VON OLIVER GRISS UND STEFAN MATZKE (SAMPICS)

Der TSV 1860 gilt als Nachwuchsschmiede im deutschen Fußball - ein Blick auf das heutige Länderspiel der deutschen Nationalmannschaft gegen Tschechien genügt. Mit Felix Uduokhai, Philipp Max und Florian Neuhaus gehören gleich drei Ex-Löwen-Talente zum Aufgebot.

Zuletzt hat bei den Sechzgern Dennis Dressel auf sich aufmerksam gemacht. Klar, in einer völlig anderen Dimension, aber immerhin: Dem 22-jährigen Mittelfeldtalent sind beim 6:1-Triumph über Halle vier Tore gelungen. Eine starke Leistung. Sein Berater Hermann Hummels, der Vater von Weltmeister Mats Hummels, erklärte gegenüber der “tz”: “Dennis hat die Fähigkeiten, zwei Ligen höher zu spielen.”

Doch ein zu schneller Abschied von 1860 ist oft keine Garantie für eine positive Entwicklung. (Abschreckende) Beispiele gibt es genug. Die Übersicht:

Noel Niemann: Der flinke Außenstürmer wechselte im Sommer ablösefrei zu Bundesliga-Aufsteiger Arminia Bielefeld - seine Statistik: Niemann schaffte es in sieben Bundesliga-Partien kein einziges Mal in den Kader. Klar, das Trainingsniveau ist besser als bei 1860, doch richtig entwickelt man sich nur im echten Wettkampf. Eine 2. Mannschaft, um Spielpraxis zu bekommen, hat die Arminia nicht. Gut möglich, dass der 20-Jährige im Winter ausgeliehen wird…

Max Engl: Der Torwart wechselte nach dem Zwangsabstieg 2017 überhastet zum damaligen Drittligisten Rot-Weiß Erfurt anstatt die Nummer 1 der Löwen zu sein. Marco Hiller, der vom Potential eigentlich hinter Engl lag, nutzte die Gunst der Stunde. Seit 2019 steht der inzwischen 22-jährige Engl bei Türkgücü München unter Vertrag - er ist hinter Stammkeeper Rene Vollath jedoch nur die Nummer 2.

Kilian Jakob: Der Linksverteidiger wechselte im Laufe der Regionalliga-Saison 2017/2018 für die Ablösesumme von 300.000 Euro zum FC Augsburg - in der Hoffnung, große Karriere zu machen. Der 22-Jährige kam allerdings nur zu einem Bundesliga-Einsatz, was auch einer schweren Verletzung geschuldet ist. Jakob gehört inzwischen zum Stammpersonal der Bundesliga-Reserve der Fuggerstädter in der Regionalliga Bayern.

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Christoph Daferner: Wechselte im Sommer 2017 zum SC Freiburg, um seinen Bundesliga-Traum zu leben. Der talenierte Angreifer kam auf einen 24-Minuten-Einsatz bei der 0:4-Pleite gegen Borussia Dortmund. Das war’s. 2019 wurde der heute 22-Jährige zu Zweitligist Aue verliehen, der Klub nutzte die Kaufoption nach Ende der Saison nicht. Im Sommer wechselte Daferner ablösefrei zu Dynamo Dresden - am Sonntag Gegner des TSV 1860…

Mike Ott: Der offensive Mittelfeldspieler galt seinerzeit als torgefährliches Super-Talent des TSV 1860, wechselte aber 2014 zum 1. FC Nürnberg. Durchsetzen konnte sich der inzwischen 25-Jährige am Valznerweiher nicht. Mittlerweile spielt Ott auf den Philippinen und wurde dort mit United City FC Meister. Der Klub sich auch für die asiatische Champions League qualifiziert.