VON MARCO BLANCO UCLES

Der Löwe steht in den kommenden Monaten am Scheideweg - auch wenn das der ein oder andere an der Grünwalder Straße 114 nicht gerne hören wird…

Klar ist: Im Mai 2023 - in rund fünf Monaten - entscheidet sich, wo der Weg des TSV 1860 in naher Zukunft hinführen wird: Nach sechs Jahren Abstinenz zurück in die Zweite Bundesliga, in den wirklichen Profifußball. Oder der Löwe verkommt endgültig zur grauen Drittliga-Maus und muss womöglich sogar einen Großteil seiner Schlüsselspieler abgeben. Auch die sportliche Kommandobrücke dürfte kaum bleiben. Sechzig würde ein komplett neues Gesicht bekommen - und das nicht im positiven Sinne.

Deshalb muss der Löwe die immer noch gute Ausgangsposition - drei Zähler Rückstand auf den direkten Aufstiegsplatz - in den verbleibenden 21 Partien nutzen, um den lang ersehnten Aufstieg in seiner fünften Drittliga-Saison endlich zu realisieren.

In den Wochen vor der Winterpause wurde klar: Mit dem bestehenden Personal wird das schwierig, zu viele Spieler im Löwen-Kader ducken sich weg, wenn es eng wird. Im Mittelfeld fehlte der Mannschaft von Trainer Michael Köllner ein Profi, der auch mal dazwischen haut, die Mitspieler aufrüttelt - und auch Tore schießt. Rückkehrer Tim Rieder gelang das bedauerlicherweise zu selten. Diese gewichtige Rolle dem erst 18-Jährigen Marius Wörl, einem der Gewinnern der Hinrunde, zuzumuten, wäre unverhältnismäßig.

Blauer Aufstiegskampf: Auf welcher Position sollte sich 1860 noch verstärken?

Umfrage endete am 21.12.2022 08:00 Uhr
Spielmacher
37% (586)
Achter-Rolle
36% (572)
Zentrales defensives Mittelfeld
9% (139)
Mittelstürmer-Position
8% (132)
Offensive Außenbahn
3% (52)
Torwart
3% (44)
Linksverteidiger
2% (39)
Innenverteidiger
1% (23)
Rechtsverteidiger
1% (10)

Teilnehmer: 1597

Sich darauf zu verlassen, dass die offensiven Mittelfeldspieler, darunter Martin Kobylanski und Jo Boyamba, plötzlich überperformen, wäre blauäugig - und fahrlässig! 1860 muss reagieren, den Kader jetzt verstärken. Es braucht Typen, um im engen Aufstiegsrennen der Dritten Liga bestehen zu können. Sport-Geschäftsführer Günther Gorenzel muss seine Fühler ausstrecken, Qualität nach München-Giesing locken. Einige Kandidaten haben wir HIER aufgelistet, oder hat der Löwe einen ganz anderen Plan?

Ob 1860 am Ende die große Party im Mai feiern darf, hängt auch davon ab, wie gut Torjäger Marcel Bär im kommenden Jahr performen kann. Nach seinem Mittelfußbruch war dem 30-Jährigen die fehlende Spielpraxis zuletzt noch deutlich anzumerken. Sich darauf zu verlassen, dass Bär eine ähnlich erfolgreiche Rückserie wie vergangene Saison (15 Treffer) hinlegen wird, ist zumindest fraglich. Erlaubt es das Budget, könnte ein torgefährlicher Mann für die zuletzt lahmende Offensive definitiv nicht schaden.

Gorenzel, Köllner und die restliche sportliche Kommandobrücke wissen, dass es sich um ein Alles-oder-Nichts-Jahr handelt und der Löwe ins Risiko gehen muss. Ein Nichtaufstieg würde dem Traditionsverein teurer zu stehen kommen als jetzt Geld für ein bis zwei Verstärkungen frei zu machen. 1860 steht wiedermal am Scheideweg - jetzt ist es noch möglich, alles dafür zu tun, damit 1860 gerüstet ist für den schweren Aufstiegskampf.