VON OLIVER GRISS UND IMAGO (FOTO)

Heute vor zwei Jahren, am 21. März 2021, gewann der TSV 1860 an einem Montagabend mit 1:0 gegen Dynamo Dresden und löste so kurzzeitig wieder eine gewisse Aufstiegshoffnung aus. Doch dieser Abend hatte auch einen negativen Touch: Stadionsprecher Stefan Schneider kam kurz vor Schlusspfiff hoch zur Pressetribüne und verteilte ein Schreiben - mit seinem sofortigen Rücktritt bei Münchens großer Liebe. Nach über 30 Jahren.

Der Verein, der sich von dem Zwangsabstieg 2017 noch lange nicht erholt hat, verlor eines seiner letzten Unikate. Schneider war nicht nur Stimme der Löwen, sondern auch Marketing-Maschine. Er zog die Menschen an, er kreierte Sprüche wie “Münchens große Liebe” oder “löwenslänglich blau”. Ganz Schlaue wollten den zweiten Spruch trotz Markenschutz sogar für ihr eigenes Projekt verwenden. Schnell wurde hier aber der Riegel vorgeschoben. Nach db24-Informationen hat Schneider beide Slogans mittlerweile der KGaA übergeben - kostenlos.

Warum Schneider so abrupt bei den Blauen aufgehört hat? Darüber will er nicht so recht sprechen. db24 weiß aber: Es hatte nichts damit zu tun, dass er zu sehr ausgelastet gewesen sein soll, sondern er konnte sich mit gewissen Dingen bei den Löwen nicht mehr identifizieren. Zudem fühlte sich Schneider in seiner Arbeit bei 1860 beschnitten.

Die Erinnerungen, die er mit den Löwen aus der ersten Reihe mitgemacht hat, wird ihm keiner mehr nehmen können. Er erlebte den grandiosen Durchmarsch von der Bayernliga bis in den Europapokal. Bitter für Schneider: In der Saison, in der 1860 mit zwei Derby-Siegen über die Roten Stadtmeister wurde, durfte er für die Löwen nicht brüllen. Ralf Exel wurde vom damaligen Löwen-Partner TV.München eingesetzt - bis die “AZ” enthüllte, dass Exel ein Bayern-Fan ist.

Seinen Nachfolger bei 1860 hat Schneider übrigens selbst vorgeschlagen: Sebastian Schäch. Der Mann aus dem Landkreis Rosenheim müht sich nach Kräften. Aber wie heißt’s so schön: Nichts ist besser als das Original. Und das war Schneider, der den Löwen vor allem als Sympathieträger fehlt.