VON OLIVER GRISS UND KIRCHNER-MEDIA (IMAGO)

Am 18. Februar 2022 vermeldete der DFB, dass Drittligist Türkgücü aufgrund des Insolvenzverfahrens und Missachtung des Lizenzierungsverfahrens satte 11 Punkte abgezogen bekommt. Die Münchner legten Einspruch ein - und nannten gute Gründe, warum diese drakonische Strafe im Vergleich zu den Fällen Kaiserslautern (2020) und KFC Uerdingen (2021) in den Vorjahren viel zu hoch ist. Tatsache ist: Der Verweis auf eine neue Corona-Situation zählt nicht, denn auch in dieser Saison haben die Vereine in der Dritten Liga meist vor leeren Stadien gespielt…

Zur Erinnerung: Türkgücü hat am 31. Januar den Antrag auf ein Insolvenzverfahren gestellt - weil zwei Millionen Euro fehlen, die der aktuelle Präsident Hasan Kivran verweigert hat. Kaiserslautern hatte rund 24 Millionen Euro Schulden, der KFC Uerdingen rund 6,5 Millionen Euro Miese. Schulden, die nicht in ein paar Wochen angesammelt wurden.

Normalerweise ist bei Türkgücü München nach den nächsten beiden Spielen gegen Magdeburg und Wiesbaden Schluß - ab 1. April müsste der Verein die Spieler-Gehälter wieder selbst bezahlen. Aber das kann Türkgücü - Stand jetzt - nicht. Der Klub würde in diesem Fall dann aus der Spielwertung genommen werden - die Drittliga-Tabelle würde dann teilweise ein neues Gesicht bekommen. 1860 wäre einer der Hauptprofiteure des möglichen Türkgücü-Rückzugs, weil die schlechten Ergebnisse der Köllner-Elf gegen den Lokalrivalen (1:1/1:2) aus der Wertung genommen werden würden. In der “Ohne-Türkgücü-Tabelle” würde 1860 bereits auf Rang 4 stehen.

Die ganze Liga ist im Ungewissen, wie es mit Türkgücü weitergeht - zumal der DFB nach db24-Informationen immer noch nicht auf den Einspruch des Vereins reagiert hat. Nicht einmal eine Tendenz ist spruchreif.

Worauf wartet der DFB? Klar ist: Der Verband will sich offenbar nicht eingestehen, dass wiederholt ein Verein in der Dritten Liga “hops” geht und das Lizenzierungsverfahren möglicherweise Lücken aufweist. Das ist freilich nicht gut fürs Image.

Der Unmut in der Liga wächst. Der 1. FC Saarbrücken wäre bei einem Türkgücü-Rückzug einer der größten Verlierer im Aufstiegskampf. FCS-Trainer Uwe Koschinat gegenüber BILD: “Es wäre eine absolut unfaire Situation, wenn wir, die das Optimum aus den beiden Spielen herausgeholt haben, dann schlechter dastehen würden als Mannschaften, die sportlich weniger Glück hatten.” Und Sportchef Jürgen Luginger (früher 1860) meinte gegenüber BILD: “Am Ende muss der DFB sich aber auch hinterfragen, warum das Lizenzierungsverfahren so gelaufen ist, wie es gelaufen ist. Türkgücü stand ja schon in der vergangenen Saison ziemlich unruhig da. Da hätte ein viel genauerer Blick drauf geworfen werden müssen.“

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Nach db24-Informationen hatte Türkgücü in den letzten Wochen immer wieder Kontakt zu einem Investor aus den USA, selbst am vergangenen Wochenende nach dem 1:0-Sieg bei Borussia Dortmund 2. Doch auch der braucht eine Perspektive, die aber nicht Regionalliga Bayern heißen darf. Hasan Kivran, der den Verein mit seinem Geld von der Landesliga bis in die Dritte Liga führte und in den letzten beiden Jahren allein acht Millionen Euro aus seinem Privatvermögen bezahlt hat, wurde an der Heinrich-Wieland-Straße übrigens nie wieder gesehen - was einen Vorteil hat: Die Trainer können ihre Aufstellungen ganz ohne Kivran machen…

db24 meint: Der DFB muss jetzt ein Machtwort sprechen - im Interesse aller Drittliga-Vereine und der sportlichen Fairness.