VON OLIVER GRISS UND BERND FEIL (FOTO)

Rot gegen Blau - für die Münchner Fußball-Fans eigentlich immer ein Ausnahmezustand. Doch seit Corona ist alles anders. Wir haben uns vor dem Stadtderby mit Bayern-Kapitän Nico Feldhahn, der sich vermutlich wieder um 1860-Torjäger Sascha Mölders kümmenr soll, unterhalten.

db24: Servus Herr Feldhahn, das Duell FC Bayern II gegen 1860 (heute, 14 Uhr, db24-Ticker) ist bereits der fünfte Vergleich der Neuzeit: Warum verteidigen die kleinen Bayern gegen die großen Löwen ihre Unbesiegbarkeitsserie? Ist es wirklich das Spiel des Jahres für Bayern?

NICO FELDHAHN: Aufgrund der Tatsache, dass wir als zweite Mannschaft gegen die Erste der Löwen spielen, haben wir eigentlich weniger zu verlieren als der TSV. Vielleicht hat das bei den bisherigen Duellen irgendwo psychologisch eine Rolle gespielt. Klar, für uns ist es das wichtigste Spiel der Hinserie, wir alle – Spieler, Trainer, Staff und auch Fans – sind heiß auf das Derby. Wir werden auf dem Platz alles raushauen, das kann ich versprechen. Aber das wird man bei Sechzig mit Sicherheit genauso sehen. Deswegen werden zwei starke und topmotivierte Teams aufeinandertreffen.

Trotzdem: Als amtierender Drittliga-Meister richtet sich der Blick Ihrer Mannschaft eher nach unten als nach oben - haben Sie dafür eine Erklärung?

Für uns war von Anfang an klar, dass der überragende Erfolg der letzten Saison kein Maßstab für kommende Spielzeiten sein kann. Das haben wir so vor dieser Saison auch immer wieder kommuniziert. Wir hatten im Sommer einen großen Umbruch, viele Stammspieler sind in höhere Ligen gewechselt. Sogar unser Meistertrainer Sebastian Hoeneß ist jetzt in der Bundesliga aktiv. Wir mussten uns also neu aufstellen, neu finden und auch von Neuem beweisen. Dazu kommen viele junge Spieler, die sich erst an den Männerfußball gewöhnen müssen. Von daher ist es keine große Überraschung, dass wir in der Tabelle etwas weiter unten stehen. Da standen wir übrigens auch in der vergangenen Saison an Weihnachten.

Sie haben 251 Drittliga-Spiele auf dem Tacho. Kaum einer kennt diese Liga besser als Sie. Ist die Qualität in den letzten Jahren gestiegen - und an was machen Sie das fest?

Ich würde sagen, die 3. Liga ist in der Breite deutlich stärker geworden. Jeder kann jeden schlagen, was wir an jedem Spieltag immer wieder aufs Neue sehen. Man muss einfach in jedem Spiel alles abrufen, um am Ende erfolgreich zu sein. Kleinste Fehler werden umgehend bestraft. Alle Mannschaften sind schwer zu bespielen. Und das ist wahrscheinlich der Unterschied zu 2008.

Sie haben bei allen drei Münchner Mannschaften gespielt: Erst bei 1860, dann bei Unterhaching - und nun seit 2015 bei den kleinen Bayern. Welche Zeit hat Sie am meisten geprägt?

Man muss eigentlich jede Station anders beurteilen. Bei Sechzig habe ich einige Jahre meiner Ausbildung genossen, das prägt natürlich. Bei Haching habe ich dann den Sprung in den Männerfußball geschafft und bin Profi geworden. Das war eine wichtige Zeit in meiner Karriere. Insgesamt würde ich aber sagen, dass mich die Zeit bei Bayern am meisten geprägt hat. Mittlerweile spiele ich von allen drei Stationen die längste Zeit für Bayern. Ich habe viele wertvolle Erfahrungen gesammelt, sogar im Training und teilweise auch im Kader bei den Profis. Darüber hinaus habe ich bei den Amateuren in meiner Rolle als älterer Spieler viele Dinge dazugelernt, ich habe noch mehr Verantwortung für das große Ganze übernommen.

Die Grünwalder Straße verließen Sie in der U17 im Jahr 2003, als die Löwen noch in der Bundesliga spielten, Richtung Unterhaching - wie kam’s dazu?  

Das passierte aus rein sportlichen Gründen. Ich habe im ersten Halbjahr bei der U17 wenig Einsätze bekommen und konnte dann im Winter zu Unterhaching wechseln. Es war also ein wichtiger Schritt für mich, um wieder Spielzeit auf dem Platz zu haben.