausfällt. Was aber für eine Überraschung spricht: Salger weiß aus eigener Erfahrung, wie man als Underdog große Teams rasiert. “Wir sind mit Bielefeld in der Saison als Drittligist im Halbfinale am späteren Pokalsieger Wolfsburg gescheitert, haben auf dem Weg dorthin Hertha, Bremen und Gladbach ausgeschaltet”, erzählt Salger.

Wie groß ist diesmal Chance auf eine Pokal-Überraschung? “Es fehlt leider Gottes die ganze Atmosphäre, die dazu nochmal beiträgt. Es kann aber auch sogar ein kleiner Vorteil für uns sein, weil das Spiel einen Freundschaftsspiel-Charakter haben könnte für die anderen. Wir wissen, dass das nicht so ist. Wenn es eine kleine Chance gibt, werden wir diese nutzen.”