VON OLIVER GRISS UND IMAGO (FOTO)

Viele Löwen-Fans werden heute mit Wehmut auf eine große Vergangenheit zurückblicken: Der TSV 1860 kehrt nach 16 Jahren für ein Spiel wieder ins geliebte Olympiastadion zurück - und die Fans dürfen wegen der Corona-Pandemie im Derby bei Türkgücü (14.03 Uhr, db24-Ticker) nicht dabei sein. Wir haben die denkwürdigsten Spiele des TSV 1860 im ehemaligen WM-Stadion von 1974 zusammengefasst:

15. August 1973: Die Löwen waren gerade erst vom Grünwalder Stadion umgezogen und empfingen die Fuggerstädter zum Regionalliga-Kracher. Während die Verantwortlichen mit maximal 50.000 Fans rechneten, reisten allein die Augsburger aufgrund der Rückkehr von Vereinsidol Helmut Haller mit 35.000 Anhängern an. Nach dem frühen Führungstreffers des Kolbermoorers Werner Luxi brach am Oberwiesenfeld das Chaos aus, tausende vor dem Stadion wartende Fans kletterten über die Zäune. Es heißt, dass über 100.000 Fans das 1:1 zwischen 1860 und Augsburg verfolgt haben.

2. April 1977: Die Löwen trafen vor der imposanten Kulisse von 74.703 (!) Fans auf den VfB Stuttgart und erreichten ein 0:0 gegen Zweitliga-Spitzenreiter VfB Stuttgart. Am Ende stiegen beide Klubs in die Bundesliga auf.

4. Juni 1977: Nach der 0:4-Pleite in der Aufstiegsrelegation in Bielefeld, setzte keiner mehr einen Pfifflering auf die Löwen. Doch die kamen zurück und gewannen vor 60.000 Fans im Olympiastadion gegen die Ostwestfalen ebenfalls mit 4:0 (Tore: Nachreiner, Haunstein, Hartwig und Metzger) - der Aufstieg musste in einem Stichkampf entschieden werden, den die Löwen schließlich mit 2:0 in Frankfurt gewannen.

12. November 1977: Vor 77.000 Fans gewann der TSV 1860 als Außenseiter mit 3:1 das Münchner Derby gegen den FC Bayern - und was unvergessen neben dem Doppelpack von Herbert Scheller war: Die Watschn von Karl-Heinz Rummenigge gegen Beppo Hofeditz, die einen Platzverweis gegen den Bayern-Stürmer nach sich zog.

25. Oktober 1980: Rudi Völler, der später der absolute Publikumsliebling der deutschen Fans, Weltmeister und Bundestrainer wurde, kickte im zarten Alter von 20 Jahren für den TSV 1860. Tante Käthe erzielte nach einem 0:3-Pausenrückstand gegen Fortuna Düsseldorf drei Treffer - und weil auch Horst Wohlers ein Tor erzielte, gewann der TSV 1860 diese Schlacht vor nur 12.000 Fans unvergessen mit 4:3. Trotzdem stieg 1860 am Ende aus der Bundesliga ab.

4. Mai 1997: Der TSV 1860 führte bis zur 88. Minute vor 69.000 Fans im Stadtderby gegen den FC Bayern nach Toren von Horst Heldt (2) und dem irren Schlenzer von Jörg Böhme mit 3:2, ehe Carsten Jancker in der Schlussphase doch noch der Ausgleich für die Roten gelang. Ein ärgerlicher Punktverlust für Blau.

11. April 1998: Eigentlich war Carsten Jancker nicht zu übersehen, doch der inzwischen verstorbene 1860-Torwart Bernd Meier tat genau das: Er legte sich den Ball im Strafraum zurecht und aus seinem Rücken kam plötzlich der großgewachsene Bayern-Stürmer und schob den servierten Ball lässig zum 2:0 ins Tor. 1860 verlor am Ende mit 1:3 und Meier seinen Job.

27. November 1999: Durch das 1:0-Siegtor von Thomas Riedl in der 85. Minute gewann der TSV 1860 nach 22 Jahren wieder ein Münchner Derby gegen den FC Bayern. Gefühlt hätten die Löwen dieses Spiel mit 5:0 gewinnen müssen: Beste Chancen blieben ungenutzt - bis Riedl traf. Auch das Rückspiel gewannen die Löwen, die am Ende nicht nur Vierter, sondern auch Stadtmeister waren.

23. August 2000: 1860 spielte den späteren Halbfinalisten Leeds United im Champions League-Rückspiel (1:2 in England) an die Wand - und verlor vor 56.000 Fans am Ende unglücklich mit 0:1. Vor dem Spiel sang 1860-Ikone Petar Radenkovic sein Lied “Bin i Radi, bin i König” auf der Tartanbahn.

15. Mai 2004: 1860 hätte einen Sieg gegen Hertha BSC gebraucht. Doch weil der kurz zuvor eingewechselte Francis Kioyo vor 48.000 Fans in der 90. Minute einen Elfmeter verschoß, endete das Duell nur 1:1. Der Bundesliga-Abstieg war besiegelt. Wenige Wochen später erklärt der DFB, dass Herthas Marco Rehmer in diesem Spiel gedopt war - 1860 ließ diese Unsportlichkeit über sich aber fast regungslos ergehen.