VON OLIVER GRISS UND STEFAN MATZKE (FOTO)

Safety first - dieser Spruch gilt in den Corona-Zeiten ganz besonders für Günther Gorenzel (50). Beim Gesprächstermin mit den 1860-Reportern auf der Terrasse im Mannschaftshotel “Sueno Deluxe” nimmt der Österreicher Sicherheitsabstand. Zwei Meter zu jedem Pressevertreter - und: Er zieht sich die FFP2-Maske tief ins Gesicht. “Ich nehme das sehr ernst. Ich habe mich mit Leuten in meinem Büro getroffen - aus der Verwaltung oder aus dem Kader, die am nächsten Tag positiv waren”, erklärt der 1860-Geschäftsführer: “Das einzige, was ich mitbekomme, was wirklich schützt, ist dieses Ding (Gorenzel meint die Maske. d. Red.). Ich hatte im Sommer noch geglaubt, dass ich ohne das Ding auskomme, aber das war ein Trugschluß.”

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Gorenzels Pflichtbewusstsein gegenüber dem TSV 1860 und seinen Mitmenschen geht sogar so weit, dass er selbst daheim am Wörthersee in besonderen Fällen Maske trägt. “Meine Frau nervt’s höllisch. Ich habe die letzten fünf Tage vor dem Abflug in die Türkei nicht mehr gemeinsam mit meiner Familie am Tisch gesessen - ganz bewusst. Wenn mein 17-jähriger Junge rumspringt zu Silvester, dann kann ich nicht am nächsten Tag mit ihm am gleichen Tisch essen. Das ist mein Verständnis von dem Ganzen. Deswegen bin ich teilweise mit Maske in der Wohnung gesessen. Meine Frau war nicht begeistert - aber wir sind über die Runden gekommen. Meine Frau war vor der Impfzeit positiv. Der Junge hat das aus dem Freundeskreis mitgebracht. Deswegen kann ich nur sagen: Die Maske hilft. Und deswegen lebe ich das auch hier vor. Ich glaube, ich muss hier als Vorbild vorangehen. Wenn ich damit locker umgehen würde, würde das auch auf die Mannschaft abfärben - und genau das will ich nicht.”

Natürlich weiß Gorenzel, dass die Mannschaft nicht besonders erfreut war, dass sie am freien Nachmittag gestern im Hotel bleiben musste und nicht die Geschäfte in Belek oder Alanya bestaunen konnte. Gorenzel: “Ich verstehe die Jungs, dass sie ihre Freizeit gerne anders gestaltet hätten als im Hotel zu sitzen. Aber wir gehen mit dem Thema Corona sehr sorgfältig um. Wir haben auch hier sehr strikte Maßnahmen. Bis dato - und ich muss jetzt auf Holz klopfen - gibt uns das Recht, dass wir nur Einzelfälle hatten und nicht in Mannschaftsquarantäne mussten.” Rechtsverteidiger Kevin Goden verpasste das Trainingslager in Belek - weil sein Vater positiv getestet wurde und der Ex-Nürnberger damit als Kontaktperson 1 gilt.

Gorenzel bestätigt, dass er in den letzten Monaten schon den ein oder anderen Spieler rüffeln musste: “Man muss immer wieder nachschärfen. Ich schnappe mir immer wieder den ein oder anderen und sag ihm: Das ist anders ausgemacht. Ich bin ein Fan einer flachen Hierarchie, aber mit klaren Leitplanken. Und wenn einer über die Leitplanken hinausgeht, dann macht’s puff.”

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Dass die Löwen das Trainingslager in Belek trotz Kritik aus dem eigenen Fanlager letztlich durchgezogen und sich aufgrund der neuen Omikron-Variante nicht für eine Absage entschieden haben, würde Gorenzel auch heute genauso wieder machen. “Wir haben im Vorfeld Chance und Risiko abgewogen”, sagt Gorenzel: “Wir haben den vollständigen Impfschutz im Status. Somit haben wir von Haus aus weniger Risiko mit Infektionen - und wir haben auch bei der Rückreise keine Quarantäne-Maßnahmen zu erwarten. Ich klopf auf Holz: Wir haben auch in Belek die ein oder andere Testrunde gehabt - und alle waren bis dato negativ. Wir haben nullkommanull Symptome - und wir hoffen, dass das weiter so bleibt.”

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Gorenzel hat auch keine Hoffnung, dass in Deutschland kurzfristig der Geisterspiel-Modus aufgehoben wird. “Es ist klar, dass wir die nächsten Wochen und Monate mit Geisterspielen verbringen werden”, betont der Österreicher: “Das ist Wahnsinn für den gesamten Fußballsport, auch wirtschaftlich für die Vereine. Das sind natürlich massive Schäden, die der Fußball erleidet. Ich glaube, das wird sich alles in den Etats der Saison 2022/2023 niederschlagen.” Gorenzel ist sich sicher: “Der Fußball wird nicht verschont bleiben. Das ist natürlich auch für uns schade - weil unsere Fans ein Faustpfand sind. Deswegen ist es traurig, dass es wieder so weit gekommen ist.”

Für die Löwen ist dies besonders bitter, denn allein im Januar stehen inklusive dem Pokal-Hit gegen Karlsruhe (18. Januar) allein drei Heimspiele im Grünwalder Stadion an. Dazu kommt’s zum Stadtderby bei Türkgücü am 22. Januar im Olympiastadion.