VON OLIVER GRISS UND FEIL, AVANTI (IMAGO)

Er war der Kultstürmer der Dritten Liga, doch Sascha Mölders (36) ist seit kurz vor Weihnachten kein Löwe mehr. Der frühere Bundesligaprofi, der seinen Vertrag bei 1860 aufgelöst hat, spielt künftig für den Dorfklub in Großaspach - knallharter Abstiegskampf in der Regionalliga Südwest. Es gibt spannendere Aufgaben, aber die Kohle wird stimmen…

Doch so ganz verschwunden ist Mölders noch nicht bei 1860, zumindest wird über ihn noch gesprochen. Auch im Trainingslager in Belek. Trainer Michael Köllner verteidigt seine knallharte Entscheidung wiederholt: “Ich glaube, dass wir zu jedem Zeitpunkt mit dem besten Wissen und Gewissen gehandelt haben. Das ist entscheidend. Retrospektiv betrachtet haben wir uns für einen Spieler entschieden, ihn zum Kapitän gemacht. Sascha ist Torschützenkönig geworden, sogar zum besten Spieler der Liga ausgezeichnet worden. Aber auf der anderen Seite weißt du auch: Er war in einem fortgeschrittenen Alter und irgendwann wird dir das Thema Generationswechsel blühen. Dann ist immer die Frage: Wie kannst du sowas moderieren? Sascha hat sich dafür entschieden, dass er kein Auswechselspieler sein will. Dann liegt der Joker immer beim Spieler. Als Spieler musst du Leistung bringen. Bei Sascha waren es am Ende Höhen und Tiefen. Da ist es klar, dass der Trainer irgendwann diese Entscheidung treffen muss. Im Fußballgeschäft ist es leider so, dass von Woche zu Woche entschieden wird - und nicht, wenn es dir grade gut reinpasst oder Weihnachtsfeier ist.”

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Laut Köllner sei der Fußball nicht immer planbar: “Natürlich wäre es schön, zu sagen: Marco Hiller spielt bis 2028. Stephan Salger geht 2026 weg, 2025 hört Stefan Lex auf. Man kann sich das schon zurecht malen, aber so funktioniert das nicht. Leider gibt es dabei keine Gewinner: weder ich bin der Gewinner, noch Sascha.” Finanziell hat sich die Trennung wenigstens für Mölders rentiert. “Er kriegt die Kohle eins zu eins, ohne Leistung bringen zu müssen. Es gibt so keine Verlierer. Wichtig war für mich, dass ein solches Thema im Verein auf einen breiten Konsens stößt. Wir haben schließlich nicht bei einem 18-jährigen Spieler so entschieden, sondern bei einem etablierten Spieler und unserem Kapitän und die Entscheidung reifen lassen.”

Wer ist der Löwen-Rookie 2021?

Umfrage endete am 25.01.2022 09:00 Uhr
Niki Lang
46% (1157)
Fabian Greilinger
19% (487)
Dennis Dressel
8% (202)
Tim Linsbichler
7% (189)
Tom Kretzschmar
7% (189)
Semi Belkahia
4% (108)
Leandro Morgalla
3% (80)
Lorenz Knöferl
2% (49)
Erik Tallig
1% (35)
Nathan Wicht
1% (20)
Marco Mannhardt
0% (8)

Teilnehmer: 2524

Heißt: Alle im Verein standen hinter dieser schwierigen Entscheidung, sich von Publikumsliebling Mölders sechs Monate vor Ende der Vertragslaufzeit zu trennen. Köllner dazu: “Am Ende geht es darum: Was ist für Sechzig München die beste Lösung?”

Köllner weiß auch, dass das Thema Mölders in der Rückrunde immer mal wieder aufploppen könnte: “Am Ende wird es immer so sein: Was passiert die Wochen danach? Verlierst du, dann heißt es: Das war eine Scheiß-Entscheidung. Gewinnst du, hast du nicht so viel verkehrt gemacht. So ist das Profigeschäft. Wenn die zwei Spiele nicht gut gegangen wären und wir mit Sascha nichts gemacht hätten, dann hätte es vielleicht am Ende mich erwischt.”

Bis heute hatte Köllner keinen Kontakt mehr zu seinem ehemaligen verlängerten Arm. Von meiner Seite bleibt da nichts hängen”, versichert der Oberpfälzer im Trainingslager in Belek: “Wie es bei Sascha ist, weiß ich nicht. Ich bin dem Spieler auch nicht beleidigt, wenn er seine Haltung hat. Wenn er sich auf die Bank setzen würde, hätte er vielleicht noch zwei Jahre hier spielen können. Wir hatten insgesamt trotzdem eine tolle Zeit für das, dass er damals schon aufhören wollte. Man muss auch sehen: Er hat unter mir die beste Saison seines Lebens gespielt. Das sollte man auch nicht vergessen.”