VON OLIVER GRISS

Michael Köllner war der Verständnisvolle, der Wortgewandte, der Väterliche. Aber auch über mehr als drei Jahre ein wichtiger Brückenbauer im Pulverfass 1860. Unter dem Strich war der Oberpfälzer vielleicht aber auch einen Tick zu lieb, um den letzten (so wichtigen) Schritt zu gehen. Und trotzdem war Köllner ein großer Gewinn für den Turn- und Sportverein aus Giesing - und deswegen ist es umso unschöner, dass Köllner selbst keine Abschiedsworte in der Presseerklärung vom Dienstagmorgen an die Fans richten durfte.

Jetzt geht die Suche an der Grünwalder Straße 114 nach einem bezahlbaren Nachfolger erst richtig los - und es wird nicht einfach, einen adäquaten Ersatz für Köllner zu finden, denn er gehörte als Gesamtpaket zu den Top-Trainern in der Dritten Liga. Und wer sich 1180 Tage bei den Löwen halten kann, kann in einer schwierigen Zeit nicht so schlechte Arbeit verrichtet haben, zumal die Haltbarkeitsdauer der Trainer heutzutage immer kürzer wird. Ob es wieder einen Löwentrainer gibt, der es länger als Köllner aushält? Vermutlich nicht. Einen Menschenfänger und ein Aushängeschild wie Köllner es ist, könnte man sich auch in einer anderen Funktion bei 1860 durchaus vorstellen.

Die Suche nach dem Köllner-Nachfolger: Wer könnte neuer Löwen-Trainer werden?

Umfrage endete am 14.02.2023 17:00 Uhr
Marco Antwerpen
18% (1900)
Bernhard Trares
15% (1603)
Uwe Neuhaus
14% (1491)
Ein Anderer!
10% (1021)
Peter Pacult
9% (909)
Daniel Bierofka
7% (752)
Reiner Maurer
6% (656)
Thorsten Fink
4% (448)
Gregg Berhalter
4% (424)
Marco Kurz
4% (389)
Tomas Oral
4% (381)
Uwe Koschinat
2% (190)
Rüdiger Rehm
1% (156)
Franco Foda
1% (100)
Erol Bulut
0% (37)

Teilnehmer: 10457

Wichtig ist jetzt jedoch, dass die Löwen sehr schnell einen Übungsleiter präsentieren, der keine Freundschaftslösung ist, sondern bei den Spielern wieder das Feuer erweckt, um in den verbleibenden 18 Spielen das Optimum herauszuholen und das von allen Seiten ausgegebene Saisonziel Aufstieg bei seinem stolzen Sechs-Millionen-Etat zu erreichen.

Es braucht nun einen Trainer-Typen, der mental das komplette Gegenteil zu Köllner ist - einen echten Hardliner, der alles von der Mannschaft verlangt und herausquetscht, keine Kompromisse duldet, eine stringente Linie führt.

Diese Trainertypen sind in Zeiten der Laptop-Generation eine aussterbende Spezies, aber für schnelle unkomplizierte Lösungen unverzichtbar.

Wichtig zudem für 1860: Der Neue muss die Dritte Liga kennen, denn sie ist sehr speziell. Aktuell sind zwei Trainer auf dem Markt zur Verfügung, die dieses Anforderungsprofil erfüllen würden: Tomas Oral und Marco Antwerpen. Beide Fußballlehrer mit hartem Kern sind unbequem und haben jeweils schon bewiesen, dass sie ihre Vereine in die Zweite Liga führen können.

Aber hat Sport-Geschäftsführer Günther Gorenzel diesen Trainertypus überhaupt auf dem Schirm? Gorenzel ist jetzt gefordert, eine zielorientierte Lösung zu präsentieren. Ein Nachteil ist für die Löwen mit Sicherheit, dass in den Vereinsgremien kein ehemaliger Fußballer sitzt, der Einfluß auf diese zukunftsträchtige Entscheidung nehmen kann. Warum 1860 nicht schon in dieser Woche einen Nachfolger präsentiert, ist zumindest fragwürdig. Am Geld darf eine gute Trainer-Verpflichtung jetzt nicht scheitern.