Fünf Jahre Gorenzel beim TSV 1860: Gibt´s im Sommer (endlich) die Krönung?
- VON OLIVER GRISS, MARCO BLANCO UCLES UND IMAGO (FOTO)
- 19.01.2023 17:51
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FLOPS
Mangelhafte Budget-Verteilung: Woran liegt es, dass der Löwe in dieser Saison eine größere Breite besitzt, ohne dass das Budget groß gestiegen ist im Vergleich zu den Vorjahren? Ganz einfach: Die Zeiten, in denen Sechzig - und auch Gorenzel - einzelnen Spielern wie Stephan Salger, Richard Neudecker oder Sascha Mölders überdurchschnittlich viel Gehalt gezahlt hat, sind vorbei. 1860 hat sein Konzept in dieser Hinsicht angepasst und dennoch deutlich mehr Qualität - besonders auf der Bank - als in den Vorjahren im Kader.
Fehlende Spieler-Verkäufe: Bis auf Adriano Grimaldi, der in der Winterpause 2018/2019 für 200.000 Euro zum KFC Uerdingen verkauft wurde, schaffte es Gorenzel nicht, mit Spielern, die die Löwen verlassen haben, Geld zu generieren. Finanzielle Mittel, die 1860 natürlich auch bei Einkäufen fehlen. Bei Dennis Dressel beispielsweise schlug man im Sommer 2021 ein sechsstelliges Angebot von Zweitligist Darmstadt aus. Dressels Leistungen stagnierten, ein Jahr später ging er ablösefrei in die Zweite Liga zu Rostock, ist dort unumstrittener Stammspieler. Auch für die Talente Noel Niemann (heute Osnabrück) und Leon Klassen (heute Spartak Moskau) erhielt Sechzig kein Geld.
Österreicher floppen (bislang): Österreicher und der TSV 1860 - das passte häufig in der ruhmreichen Historie der Löwen. Max Merkel, Peter Pacult und Harald Cerny sind nur einige Beispiele. In der Gorenzel-Ära bleiben die Kicker aus der Alpenrepublik jedoch bislang hinter den Erwartungen zurück. Der Geschäftsführer besitzt in seine Heimat beste Kontakte. Dennoch scheiterten die von Gorenzel geholten Martin Pusic sowie Tim Linsbichler in München-Giesing. Pusic und Sechzig lösten den Vertrag nach nur acht Partien - null Tore - wieder auf, als Grund wurden “private Gründe” des Angreifers aufgeführt. Linsbichler hatte seine erste Saison bei 1860 mit einer Schambeinentzündung komplett verpasst. In der vergangenen Spielzeit kam er zu 23 Einsätzen, blieb jedoch ebenfalls ohne Treffer. Heute sind Pusic und Linsbichler beide vereinslos. Bleibt zu hoffen, dass Neuzugang Holzhauser mehr Erfolg hat bei den Löwen als seine unmittelbaren Vorgänger.
Schwieriges Verhältnis zu Ex-Trainer Daniel Bierofka: Im November 2019 schmiss Ex-Trainer Bierofka entnervt hin bei den Löwen. Interne Querelen inklusive an die Medien durchgesickerte Informationen hatten dem Aufstiegscoach von 2018 zugesetzt. Das Verhältnis zu Gorenzel soll nicht das beste gewesen sein, auch wenn dieser öffentlich darauf bestand, immer hinter Bierofka gestanden zu haben. Wenige Monate vor Bierofkas Rücktritt jedoch soll es bereits zu Streitigkeiten gekommen sein, als Gorenzel offenbar verhinderte, dass die Löwen mit externem Sponsoring neue Spieler verpflichteten. Als Bierofka wenige Tage vor seinem Rücktritt öffentlich Kritik am Geschehen im Verein der Vorwochen äußerte, erklärte Gorenzel: “Ich habe vollstes Verständnis für den Trainer, wenn er sich über Kritik ärgert. Aber Kritik gehört im Profifußball und in unserer Situation dazu.” Den Rückhalt im Klub - inklusive Gorenzel - verspürte Bierofka damals offenbar nicht mehr, wenige Tage später trat er zurück.