VON OLIVER GRISS UND IMAGO (FOTO)

Für den Rosenheimer Tobias Schweinsteiger (40) hat das Duell gegen 1860 (Samstag, 14.03 Uhr, db24-Ticker) einen besonderen Charakter - und das nicht nur, weil er seine Heimbilanz an der Bremer Brücke (zwei Siege, 6:0-Tore) ausbauen will, sondern weil die Löwen in seinem engen Freundeskreis eine große Rolle spielen und dadurch regelmässig mit dem Münchner Traditionsverein konfrontiert wird. Das db24-Interview mit dem neuen Osnabrück-Trainer:

db24: Herr Schweinsteiger, Hand aufs Herz: Wer hat am Samstag im Verlierer-Duell mehr Druck: Osnabrück oder 1860?

TOBIAS SCHWEINSTEIGER: Ich glaube, beide Mannschaften wollen schnellstens wieder in die Erfolgsspur zurück: Wir, weil wir 2:3 in Dresden verloren haben und 1860 Ingolstadt mit 1:2 den kürzeren gezogen hat. Diese Konstellation macht jetzt den besonderen Reiz aus. Von Druck würde ich aber nicht sprechen, wir sind erst am 12. Spieltag! Wer die Dritte Liga kennt, weiß: Mit einer Serie bist du sofort wieder dabei.

db24: Das große Faustpfand ist in Osnabrück die Bremer Brücke: Wie fühlt es sich an, diese besondere Kulisse im Rücken zu haben - und warum turnt Sie ein Old-School-Stadion mehr an als eine XXL-Arena?

Das Stadion an der Bremer Brücke ist echt Kult und kann eine große Energie entwickeln. Aber als Mannschaft musst du auch liefern - das wissen wir. Grundsätzlich bin ich ein Fan von engen Stadien. Im wahrsten Sinne des Wortes hast du die Zuschauer im Rücken. Aber es spricht auch nichts gegen große Stadien - wie das Volksparkstadion in Hamburg. Das hat auch einen besonderen Flair.

db24: Als waschechter Oberbayer stehen Sie das erste Mal als Cheftrainer 1860 gegenüber: Wie bewerten Sie die Löwen aus der Ferne?

Mit Ingolstadt und Dresden sind die Löwen der Topfavorit in der Liga. Sie haben als klares Ziel den Aufstieg ausgegeben und sich entsprechend verstärkt. Ich denke, die Löwen haben eine Mannschaft, die den eigenen Ansprüchen gerecht werden kann. Man merkt, dass der Trainer schon länger da ist und gewisse Grundmuster in der Spielweise erkennbar sind. Ich finde es gut, dass bei 1860 nach schwierigen Jahren Ruhe eingekehrt ist. Wenn die Löwen ihren Weg weitergehen, wird sich automatisch der Erfolg einstellen. Ich finde, dass eine Stadt wie München auch einen starken Zweitliga-Klub vertragen könnte (lacht).

@dieblaue24 Die Löwen machen sich auf den Weg nach Osnabrück 🦁⚽️🔵⚪️ #1860 #fußball #3liga #munich #focus #motivation #löwe #football #friday #elil #away #game #osnabrück ♬ Originalton - dieblaue24

db24: Sie wirken alles andere als löwen-unfreundlich. Also gar nicht so rot, wie die Familie Schweinsteiger immer gemacht wird? Jetzt haben Sie die Gelegenheit, mit einem Vorurteil aufzuräumen…

Ich kann nur für mich sprechen: Mich haben immer die oberbayerischen Vereine mehr als die anderen Klubs interessiert - und 1860 war in den 90er Jahren schon eine große Nummer in Deutschland. Das hatte schon Kultcharakter. Die Sechzger waren eine sexy Marke - mit Spielern wie Abedi Pele, Peter Nowak, Miki Stevic oder auch Erik Mykland. Und natürlich Werner Lorant. Der hatte immer einen großen Unterhaltungswert.

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db24: Was viele nicht wissen: Im Oktober 2006 haben Sie im Trikot von Eintracht Braunschweig beim 2:0-Sieg gegen 1860 zweimal getroffen. Wie groß sind die Erinnerungen noch?

Ja, dieses Spiel werde ich nie vergessen - auch weil es mein erstes Zweitligaspiel war: Wir haben 2:0 gewonnen und ich habe beide Tore gemacht. Das war ein toller Abend, an den ich gerne zurückdenke.

db24: Warum haben Sie sich für den VfL Osnabrück entschieden - und als welchen Trainertypen würden Sie sich selbst beschreiben?

Ich hatte schon länger den Gedanknen, als Cheftrainer arbeiten zu wollen. Die Zeit war jetzt reif - und ich bin dem VfL Osnabrück sehr dankbar, dass ich hier die Chance bekomme, mit dem Verein zu wachsen. Der VfL ist ein seriös aufgestellter Verein mit Ambitionen und guten Spielern in einer fußballverückten Stadt mit einem emotionalen Wohnzimmer. Ich denke, diese Punkte passen sehr gut zu meiner Philosophie.

db24: Sie haben kurz nach Ihrem Einstieg Ex-Löwe Noel Niemann von Arminia Bielefeld verpflichtet: Wie zufrieden sind Sie mit ihm?

Noel hat schon sehr ordentliche Spiele für uns gemacht und bereits vier Tore vorbereitet. Es ist immer Luft nach oben. Er ist gewillt, bei uns den nächsten Schritt zu machen. Ich arbeite gerne mit ihm zusammen, denn er ist sehr talentiert und auch ausgesprochen willig.

db24: Sie sind seit einigen Wochen in der Dritten Liga tätig: Wie groß ist der Unterschied zur Zweiten Liga, in der Sie beim HSV und dem 1. FC Nürnberg zuletzt als Co-Trainer gearbeitet haben?

Ich finde den Unterschied auf dem Feld gar nicht so groß: Die Dritte Liga ist mittlerweile sehr professionell aufgestellt und es gibt sehr gut ausgebildete Spieler. Der größte Unterschied liegt eher in der Infrastruktur und in der Breite der Kaderqualität.

db24: Für die WM in Katar hat Sie MagentaSport als Experte engagiert: Wie kommt man als Drittliga-Trainer zu dieser besonderen Ehre?

Ich habe ja schon sehr früh als Experte für DAZN und Sky gearbeitet. Das scheint positiv in Erinnerung geblieben zu sein (lacht).