Das db24-Interview mit Viktoria-Trainer Olaf Janßen: "Ich wollte in mein Büro bei 1860 - da saß die Steuerfahndung an meinem Computer"
- VON MARCO BLANCO UCLES UND IMAGO (FOTOS)
- 27.08.2022 07:28
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VON MARCO BLANCO UCLES UND IMAGO (FOTOS)
Im Mai 2004 stieg der Löwe aus der Bundesliga ab - und kehrte bis heute nicht zurück. Lang ist´s her. Trainer Falko Götz (60) musste damals nach einem desolaten 1:2 im Olympiastadion gegen den Hamburger SV gehen. Das war vorab so besprochen. Auch mit Götz. Das Problem: Vizepräsident Hans Zehetmair, dem früheren Kultusminister von Bayern, verriet es gegenüber der “AZ” und “Sport1” schon vor der Pressekonferenz im Ehrengastbereich - und so stellte Götz es so hin, dass er nichts davon wisse. Entlassen wurde er trotzdem.
Mit dem früheren DDR-Auswahlspieler musste auch sein Co-Trainer Olaf Janßen (55), damals 37 Jahre jung, seinen Hut nehmen. Heute sitzt Janßen, der als Trainer und Co-Trainer für zahlreiche Vereine in Deutschland - unter anderem St. Pauli, Stuttgart, Hertha BSC und Wolfsburg - tätig war, als Coach bei Viktoria Köln auf der Bank. Nun steht für Janßen also in der Dritten Liga das Duell gegen seinen ehemaligen Arbeitgeber an (heute, 14.03 Uhr, db24-Ticker). Im Vorfeld der Partie verrät der Fußballlehrer im exklusiven db24-Interview, wie er die Chaos-Tage bei den Löwen in Erinnerung behalten hat, was er an seinem Trainerkollegen Michael Köllner (52) schätzt und warum es ohne finanzielle Hilfe von außen im modernen Fußball nicht funktioniert.
db24: Herr Janßen, die Münchner Tage stehen für Ihren Verein Viktoria Köln bevor. Welche Partie ist für Sie wichtiger: Das Ligaspiel gegen 1860 oder der Pokal-Kracher gegen den FC Bayern?
Die zwei Wettbewerbe haben nichts miteinander zu tun. Wir freuen uns tierisch auf Samstag, wenn der unangefochtene Tabellenführer zu uns kommt. Was dann wenige Tage danach kommt, ist sicherlich für den Verein, das ganze Umfeld ein sehr besonderes Ereignis. Das ist aber überhaupt nicht in unserem Kopf. Gut ist natürlich, dass wir am Wochenende nicht gegen irgendwen spielen, sondern gegen den Tabellenführer. Das hilft dabei, nicht schon an den Mittwoch zu denken.
db24: Die Viktoria zieht für das Pokalspiel gegen den Rekordmeister ins Rhein-Energie-Stadion um. Mit wie vielen Zuschauern rechnet der Verein und wie wirft das Duell bereits seinen Schatten voraus?
Die Bayern spielen so gut, dass sie jeder mal sehen will. In Köln-Höhenberg hätten wir nur 8.200 Zuschauern Platz bieten können und alleine die Übertragungswägen für das Fernsehen (die ARD übertragt die Partie live; d. Red.) hätten gar keinen Platz bei uns im Stadion. Deswegen sind wir umgezogen. Und das Stadion ist seit über drei Wochen ausverkauft, abgesehen von wenigen VIP-Plätzen. Bei den Leuten in der Stadt ist das Spiel natürlich Thema, das merkt man.
db24: Wieso endet die Siegesserie der Löwen bei Viktoria Köln?
Wir haben Punkte gesucht, bei denen wir unsere Stärken gegen diesen Gegner einbringen können. Das ist zugegebenermaßen bei Sechzig momentan schwierig, so wie die drauf sind. Aber das macht die Sache nur noch reizvoller. Wir haben auch Schwächen bei 1860 gesehen, auch wenn es nicht viele waren.
db24: Macht es die Vorbereitung noch schwieriger, dass die Löwen seit dieser Saison einen sehr breiten Kader haben, viele verschiedene Spieler für Gefahr sorgen können?
Ja klar, das ist ein Riesenplus für jede Mannschaft. Sechzig war sehr umfangreich auf dem Transfermarkt tätig und auch relativ gut - das kann man jetzt schon sagen. Aber der breite Kader ist auch unsere stärkste Veränderung. Letzte Saison hatte ich gefühlt eine Krabbelgruppe auf der Bank, die ich einwechseln konnte. Das hat sich deutlich verändert.
db24: Sie haben zuhause mit ihrem Team bereits Wehen Wiesbaden und Dynamo Dresden geschlagen. Was wird der Schlüssel sein, um auch 1860 zu knacken?
Wir hatten bislang Mannheim, Dresden, Wiesbaden und Freiburg II, die ja auch oben stehen. Jetzt kommt Sechzig. Das Auftaktprogramm ist relativ knackig. Es gilt aber, mutig zu bleiben und überzeugt von unserer Idee zu sein. Wir müssen uns auf das Spiel der Löwen einstellen, das ist uns in Freiburg zuletzt (0:1-Niederlage; d. Red.) nicht gelungen. Es gilt, wenn Sechzig angreift, konzentriert zu verteidigen. Und im Umschaltspiel haben wir ganz andere Möglichkeiten als noch in der letzten Saison. Der Großteil der Mannschaft ist seit eineinhalb Jahren zusammen, versteht unsere Idee immer besser. Wir sind in der Offensive deutlich besser aufgestellt.
db24: Wie schätzen Sie ihren Kollegen Michael Köllner ein? Wo liegen seine Stärken?
Ich habe mit Michael zusammen meinen Fußballlehrer gemacht. Er ist ein brutal angenehmer Kollege, mit dem ich mich gerne unterhalte. Michael hat ein Händchen dafür, mit seinen Spielern umzugehen, ist ein Menschenfänger. Und trotzdem bleibt er authentisch, und das merken seine Spieler. Und dass er taktisch auch nicht auf den Kopf gefallen ist, kann man sehen - Michael ist sehr schlau und gewieft. Er wird auch unser Spiel analysiert und seine Lehren daraus gezogen haben.
db24: Sie sind gut in die Saison gestartet, haben neun Punkte nach fünf Spielen geholt. Eine Bilanz, mit der sicherlich nicht jeder gerechnet hätte…
Letztes Jahr hatten wir zu diesem Zeitpunkt einen Punkt, jetzt haben wir neun - darauf sind wir unheimlich stolz. Am Samstag wird die Uhr jedoch auf null gestellt und da müssen wir unser bestes Saisonspiel abliefern, wenn wir drei Punkte holen wollen.
db24: Was haben Sie mit Viktoria Köln mittelfristig vor? Aufstieg in die Zweite Liga?
Wenn ein Trainer das Geschenk bekommt, eine Mannschaft über einen längeren Zeitraum entwickeln zu können, will man natürlich irgendwann einmal das Maximale erreichen. Wir wissen aber auch, wie eng die Dritte Liga ist. Vergangene Saison mussten wir am vorletzten Spieltag gegen Kaiserslautern gewinnen, um die Klasse zu halten. Jetzt geht es darum, dass wir den nächsten Schritt hinkriegen, nichts mit dem Abstieg zu tun zu haben. Aber natürlich: Wir sind wirtschaftlich gut aufgestellt, haben eine Menge an der Infrastruktur gearbeitet. Sicherlich wollen wir in den nächsten zwei, drei Jahren nach oben gucken.
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