Der große db24-Kadercheck: Schlüsselspieler, Enttäuschungen und Hoffnungsträger
- VON MARCO BLANCO UND STEFAN MATZKE (FOTO)
- 12.12.2022 07:31
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Die Pechvögel
Marcel Bär: Der Schock war groß, als sich der Drittliga-Torschützenkönig der Vorsaison im DFB-Pokal gegen Borussia Dortmund (0:3) Ende Juli den Mittelfuß brach. Die wenigsten Experten rechneten damit, dass Bär, der bereits einen Großteil der Sommer-Vorbereitung aufgrund der Folgen einer Corona-Infektion verpasst hatte, in diesem Jahr auf den Platz zurückkehren würde. Doch der 30-Jährige schuftete hart und feierte bereits Ende Oktober in Bayreuth (0:1) sein Comeback. Doch die Verletzung hat logischerweise Spuren beim Torjäger hinterlassen, er war in den Auftritten vor der Winterpause kaum wiederzuerkennen. Die Löwen müssen die Zeit bis zum ersten Spiel im neuen Jahr in Mannheim (14.1) nutzen, um ihren Torjäger wieder in Form zu bekommen. Bär muss vorangehen, seine beiden jungen Kollegen Lakenmacher und Skenderovic an die Hand nehmen. 1860 benötigt seine Treffer dringend, um im Aufstiegsrennen erfolgreich zu sein. 5 Einsätze - 2 Tore - db24-Durchschnittsnote: 4,00.
Daniel Wein: Der Routinier auf der Sechser-Position stand zwar nach der komplett verkorksten Vorsaison - lediglich sieben Einsätze aufgrund eines Ermüdungsbruchs im Fuß - wieder häufiger auf dem Platz, seine Verletzungsanfälligkiet konnte er jedoch nicht komplett ablegen. Bei seinem vierminütigen Comeback gegen Meppen (4:0) bekam er direkt wieder einen schmerzhaften Schlag ab, mal zwickte später die Leiste, mal war er krank. Auf die Art und Weise einen Stammplatz zu erobern, ist logischerweise schwierig. War er auf dem Platz, brachte Wein zumeist Ordnung und Struktur ins Löwen-Spiel. Sein Vertrag läuft im Sommer aus. Der 28-Jährige muss regelmäßig spielen, um Argumente für eine Verlängerung zu sammeln. 8 Einsätze - db24-Durchschnittsnote: 3,17.
Semi Belkahia: Zu Saisonbeginn neben Verlaat in der Innenverteidigung gesetzt, verlor Belkahia aufgrund einer Oberschenkelverletzung seinen Stammplatz an Shootingstar Morgalla. Kam deshalb häufig als Joker zum Einsatz und machte seine Sache zumeist ordentlich. Steht im internen Innenverteidiger-Ranking auf Rang drei. Als er im Jahres-Finale gegen Essen (1:1) seinen dritten Startelfeinsatz der Saison feierte, verletzte er sich nach 13 Minuten am Knie, muss bis Weihnachten pausieren. Ähnlich wie Wein muss er sich strecken, damit sein Vertrag im Sommer verlängert wird. 6 Einsätze - db24-Durchschnittsnote: 3,60.
Die Enttäuschenden
Martin Kobylanski: Wurde von den Verantwortlichen als einer der Königstransfers im Sommer angepriesen und sollte den häufig zu unkonstanten Richard Neudecker in der Mittelefeld-Zentrale ersetzen. Das gelang ihm nicht. Völlig austrainiert wirkt Kobylanski bis heute nicht. Zu häufig tauchte der 28-Jährige in den Spielen unter, haderte mit sich und den Mitspielern. Auch seine einst gefürchteten Standards kommen bei 1860 bislang überhaupt nicht zur Geltung. Zu Saisonbeginn sammelte er noch fleißig Scorerpunkte, bewies seine überdurchschnittliche Klasse am Ball. Sein letzter Scorerpunkt liegt jedoch mittlerweile über drei Monate zurück. Von vielen bereits abgeschrieben - negativer Höhepunkt: Nicht-Nominierung für den Spieltags-Kader gegen Essen -, muss er es seinen Kritikern im neuen Jahr beweisen. 15 Einsätze - 2 Tore - 2 Vorlagen - db24-Durchschnittsnote: 4,00.
