Lex, der Kapitän aus der Kurve
- VON MARCO BLANCO UCLES
- 21.07.2022 07:32
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VON MARCO BLANCO UCLES
Lange hatte Trainer Michael Köllner die Frage offen gelassen, wer den TSV 1860 in der kommenden Spielzeit als Kapitän aufs Feld führen wird. Nun ist klar: Stefan Lex bleibt der Ober-Löwe. Der 32-Jährige geht damit in seine erste komplette Saison als Kapitän, nachdem er im vergangenen Jahr das Amt von Sascha Mölders nach dessen Rauswurf übernommen hatte. Auch wenn Köllner in der Vorbereitung immer mal wieder verschiedenen Spielern die Binde übergeben hatte, war der Beschluss “pro Lex” keine Überraschung - und die richtige Entscheidung!
Der Offensivspieler, der öffentlich mit seinem Karriereende im Sommer 2023 liebäugelt, ist seit dem Aufstieg in die Dritte Liga 2018 dabei. Viele kamen und gingen - Lex blieb. Bei seinem Herzensverein. Bei dem Klub, mit dem er laut eigener Aussage “unbedingt einmal aufsteigen” möchte. Es wäre die Karriere-Krönung des ehemaligen Bundesliga-Profis. Die oft zitierte Bettwäsche des Vereins, in der der Spieler bereits als Kind geschlafen hat - bei Lex keine Floskel, sondern die Wahrheit. Der Erdinger lebt den Löwen mit jeder Faser seines Körpers. Er ist der Kapitän aus der Fankurve.
Wie schließt 1860 die Drittliga-Saison 2022/2023 ab?
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Die Frage, ob er 1860 trotz seines fortgeschrittenen Alters sportlich weiterhelfen kann, beantwortete Lex in der vergangenen Saison eindrucksvoll. Nach einem Start zum Vergessen - die ersten zehn Ligaspiele blieb Lex ohne Scorerpunkt - drehte der sympathische Oberbayer so richtig auf. Sechs Tore und 15 Vorlagen, dazu der wichtige Treffer in der magischen DFB-Pokal-Nacht gegen Schalke 04 (1:0) - Lex lieferte. Der Außenstürmer hatte einen großen Anteil daran, dass der Löwe nach der verpatzten Hinserie (fast) bis zum Ende vom Aufstieg träumen durfte. Besonders mit Drittliga-Torschützenkönig Marcel Bär verstand er sich auf dem Platz beinahe blind.
Freilich, Lex ist kein lauter Cheffe. Niemand, der durch verbale Aktionen groß auffällt. Muss er auch nicht. Lex überzeugt lieber mit Taten. Und ist mit seiner Einstellung ein Vorbild für die jungen Spieler im Kader, die zu ihm hochschauen können.
Beispiel gefällig? Als zu Beginn der Vorbereitung durch die namhaften Neuzugänge - Joseph Boyamba, Albion Vrenezi etc. - klar war, dass der Stammplatz des Rudelführers wackeln könnte, murrte Lex nicht. Stattdessen kämpfte er um seine Position im Team, machte Woche für Woche einen Schritt nach vorne. Die Belohnung: Lex wird mit ziemlich großer Sicherheit in Dresden von Beginn an auflaufen - und damit konnte man angesichts der namhaften Neuzugänge nicht unbedingt rechnen. Das Credo an die Mitspieler ist klar: Harte Arbeit wird belohnt. Das lebt Lex, der bei 1860 gerade zu Beginn viel Kritik einstecken musste, wie kein zweiter Löwe vor. Folgt der Rest des Kaders seiner Berufseinstellung, wird es im Mai 2023 etwas Großes zu feiern geben. Ganz sicher.