Der Gast-Kommentar von Constantin Hartig (17): Löwen, die Zeit zum Handeln ist gekommen!
- VON CONSTANTIN HARTIG
- 28.10.2022 05:16
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VON CONSTANTIN HARTIG
Nein, als Fan des TSV 1860 hatte ich es in den letzten 15 Jahren wahrlich nicht leicht. Mein Name ist Constantin Hartig, ich bin 17 Jahre alt, seit über zehn Jahren Löwenfan und mache bei db24 ein Praktikum, wobei ich einzigartige Einblicke und Erfahrungen in die Welt des Journalismus und in die des Profisports genießen darf.
Gerade im öffentlichen Umfeld muss man sich einiges an Hohn und Spott gefallen lassen, wenn unsere Löwen in der Dritten Liga die mittlerweile fünfte Saison in Folge bestreiten. Deswegen liegt es auch auf der Hand, dass sich junge Fußballfans immer seltenener dem TSV 1860 anschließen. Denn die Rechnung ist einfach: Erfolg macht Fans.
Die glorreichen Zeiten, als Derbysiege vor knapp 70.000 Menschen im Olympiastadion gegen den großen Rivalen aus der Stadt gefeiert wurden und die Löwen um den Einzug in die Champions League spielten, liegen zwei Jahrzehnte zurück. Sechzgerfans in meinem Alter waren zu diesen Zeiten noch nicht mal auf der Welt. Die erfolgreichen Erinnerungen als 17-Jähriger mit dem TSV 1860 sind schnell erzählt. Nach relativ tristen Jahren in der Allianz Arena waren der Aufstieg in die Dritte Liga im Jahr 2018 und die Rückkehr ins Grünwalder Stadion die einzigen positiven Momente, die jungen Fans im Gedächtnis sind.
Vergangenen Sonntag kam jedoch für mich ein weiteres denkwürdiges Ereignis hinzu. Der Gang in das geschichtsträchtige und einzigartige Olympiastadion. An den Ort, wo der TSV 1860 die mit Abstand größten Erfolge der Neuzeit feiern konnte. Dorthin, wo neben einer Olympiade, einer Fußballwelt- und Europameisterschaft und zwei Finalpartien in der Champions League, die legendärsten Stadtduelle der zwei größten Mannschaften aus München stattfanden. Diesmal sollten es zwar nur 25.000 Fans sein, welche das Duell zwischen der Legenden des TSV 1860 und dem FC Bayern mit Begeisterung verfolgten, aber die Magie dieses Ortes war dennoch zu spüren.
Muss 1860 vom Grünwalder Stadion endgültig loslassen?
Teilnehmer: 14431
Es ist ein großer Kontrast zum dem, wenn man aus der Trambahn steigt und 20 Meter nach dem Rewe das durchaus kleine aber feine Grünwalder Stadion sichtet. In diesem hat der TSV 1860 seinen bis dato bedeutendsten Erfolg feiern können, mit der deutschen Meisterschaft 1966. Gegen den Hamburger Sportverein konnte man sich damals, am 28. Mai vor 44.000 Zuschauern dort die Krone des deutschen Fußballs aufsetzen. Meine Oma ist die einzige mir bekannte Person, die mir von diesem Tag erzählen kann. Sie war damals 33 und mit ihrem Studium in den letzten Zügen, heute ist sie 89. Es ist lange her.
Heute erinnern einen nur noch äußerst wenige Dinge an diesen Erfolg, wenn man im Grünwalder Stadion seine Löwen in einem Drittligaspiel anfeuert. Das Stadion wurde im Vergleich zu damals etliche Male umgebaut, nur noch 15.000 Menschen können auf Giesings Höhen Platz finden. Das Nichtvorhandensein von einer Bratwurst aufgrund nicht erfüllbarer Brandschutzvorschriften lassen zusätzlich auf den jetzigen Zustand des alten Grünwalderstadions schließen. Viel ist nicht mehr vorhanden von der glorreichen Zeit.
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Ich als junger Fan, der sich nichts mehr wünscht als Münchens große Liebe in der höchsten deutschen Spielklasse zu sehen, habe deshalb eine klare Meinung bezüglich der aktuellen Stadionthematik: Das Spiel im Olympiastadion hat mir Lust auf mehr gemacht. 1860 ist ein schlummernder Riese, welcher durch einen heiß ersehnten Aufstieg in Liga Zwei geweckt werden würde. Solch ein Verein hätte es nicht verdient, in einer erfolgreicheren Zukunft weiterhin nur vor 15.000 Menschen spielen zu dürfen. Obendrein ist bereits jetzt jedes Ticket für ein Heimspiel der Löwen hart umkämpft - als Nichtmitglied hat man oftmals überhaupt keine Chance, auf offiziellem Wege an ein Ticket zu kommen. Das ist Fakt!
Nicht auszudenken, wie groß der Ticketansturm sein würde, wenn Ende Juli kommenden Jahres die Münchner Löwen ihr Comeback in der Zweiten Liga feiern.
Gerade angesichts der nochmal drohenden Mieterhöhung, sollte auch dem letzten Fan klar sein: In diesem Stadion kann Sechzig kein Geld verdienen. Das Grünwalder Stadion ist trotz allem Charme, jeglicher Historie und Kultur deutlich zu klein für einen Verein wie den TSV 1860. Der Gang ins Olympiastadion wäre also nicht nur für sehr viele Fans, welche dann die Chance auf ein Ticket hätten, äußerst hilfreich, sondern vor allem für den Verein. Denn dort ließe sich de facto mehr Geld einnehmen als im Grünwalder Stadion. Geld, das in die sportliche Qualität der Mannschaft investiert werden könnte.
Auf taube Ohren seitens der Stadt München stoßen die Löwen bezüglich eines Umzuges ins Olympiastadion nicht - im Gegenteil: ,,Wenn die Sechzger zu mir kommen und sagen, sie wollen im Olympiastadion spielen, bin ich zu jedem Gespräch bereit“, sagte Oberbürgermeister Dieter Reiter neulich beim offiziellen Wiesnbesuch der Löwen. Es liegt also nur an der Vereinsführung, ob die Rückkehr in das Olympiastadion angestrebt wird oder nicht.
Wie auch immer man als Fan über die Vereinspolitik der Löwen denkt, ein gemeinsames Ziel sollte alle Anhänger einen: Der Wunsch nach maximalen Erfolg der Mannschaft und die Rückkehr zu den erfolgreichen sportlichen Zeiten der Vergangenheit. Daher ist der Gang ins Olympiastadion nicht nur der Wunsch vieler junger Fans, sondern nahezu alternativlos. Denn nur in einem Stadion zu spielen, weil man dort vor über 50 Jahren in einer komplett anderen Zeit seine größten Erfolge feiern konnte, hilft nicht dabei, sportlich dahin zu kommen, wo man mal war. Es wurde zu lange tatenlos zugesehen. Die Zeit zum Handeln ist gekommen. Besser heute als morgen!
Der Münchner Constantin Hartig ist 17 Jahre alt. Er hat in diesem Sommer sein Abitur abgelegt. In seiner Freizeit spielt er für die U19 des TSV Grünwald Fußball.Bei db24 hat er vor kurzem den TikTok-Kanal ins Leben gerufen.