Die wichtigsten Pfeifer-Aussagen - und was sie bedeuten
- VON OLIVER GRISS UND ORKY HAIST (IMAGO)
- 21.02.2022 11:32
- 272 Kommentare
VON OLIVER GRISS UND ORKY HAIST (IMAGO)
Marc Pfeifer (41) wird bestimmt gespannt sein, wie die Löwen-Familie das Derby-Desaster gegen Türkgücü verarbeitet hat - abzulesen an den Zuschauer-Zahlen heute gegen Halle (19 Uhr, db24-Ticker). Maximal 7500 Besucher dürfen ins Grünwalder Stadion rein. In den letzten Tagen zeichnete sich aber ab, dass die Fans die große Lust an ihren Mittelmaß-Löwen verloren haben.
Bereits vor dem Anpfiff in Giesing ist Pfeifer in die Offensive gegangen und hat in einem 28-minütigen Youtube-Interview mit Pressesprecher Rainer Kmeth über seine Arbeit als Finanz-Geschäftsführer gesprochen, aber auch gewisse Dinge relativiert, die im Raum gestanden sind. db24 bringt die wichtigsten Pfeifer-Aussagen - und ordnet sie entsprechend ein. Die Übersicht:
die mühsame Sponsoren-Gewinnung: “Wir sind mit 43 Partnern und rund 30 Prozent mehr in den vergangenen anderthalb Jahren bedeutend vorangekommen. Wir hatten ja schon in der Vorsaison das Privileg, dass uns der Hauptsponsor eine außerordentliche Million Euro für den Sport zur Verfügung gestellt hat. Und jetzt haben wir es geschafft, aus Bestandskunden und neuen Partnern noch einmal eine Million zu generieren - was einer Steigerung von rund 22 Prozent entspricht. Dieser Teamerfolg ist aufgrund der Pandemie umso höher zu bewerten - das hat für mich eine Riesenbedeutung.” Gleichzeitig lobte Pfeifer auch die Fans, inklusive der 11.500 Dauerkarten-Inhaber. Das sei ein Alleinstellungsmerkmal, so Pfeifer: “Auch in Zukunft wird es erfolgsentscheidend sein, dass sich das gesamte Umfeld im Rahmen der Möglichkeiten bestmöglich einbringt.” Die db24-Einschätzung: Pfeifer leistet bei der Sponsorengewinnung ausgezeichnete Arbeit (siehe u.a. Fritz Kola), aber gleichzeitig muss der Finanz-Geschäftsführer auch wissen, dass die Dauerkarten-Verkäufe bei ausbleibendem Erfolg und mangelnder Perspektive möglicherweise sinken werden.
die kolportierten Einnahmen in Höhe von 900.000 Euro aus dem DFB-Pokal: „Hier muss man einschränken, dass der Spielbetrieb durch Verbandsvorgaben viel aufwändiger ist.“ Werbefreies Stadion, VAR ab der dritten Runde, Erfolgsprämie für die Mannschaft. So schmelze die Gewinnsumme für den Verein „eminent zusammen“. Die db24-Einschätzung: Am Ende bleiben rund 300.000 Euro auf dem Konto des TSV.
Mölders-Comeback im Grünwalder Stadion: Wie wird der frühere Kapitän, der heute als MagentaSport-Experte fungiert, empfangen?
Teilnehmer: 2838
Handicap Grünwalder Stadion: Laut Pfeifer habe die Stadt „die Konditionen, also die Mindestmiete ohne Zuschauer, in der aktuellen Phase vervierfacht“. Statt 2500 Euro muss der TSV 1860 10.000 Euro abdrücken. Im Ergebnis würde das „einen Löwenanteil der zur Verfügung stehenden Mittel reduzieren“ – trotz eines 22-Prozent-Wachstums bei den Sponsoren. Darüber hinaus spricht er von einem „Unverhältnis“ bei den Stadionkosten, „im Ergebnis sind wir da eine Million Euro hinter dem Liga-Durchschnitt“. Pfeifer: “Wir versuchen hier partnerschaftliche Lösungen mit der Stadt zu finden und den politischen Willen noch stärker zu entfachen.” Die db24-Einschätzung: Den Weg ins Grünwalder Stadion haben die Macher des TSV 1860 im Sommer 2017, allen voran Präsident Robert Reisinger, selbst und bewusst gewählt. Dass man in dieser Kultstätte kein Geld verdienen kann, das wusste man schon in den 90er Jahren - und damals lag die Zuschauerkapazität noch bei rund 30.000 Fans.