Joseph Boyamba: Wann gab es den großen Bruch im Spiel des Joseph Boyamba? Das fragen sich viele bei den Löwen. Verzauberte er die Fans anfangs mit seinen Tempo-Dribblings über die Außenbahn - im Zentrum kam der 26-Jährige überhaupt nicht zurecht - und seinem feinen linken Füßchen, entwickelte sich der Neuzugang aus Mannheim im Saisonverlauf immer mehr zum großen Sorgenkind an der Grünwalder Straße 114. Häufig wirkte er lustlos, verzettelte sich in beinahe jedem Dribbling - die Spielfreude war komplett verflogen. Ein enttäuschender Auftritt jagte den nächsten. Wie Kobylanski wurde auch er für das Spiel gegen Essen gar nicht erst nominiert. Köllner muss hart mit ihm arbeiten, damit Boyamba seine Fähigkeiten wieder auf den Platz bekommt. Dann nämlich kann er den Löwen definitiv weiterhelfen. 15 Einsätze - 2 Tore - 2 Vorlagen - db24-Durchschnittsnote: 3,43.
Die Statisten
Julius Schmid: “Wir werden sehen, ob er Tom Kretzschmar den Status als Nummer zwei streitig machen kann.” So sprach Köllner im Sommer-Trainingslager über Neuzugang Julius Schmid. Wenige Monate später ist klar: Er konnte es nicht, Schmid ist die klare Nummer drei bei den Sechzig-Keepern. Der aus Lübeck nach München gekommene Finne kommt an die Klasse von Kretzschmar und Hiller nicht heran, spielt zumeist in der U21.
Tom Kretzschmar: 3 Toto-Pokal-Einsätze sowie ein Spiel in der Bayernliga - mehr war bislang nicht drin für Ersatz-Keeper Tom Kretzschmar. An Hiller ist für die jahrelange Nummer zwei weiterhin kein Vorbeikommen. Dennoch kann sich der Löwe glücklich schätzen: Einen zweiten Torhüter mit der Klasse Kretzschmars würden sich viele Drittligisten wünschen. Zudem sorgt der 23-Jährige für gute Stimmung, ist im Team beliebt. Da Hiller vermutlich noch lange Zeit das Löwen-Gehäuse hüten wird, muss sich Kretzschmar genau überlegen, ob er seinen im Sommer auslaufenden Vertrag verlängern möchte. Viel Spielpraxis wird es für ihn bei Sechzig wohl auch zukünftig nicht geben.
Marius Willsch: Ob der Rechtsverteidiger bei 1860 nochmals zu alter Stärke zurückfinden wird, darf stark bezweifelt werden. Zwar ist der 31-Jährige nach seiner Horror-Vorsaison, als er beinahe komplett verletzt ausfiel, wieder größtenteils verletzungsfrei. Allerdings ist ihm der Offensivdrang und die Spritzigkeit früherer Tage verloren gegangen. So reichte es lediglich zu fünf Drittliga-Einsätzen, zumeist kam Willsch als Joker. Sein Vertrag läuft im Sommer aus, eine Verlängerung scheint derzeit extrem unwahrscheinlich. 5 Einsätze - db24-Durchschnittsnote: 4,0.
