Tops & Flops des Löwen-Jahres 2022
- VON OLIVER GRISS, MARCO BLANCO UCLES UND IMAGO (FOTO)
- 31.12.2022 09:06
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Flops
Pyro-Spitzenreiter der Dritten Liga: Die Drittliga-Tabellenführung hat 1860 im Verlauf dieser Saison auf sportlicher Ebene verspielt. Kurz vor Weihnachten schwang sich der Löwe dagegen in einem weitaus weniger erfreulichen Ranking zum Liga-Primus auf: Die Pyrostrafen-Tabelle. Sage und schreibe 47.300 Euro musste Sechzig in dieser Saison bereits für die Vergehen seiner Anhänger an den Deutschen Fußball-Bund abdrücken. Zum Vergleich: Der Zweite des Rankings, Rot-Weiss Essen, musste für seine ebenfalls keinesfalls als harmlos bekannten Fans bisher 25.000 Euro berappen - etwas mehr als die Hälfte der Löwen-Sanktionen. Und das obwohl bei 1860 derzeit händeringend Verstärkungen für den Aufstiegskampf gesucht werden. Dass sich die Fans letztendlich ins eigene Fleisch schneiden, scheint noch nicht bei jedem Sechzger-Anhänger angekommen zu sein. Erstaunlich ist, welche Masse an Pyrotechnik immer ins Grünwalder Stadion gelangt. Grüße an den Ordnungsdienst.
Das vermeintliche Endspiel für Köllner: Anfang November glich die Grünwalder Straße 114 einer Kraterlandschaft. Der Löwe verlor in der Dritten Liga dreimal in Serie, überall brodelte es. Eine Zeitung sprach vor dem Jahres-Finale gegen Rot-Weiss Essen gar von einem Endspiel für Trainer Michael Köllner. Der reagierte auf der Pressekonferenz vor dem Duell mit Essen mit deutlichen Worten: “Wenn Insider irgendwelche Informationen an die Presse durchstecken, dann ist das kein Ruhmesblatt für einen erfolgreichen Verein. Es werden Dinge gestreut, die am Ende nicht der Wahrheit entsprechen. Es wird versucht, nicht erfolgreich zu sein.” Wen Köllner mit seiner Kritik meinte, sagte er nicht - dennoch war die Richtung seiner Schelte unschwer zu deuten. Alles erinnerte an das Aus von Daniel Bierofka 2019.
Enttäuschende Kulisse bei der Mitgliederversammlung im Zenith: Anfang Juli wurde Löwen-Präsident Robert Reisinger für drei weitere Jahre im Amt bestätigt. Rund 18.000 stimmberechtigte Mitglieder gibt es bei 1860 - 310 von ihnen gingen letztendlich zur Wahl - Minus-Rekord! Am Ende reichten Reisinger 290 Stimmen zur Wahl. Einen Gegenkandidaten gab es im demokratischen System der Löwen übrigens nicht. Der Verwaltungsrat hatte den 58-jährigen Reisinger als einzigen Kandidaten vorgeschlagen. Eine Möglichkeit zur Online-Abstimmung, wie im 21. Jahrhundert mittlerweile usus, gibt es bei Sechzig übrigens nicht. PS: Bei der Fußball-Versammlung wurde es im November nicht mal dreistellig. Wir sind der Verein?
Streit um die Markenrechte: Immer wieder wurden in der Vergangenheit die Bild- und Wortmarken, die der seit 2002 ausgegliederten TSV München von 1860 GmbH & Co. KGaA gehören, für andere Zwecke missbraucht. Dies ging soweit, dass sich die Verantwortlichen Ende Juni dazu gezwungen sahen, eine Übersicht der geschützten Bild & Wortmarken zu veröffentlichen. Auf die vertraglich festegehaltenen Statuten antwortete ein Teil der aktiven Fanszenen mit beleidigenden Plakaten gegen Ismaik-Statthalter Anthony Power. Giesing, wie es leibt und lebt.
Fake-News über fehlende Gelder für die Drittliga-Lizenz: Der Aufschrei Anfang Dezember war groß, als in Fan-Foren das Gerücht in Umlauf gebracht wurde, dass der Löwe Schwierigkeiten bei der Erfüllung der Lizenzierungs-Auflagen habe und ihm deshalb Sanktionen wie einem Punktabzug drohen. Innerhalb weniger Stunden reagierten die 1860-Verantwortlichen. Zuerst reagierte Mehreits-Gesellschafter Hasan Ismaik via Instagram: “Ich kann versichern, dass wir alle unsere Hausaufgaben erledigt haben und dies auch weiter tun werden. Von einem Punktabzug oder sonstigen Sanktionen kann keine Rede sein. Es wird absichtlich künstlich negative Stimmung kreiert.” Wenig später meldete sich auch Präsident Reisinger im “Münchner Merkur” zu Wort: “Ich verstehe gar nicht, wie man auf so einen Schmarrn kommen kann.” Damit stand der Ober-Löwe nicht alleine da. Bis auf die Verfasser der Texte dürfte diese kaum jemand im Löwen-Kosmos verstanden haben. Und siehe da: Kaum eine Woche später wurde bekannt, dass Ismaik mit einer Umwandlung von Krediten in Genußscheine sowie weitere Darlehen den Spielbetrieb für die kommende Saison gesichert hat.