VON OLIVER GRISS

Natürlich hat Michael Köllner die beste Übersicht, was seiner Mannschaft fehlt - und was nicht. Im Trainingslager in Windischgarsten hat der Trainer jedoch anklingen lassen, dass er möglicherweise noch einen Spieler zum Probetraining einlädt. Der könnte Besar Halimi heißen.

Doch es gibt bei ihm einen kleinen Haken: Der Kosovare, der früher in der Zweiten Liga für den FSV Frankfurt und SV Sandhausen kickte, ist seit März 2022 (!) vereinslos. Und nicht nur das: Sein letzter Einsatz liegt sogar zehn Monate zurück. Am 14. November 2021 - beim 1:1 der Nationalmannschaft des Kosovo in der WM-Qualifikation gegen Griechenland - kam er die letzten 20 Minuten in die Partie. Seitdem: Gähnende Leere in der Vita. Für einen Spieler, der den Löwen im Aufstiegskampf sofort helfen soll, ist das eine lange Pause. Die Alarmglocken sollten bei 1860 angehen.

Klar, Halimis fußballerische Qualitäten sind unbestritten. Er ist ein Techniker - einer, der knifflige Situationen mit seiner überdurchschnittlichen Technik spielend lösen kann. Er ist einer, dem man als Fußball-Fan gerne zusieht. Er verfügt auch prinzipiell über den gewissen Zug zum Tor. Er ähnelt etwas dem Magdeburger Aufstiegsmacher Baris Atik. Doch ist es diese Personalie wert, den entstandenen Geist der Mannschaft zu gefährden?

Was wir in den letzten Wochen beobachtet haben: Die Löwen 2022 mögen sich. Die Gruppe ist richtig stark - noch stärker als im vergangenen Jahr. Die Gruppe ist nach den Erfahrungen von 2016/2017 für uns heilig! Das 0:6 gegen Gladbach ist für uns kein Weckruf, irgendetwas in Frage stellen zu müssen.

Wenn 1860 noch einen Spieler dazuholt, dann sollte er auch zu 100 Prozent passen - sportlich und menschlich. Und vor allem der Mannschaft nochmal ein deutliches Upgrade verpassen. Bei Halimi haben wir aber unsere Zweifel.

Köllner hat es vor einigen Wochen richtigerweise gesagt: “Es wäre fatal, einen Neuzugang reinzudrücken…Jetzt irgendeinen zu holen, dass wir sagen können, wir haben noch einen geholt, das macht auch keinen Sinn.”

Genau daran sollte sich Köllner jetzt erinnern.