die angeblichen Ismaik-Gerüchte, dass der 1860-Mehrheitsgesellschafter Gelder blockiere: „Definitiv führen wir aus Mehrerfolg nichts zurück oder tilgen irgendwelche Darlehen, ganz im Gegenteil. Wir haben ja das Privileg, von der Familie Ismaik ein Darlehen zu bekommen, das unsere Worst-Case-Planung absichert. Das ist unser Heimathafen in der Phase der Pandemie, es gibt uns Sicherheit. Das stellt einen Riesenvorteil für uns dar.“ Die db24-Einschätzung: Mit diesen Aussagen hat Pfeifer lancierte Gerüchte entkräftet, mit denen immer wieder versucht wird, Ismaik zu diskreditieren.
die Etat-Entwicklung: Die Dritte Liga stelle für Pfeifer eine “wahnsinnige Herausforderung” dar. Dank vereinter Kräfte könne 1860 einen Etat ausweisen, „der im Gleichklang ist mit unseren Zielen“. Sprich: „2019 waren wir auf einem Niveau von rund 4 Millionen Euro, in der darauffolgenden Spielzeit bei knapp 5 Millionen – aktuell sind wir unter Einbezug von DFB-Pokal-Prämien bei fast 6 Millionen.“ Etat und Kader sind „absolut wettbewerbsfähig“. Pfeifer: „Wir sind ins Gelingen verliebt und vertrauen darauf, dass wir unsere Ziele erreichen können.“ Die db24-Einschätzung: Die große Kunst ist es, mit diesen mehr als ordentlichen finanziellen Mitteln erfolgreich zu arbeiten - vor allem in punkto Transfers und Kaderzusammenstellung. Sport-Geschäftsführer Günther Gorenzel darf sich durchaus angesprochen fühlen.
den Grund, warum sich 1860 in der Winterpause dagegen ausgesprochen hat, auf dem Transfermarkt aktiv zu werden: “Wie Michael Köllner und Günther Gorenzel bereits ausgeführt haben, wurde gemeinschaftlich und im Team nach Abwägung des Für und Wider entschlossen, die Mittel in die Bindung unserer Spieler und in die neue Spielzeit zu investieren - und nicht im Winter neue Spieler zu verpflichten. Wir arbeiten hart für jeden Euro und sehen uns auch in der Pflicht, bei der Mittelverwendung intelligente und effiziente Entscheidungen zu treffen.” Die db24-Einschätzung: Sich nicht in der Winter-Transferperiode zu verstärken, war trotz ausssichtsreicher Tabellensituation, wie in den Vorjahren auch, höchst fahrlässig. Die Bank ist seit zwei Jahren viel zu dünn, zudem wurde der Mölders-Abgang nicht kompensiert. Das Ergebnis dieser Politik liegt vor.
die möglichen Vertragsverlängerungen mit Marco Hiller, Richard Neudecker & Co: “Die finanziellen Mittel sind da. Bevor wir auf dem Transfermarkt irgendwelche verrückte Dinge tun, sollten wir erst mit unseren eigenen Spielern, auf die wir uns verlassen können, verlängern. Wir haben uns keine Frist gesetzt. Es finden aktuell Gespräche statt.” Die db24-Einschätzung: Wichtig wird sein, endlich die richtige Balance in den Kader zu bekommen - mit eigenen Spielern, aber auch neuen Gesichtern, für die es sich lohnt, Eintrittskarten zu kaufen. Der TSV 1860 braucht dazu aber ein besseres Scouting/oder Netzwerk.
den Etat für 2022/23: „Wir wollen keine falschen Signale geben. Nach jetzigem Stand der Planungsphase ist der Etat im Vergleich zum Hier und Heute um rund 30 Prozent reduziert. Das soll für uns die Motivation sein, alles daran zu setzen, dass wir auf der Ertragsseite wieder auf dem gleichen guten Niveau ankommen. Wir sind da frohen Mutes.“ Die db24-Einschätzung: Kann der TSV 1860 sein Fünf-Millionen-Budget nicht mindestens halten, droht der Verein im absoluten Mittelmaß der Dritten Liga zu versinken.