Niklas Lang: Der Starnberger hatte sich nach seiner Vertragsverlängerung im Sommer deutlich mehr erhofft. Inzwischen ist klar: Lang ist bei 1860 Dauer-Reservist. Zu stark erscheint derzeit die Konkurrenz auf seiner Position mit Belkahia, Verlaat und Morgalla. Zuletzt pendelte der 20-Jährige nurnoch zwischen Ersatzbank und Tribüne. Die Anlagen bei ihm sind unbestritten, aber Lang muss spielen. Ist eine Leihe die Lösung bei ihm? 3 Einsätze - db24-Durchschnittsnote: 3,50.
Quirin Moll: Die zweite Hälfte der bisherigen Saison entwickelte sich für den 31-Jährigen zum Albtraum. Zu Beginn konnte er dem Löwen-Spiel - häufig als Joker - viel Sicherheit geben. Seit Mitte September reichte es für Moll lediglich zu zwei Kurz-Einsätzen. Erst fehlte er verletzt, später krankheitsbedingt. Auf dem Platz hatte ihm der junge Wörl den Rang abgelaufen. Wer den körperlich robusten Sechser kennt, der weiß: Moll wird um seine Chance kämpfen, keinesfalls aufstecken. Dennoch erscheint es momentan als sehr unwahrscheinlich, dass sein im Sommer auslaufender Vertrag an der Grünwalder Straße 114 verlängert wird. 10 Einsätze - 2 Vorlagen - db24-Durchschnittsnote: 3,00.
Nathan Wicht: Einst als großes Talent verschrien, stagnierte die Entwicklung des 18-Jährigen zuletzt zunehmend. Nur ein einziges Mal stand er im Drittliga-Kader der Löwen, kam allerdings nicht zum Einsatz. Der Schweizer U19-Nationalspieler wirkt nicht komplett austrainiert, muss hart an sich arbeiten. In der A-Junioren-Bundesliga zeigte er zwar durchaus ansprechende Leistungen - sieben Scorerpunkte in neun Partien -, fiel allerdings mehrfach durch seine negative Körpersprache auf. Es muss ein Umdenken bei Wicht geben, will er in naher Zukunft den Durchbruch bei den Löwen-Profis schaffen.
Milos Cocic: Stand nach ansprechenden Leistungen im Toto-Pokal - drei Treffer in drei Spielen - mehrfach im Drittliga-Kader der Löwen, kam jedoch nicht zum Einsatz. Der Linksaußen bringt Anlagen mit, ob es für die Profis reichen wird, darf zumindest bezweifelt werden. Muss nach seinem Mittelfußbruch Anfang Oktober ohnehin erstmal zu alter Stärke wiederfinden.
Alexander Freitag: Bei den Fans ist der Stiefsohn von Trainer Köllner alles andere als unumstritten. Durfte am 3. Spieltag gegen Meppen für 15 Minuten mitmischen. Da er nur wenige Stunden später für die U21 der Löwen auflief, wurde dieser der 1:0-Auswärtssieg in Memmingen im nachhinein wieder aberkannt. Dabei allerdings die Schuld bei Freitag zu suchen, ist schlichtweg falsch. Der Linksfuß ist in jedem Training mit 100 Prozent Leidenschaft dabei. Die Konkurrenz bei den Profis erscheint für den 23-Jährigen allerdings zu stark. 1 Einsatz - db24-Durchschnittsnote: 3,0.
Lorenz Knöferl: Im Dezember 2020 glaubten nicht wenige im Löwen-Umfeld, dass mit Lorenz Knöferl der nächste Stern am Löwen-Himmel aufgeht. Der damals 17-Jährige schwang sich mit seinem Treffer zum 2:2-Endstand gegen Wiesbaden zum jüngsten Drittliga-Torschützen der Sechzger aller Zeiten auf. Es folgten viele Verletzungen und kaum sportliche Ausrufezeichen. Der heute 19-Jährige schaffte es in dieser Saison kein einziges Mal in den Drittliga-Kader. Gegen Türkgücü (3:1) im Toto-Pokal flog er drei Minuten nach seiner Einwechslung mit glatt Rot vom Platz. Schwer vorzustellen, dass er eine Zukunft in München-Giesing hat.