VON MARCO BLANCO UCLES UND IMAGO (FOTOS)

In den Geschichtsbüchern der Löwen und des deutschen Fußballs steht Wolfgang Sidka bis heute. In der Zweitliga-Saison 1981/1982 erzielte der 68-Jährige 15 Treffer. Zusammen mit den 37 Toren eines gewissen Rudi Völler kam das Offensivpaar der Giesinger in dieser Spielzeit auf 52 Treffer - nie traf ein Duo häufiger in der Zweiten Liga. In Zuge des Zwangsabstiegs 1982 verließ das Duo die Löwen und startete bei Werder Bremen durch.

Heute ist Sidka Präsident des VfB Oldenburg, feierte er mit den Niedersachsen im Sommer nach 25 Jahren die Rückkehr in den Profifußball. Am heutigen Samstag (14.03 Uhr, db24-Ticker) gastieren die Oldenburger in München-Giesing - für Sidka eine ganz beondere Partie. Wir haben uns im Vorfeld der Partie mit dem 332-fachen Bundesligaspieler über seine wilde Löwen-Vergangenheit, die Stadion-Probleme in Oldenburg und München sowie seine sieben Jahre als Trainer im arabischen Raum unterhalten.

db24: Herr Sidka, heute steht die Rückkehr ins Grünwalder Stadion für Sie an. Der letzte Besuch dürfte schon eine Weile her sein, oder?

WOLFGANG SIDKA: Ich war tatsächlich häufiger dort in den vergangenen Jahren, da meine Tochter in München arbeitet, kenne das Stadion also gut.

db24: Wie verfolgen Sie die Debatten rund um einen möglichen Ausbau des in die Jahre gekommenen Stadions?

Ich glaube, dass das einzig und alleine die Führung von 1860 München beurteilen sollte, die die Problematiken vor Ort ja bestens kennt.

db24: Auch bei Ihnen in Oldenburg gibt es Probleme mit dem Stadion, ein Neubau wird forciert.

Wir brauchen ein neues Stadion in Oldenburg für den Profifußball, Punkt. Ohne das Stadion sind wir nicht wettbewerbsfähig. Mit allen Parteien wurde gespröchen, nun muss das Thema den behördlichen Weg gehen. Bis November, Dezember müssen wir uns mit Sicherheit noch gedulden, ehe es eine Lösung geben wird.

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db24: Trübt die Stadion-Debatte die Aufstiegseuphorie?

Nein, überhaupt nicht. Der VfB ist wieder Gesprächsthema in der Stadt, das merkt man. Wir haben uns diesen Aufstieg verdammt verdient, wurden in der Regionalliga Meister und mussten noch durch die Relegation gegen den BFC Dynamo Berlin. Es ist wie überall: Hast du Erfolg, kommen die Leute.

db24: Auf den VfB wartet vermutlich eine Saison im knallharten Abstiegskampf.

Unser Ziel für diese Saison kann einzig und allein der Klassenerhalt sein. Und eine befriedigende Lösung, was unser neues Stadion angeht. Das sieht bei den Löwen natürlich anders aus.

db24: Offensive Zielsetzung dagegen in München-Giesing.

Ja, sie haben klar gesagt, dass sie aufsteigen wollen. Ich finde das aber auch richtig, fünf Jahre Dritte Liga sind genug. Ein Verein wie 1860 muss höher spielen. Sie müssen jetzt natürlich dem Druck auch standhalten.

db24: 1980 wechselten Sie als gestandener Bundesligaspieler zu den Löwen, die damals erstklassig waren. Es folgten zwei wilde Jahre…

Ja, der Immobilien-Makler Roland Holly kaufte damals einige Spieler, wie Völler und mich, und behielt dafür die Transferrechte an uns. Der Abstieg in der ersten Saison war sehr, sehr unglücklich, wir haben viele Spiele in der Nachspielzeit verloren. In der Zweiten Liga haben wir eigentlich gute Spiele gezeigt, viele Tore geschossen, es hat aber ganz knapp nicht gereicht. Rudi Völler und ich haben zusammen 52-mal getroffen. Er erzielte 37 Tore, ich 15. Das gab es noch nie in der Zweiten Liga - bis heute übrigens. Die Unruhe im Verein hat uns als Mannschaft allerdings zugesetzt, das strahlt ab.

db24: Es folgte der Lizenzentzug, die Löwen stürzten in die Bayernliga ab: Sie und Völler gingen nach Bremen.

Das war ein heftiger Schlag für Sechzig, eine unschöne Geschichte. Ja, die Löwen brauchten das Geld damals. Ich ging für 250 Tausend Euro nach Bremen.

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db24: Das Duo Völler/Sidka hatte also weiterhin Bestand. Wie sieht Ihr Kontakt heute aus?

Wir telefonieren regelmäßig, treffen uns auch häufiger, sind Freunde geblieben. In Bremen haben wir uns fünf Jahre lang das Zimmer geteilt, das schweißt zusammen. Während der WM 1990 wohnte ich in seinem Haus in Italien, während er mit der Nationalmannschaft unterwegs war. Wenn wir heute bei einem Bier zusammensitzen, sprechen wir von den alten Zeiten - auch über 1860 selbstverständlich (lacht).

db24: Sie sind rumgekommen in der Fußballwelt, haben in vielen Vereinen gearbeitet. Doch wie kam es denn zu dem Engagement als Nationaltrainer Bahrains im Jahre 2000?

Das war kurios (lacht). Über einen bahrainischen Verbandsfunktionär, der im Sommer immer Urlaub in Garmisch-Partenkirchen machte, wurde ich kontaktiert. Ich hatte zunächst null Interesse, doch sie blieben hartnäckig. Schließlich dachte ich mir: “Okay, für sieben Monate (so lange lief der erste Vertrag Sidkas im Bahrain; d. Red.) kann ich mal ein Abenteuer ausprobieren.” Am Ende wurden es dann sieben Jahre im arabischen Raum, später ging ich ja noch nach Katar.

db24: Das Thema Investoren im Fußball wird in Deutschland kritischer als in anderen Ländern Europas gesehen. Ihre Meinung dazu?

Wir haben in Oldenburg das Modell, dass dem eingetragen Verein 51 Prozent der Anteile gehören, den Gesellschaftern 49 Prozent. Von daher bin ich ein Befürworter der 50+1-Regel. Da sich der DFL-Aufsichtsratsjvorsitzende Hans-Joachim Watzke auch klar dafür ausspricht, wird sich daran erst einmal nichts ändern.