VON OLIVER GRISS UND STEFAN MATZKE (FOTO)

Inzwischen ist im beschaulichen Windischgarsten in Oberösterreich wieder Ruhe eingekehrt - und trotzdem werden die ersten Tage im 1860-Trainingslager in Erinnerung bleiben. Nicht nur bei den Funktionären, die das Thema beschäftigt, sondern auch bei den einheimischen Wirten und Hoteliers.

Was ist passiert? Eine kleine Gruppe alkoholisierter Löwen-Fans aus Niederbayern brachte mit ihrem unanständigen Benehmen im beschaulichen Örtchen die Reisegruppe 1860 deutlich in Misskredit. Das kann Geschäftsführer Marc Pfeifer ganz und gar nicht gefallen. Selbst die Führungskräfte der Ultra-Vereinigung “Münchner Löwen” sollen übers Wochenende deutliche Worte an die Fans vor Ort übermittelt haben. Ergo: Sie distanzieren sich von den Vorfällen energisch. Chapeau!

Aber der Reihe nach: Los ging’s beim verregneten Testkick gegen Ried (1:1). Es wurde nicht nur auf der Haupttribüne das sogenannte Scheich-Lied gegrölt, sondern auch Pyrotechnik und für die Augen beißende Rauchbomben in der Farbe gelb gezündet. Fans verließen daraufhin fluchtartig ihre Plätze. Unter dem Spiel wurde auch der Linienrichter auf der Haupttribünen-Seite mit Bier beschüttet - das berichteten Augenzeugen. Zuvor hatte Felix Hiller, neben Christian Poschet Fanbeauftragter des TSV, seinen Kommentatorenplatz für Löwen-TV für eine Stunde verlassen, um die Wogen zu glätten. Warum die drei Störer ohne VIP-Bändchen trotzdem ihr Spielchen weiter treiben und sich ein Bier nach dem anderen gönnen konnten, ist nicht bekannt.

Das Löwen-Trio, das sich außer Kontrolle zeigte, zog nach dem Vorbereitungsspiel weiter Richtung Ortskern. Im “Kemmetmüller”, seit Jahren der Hotspot der Fans, zündeten die Unbelehrbaren wieder Pyrotechnik - ohne Rücksicht auf die Gesundheit der unbeteiligten Gäste im Wirtshaus und der Holzkonstruktion im
Biergarten. Als ein friedlicher Löwen-Fan die Tür zwischen Gastgarten und Bierstube schließen wollte, um das weitere Eindringen des Rauchs zu verhindern, wurde dieser von einem niederbayerischen Buben im Rauch leicht verletzt. Als Erinnerung hat er jetzt ein Veilchen in der Augengegend. Einer der Stammgäste des Lokals sagte zu db24: „Es waren schon viele Fußballvereine bei uns in Windischgarsten - aber noch nie zuvor haben sich Fans so daneben benommen.“ Eine Blamage für 1860.

Doch damit nicht genug: Im gebuchten Hotel „Das Rössl“ direkt gegenüber ging’s weiter. Eine Tür wurde von den alkoholisierten Radaubrüdern beschädigt, der Sachschaden beträgt 1000 Euro - danach flog die Gruppe aus dem Hotel. Zudem erhielten die Fans Platzverbot auf dem Fußballplatz, weil sich Anwohner über das Verhalten der drei Niederbayern beschwert hatten.

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Einsicht? Weit gefehlt: am Samstagnachmittag wurde im Ortskern wieder Pyrotechnik gezündet und Menschen auf den Straßen beleidigt. Seit Sonntagnachmittag ist jedoch wieder Ruhe in Windischgarsten eingekehrt. Eine weitere unschöne Erinnerung bleibt: Das Ortschild von Windischgarsten wurde von Unbekannten mit “TSV” beschmiert. Ein Geschäftsmann aus dem Landkreis Rosenheim, der seit Jahren mit den Löwen unterwegs ist, sagt: “Das war definitiv mein letztes Trainingslager mit 1860. Sowas muss ich mir nicht mehr antun.”

Die Namen der drei Unruhestifter sind den Löwen bekannt - jetzt ist nur die Frage: Wie reagiert der TSV?