VON OLIVER GRISS UND IMAGO (FOTO)

Die Beurteilungen von Babak Rafati (50) in der Rückschau beim Online-Portal liga3-online.de sind natürlich nicht Gesetz, aber immer eine gute Einschätzung des ehemaligen Fifa-Referees. Er durchleuchtete auch die Schiedsrichter-Leistung von Fifa-Mann Sven Jablonski und die vielen strittigen Situationen beim 1:1 des TSV 1860 gegen Saarbrücken. Sein Fazit: Jablonski erwischte einen rabenschwarzen Tag.

Situation 1: Einen Kopfball von Stefan Lex bekommt Saarbrückens Lukas Boeder im Strafraum an die Hand. Kein Elfmeter, entscheidet Schiedsrichter Jablonski. Kurz danach wird Yannick Deichmann (1860) an der Strafraumkante von Julian Günther-Schmidt (Saarbrücken) gefoult, das Spiel läuft weiter. Das Fazit von Rafati: “Nachdem Lex den Ball köpft, hat Boeder den Arm zunächst am Körper, geht dann aber reaktionsschnell und aktiv mit der Hand zum Ball und blockt somit das Spielgerät. Das ist ein absichtliches Handspiel, sodass es einen Elfmeter für München hätte geben müssen. Eine Fehlentscheidung, weiterspielen zu lassen, auch wenn es für den Schiedsrichter schwer zu sehen war.” Auch bei der zweiten Situation habe Jablonski falsch entschieden: “Beim anschließenden Zweikampf knapp außerhalb des Strafraumes legt sich Deichmann den Ball vor und wird dann vom Gegenspieler Günther-Schmidt, der einen Moment zu spät kommt, durch Beinstellen zu Fall gebracht. Das ist ein klares Foulspiel und hätte mit einem Freistoß für München geahndet werden müssen. Auch hier liegt eine Fehlentscheidung vor, weiterspielen zu lassen.”

Situation 2: Lex kommt im Strafraum an den Ball, geht gegen Lukas Boeder (Saarbrücken) zu Fall und fordert Elfmeter. Erneut lässt Jablonski weiterspielen. Dazu Rafati: “Lex ist im Strafraum schneller am Ball und tickt das Spielgerät an. Im gleichen Moment läuft Boeder von der Seite zum Zweikampf und will den Ball ebenfalls spielen, verfehlt ihn jedoch knapp, stellt dadurch sein Bein in den Laufweg von Lex und bringt ihn somit entscheidend zu Fall. Auch wenn Lex beim Hinfallen etwas nachhilft, liegt ein Foulspiel vor. Dieser Vorgang ist am besten von der Hintertorkamera zu bewerten, die dem Schiedsrichter zugegebenermaßen nicht zur Verfügung steht. Aber auch von hinten, aus der Position des Schiedsrichters, kann man es erkennen, wenn auch nicht so deutlich. Es hätte somit einen Elfmeter für München geben müssen.”

Situation 3: Im Anschluss an eine Ecke trifft Sebastian Jacob in der Nachspielzeit zum 1:1 für Saarbrücken. 1860 reklamiert, dass Fabian Greilinger von Vorlagengeber Minos Gouras geschubst wird. Der Treffer zählt. Rafati: “Bei diesem Zweikampf liegt kein Foulspiel vor, weil Gouras die Arme oder Sonstiges nicht regelwidrig einsetzt, sondern Greilinger selbst einen kleinen Schritt nach hinten machen will, um an den Ball zu kommen. Als er den kleinen Schritt macht, läuft er mit dem Rücken gegen den Angreifer, kommt anschließend zu Fall und kann dadurch das Spielgerät nicht mehr erreichen. Sicherlich hilft der Angreifer auch ein wenig nach und stellt den Körper in den Weg, aber das ist regelkonform und reicht bei weitem nicht für ein Foulspiel aus. Die Torerzielung ist somit korrekt, es liegt eine richtige Entscheidung vor.”